Festakt zu „80 Jahre Kriegsende“ in der Benediktinerabtei Ottobeuren

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Gedachten gemeinsam mit rund 100 geladenen Gästen dem Ende des Zweiten Weltkriegs (v.l.): Pater Christoph Maria Kuen OSB, Markus Ferber (MdEP), Magnus Brunner (EU-Kommissar für Inneres und Migration) und Wolfgang Bücherl (Vertretung der Europäischen Kommission in München). © Manfred Schilder

Mit einem Festakt vor rund 100 geladenen Gästen hat die Stiftung „Europäische Kulturtage Ottobeuren“ zusammen mit dem Markt Ottobeuren dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa vor 80 Jahren gedacht.

Ottobeuren – Stiftungsvorsitzender und EU-Abgeordneter Markus Ferber begrüßte als Festredner den österreichischen EU-Kommissar für Inneres und Migration, Magnus Brunner. Der Festakt wurde musikalisch von Karina Polyfka am Klavier, Kathrin Lapsit-Hanel an der Blockflöte und Edit Gazsarovszkné Varga an der Querflöte umrahmt, die zwischen den Ansprachen drei Sätze aus der Triosonate C-Dur von Johann Joachim Quantz darboten.

Pater Christoph Maria Kuen OSB, der neu gewählte Prior Administrator der Benediktinerabtei Ottobeuren, begrüßte die Gäste im ehrwürdigen Abt-Rupert-Ness-Saal. Zahlreiche Ehrengäste, darunter Dr. Florian Dorn MdB, Alfons Weber (Vizepräsident des schwäbischen Bezirkstags), Staatsminister a.D. Josef Miller, Ottobeurens Zweiter Bürgermeister Markus Albrecht sowie Daniel Gastl (Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Schwaben-Bodensee), waren der Einladung gefolgt.

Pater Christoph hob in seiner Begrüßung die Bedeutung des Christentums für die Entwicklung in Europa hervor und bedankte sich, dass der Festakt in der Abtei, einem „Denkmal des Christentums“, stattfinde.

Festakt zu „80 Jahre Kriegsende“ in der Benediktinerabtei Ottobeuren: Zusammenhalt und Demokratie

EU-Kommissar Markus Brunner überschrieb seine Festrede mit „Zusammenhalt und Demokratie als Friedensschirm Europas“ und machte gleich zu Beginn deutlich, dass die Europäische Union mehr als nur eine Wirtschaftsgemeinschaft sei. Gegründet wurde sie von sechs zuvor verfeindeten Staaten, welche sich für Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit entschieden haben – und das nach einem verheerenden Weltkrieg, der großes Leid über die Menschheit gebracht hatte.

Die EU verstehe sich als eine Gemeinschaft, die auf klar definierten Werten basiert und Grundfreiheiten sowie Rechtsstaatlichkeit verficht. Werte also, wie sie auch in der Benediktinerabtei Ottobeuren verkörpert werden. Einem Ort, der für Kontinuität, Erneuerung und Widerstandskraft stehe.

„Die Abtei hat den Stürmen der Geschichte getrotzt. Sie hat sich gewandelt, angepasst und doch nie ihre Grundfesten verloren. Die Abtei hat bewiesen, wie Institutionen, wenn sie lebendig bleiben, zur Stabilität und zum Zusammenhalt einer Gesellschaft beitragen können“, so Brunner.

Festakt zu „80 Jahre Kriegsende“ in der Benediktinerabtei Ottobeuren: Acht Jahrzehnte in Frieden und Einheit

Seit 80 Jahren seien Frieden und europäische Integration eng miteinander verbunden. Auch das vereinte Europa habe seither viele Anhänger gefunden. Doch angesichts aktueller Entwicklungen werde wieder über Kriege gesprochen und darüber, wie Europa sich dagegen schützen könne.

„Wer hätte gedacht, dass das Friedensversprechen von damals so auf die Probe gestellt wird?“, mahnte Brunner. Doch gerade in Krisenzeiten müssten die Europäer zusammenstehen. Gemeinsam müsse diesen Bedrohungen entschieden entgegengetreten werden; unsere Sicherheit und Demokratie seien keine Selbstverständlichkeit.

Extremistische Kräfte würden stärker, europaweit nähmen illiberale Tendenzen zu, und Antisemitismus erreiche ein alarmierendes Niveau. „Unsere Erinnerungskultur ist deswegen nicht nur unsere moralische Pflicht gegenüber den Millionen von Opfern von damals, sondern auch eine notwendige Verantwortung für die Gegenwart und Zukunft“, so Brunner.

Festakt zu „80 Jahre Kriegsende“ in der Benediktinerabtei Ottobeuren: Chancen der Migration nutzen

Auch auf das Thema Migration ging Brunner ein, deren illegale Auswüchse bekämpft werden müssen. Zugleich sei Migration eine Realität und wird es auch bleiben. Europa sei ein Kontinent der Vielfalt und genau diese könne unsere Gesellschaft stärken. Dafür müsse man den Zuzug als Chance nutzen – allein schon wegen des demografischen Wandels. „Bewahren wir das, was uns stark gemacht hat – und gestalten wir mit Mut das, was vor uns liegt“, forderte Brunner.

Am Ende seiner Rede appellierte Brunner an die Zuhörer: „Zusammenhalt ist unsere größte Stärke. Demokratie das Erfolgsrezept für unsere Sicherheit. Zusammen bilden sie den Friedensschirm für unseren Kontinent, für unser Zuhause. Lasst uns unser Zuhause schützen, damit auch die kommenden Generationen in eben jener Sicherheit, Freiheit und Wohlstand leben können.“

Festakt zu „80 Jahre Kriegsende“ in der Benediktinerabtei Ottobeuren: Frieden ist ein kostbares Gut

Auch Markus Ferber betonte in seiner Ansprache die Verantwortung für ein friedliches und zukunftsfähiges Europa. Das Jahr 2025 stehe im Zeichen der Erinnerung an das Kriegsende vor 80 Jahren – aber auch unter dem Eindruck aktueller Kriege in Europa. Gleichzeitig jähre sich heuer zum 40. Mal die Abfassung des Schengen-Abkommens, das den schrittweisen Abbau von Grenzkontrollen zwischen den teilnehmenden Staaten vorsehe und die Reisefreiheit erleichtere.

Der Zweite Weltkrieg forderte über 50 Millionen Menschenleben, Städte lagen in Trümmern, Millionen Menschen litten Hunger, waren obdachlos oder auf der Flucht. Gerade in einer Zeit, in der sich Europa erneut mit Krieg und Unsicherheit konfrontiert sehe, sei der Blick zurück wichtiger denn je.

Die Erinnerung an das Kriegsende mahne, Frieden nicht als Selbstverständlichkeit zu begreifen. Demokratie, Menschenrechte und ein friedliches Miteinander müssten täglich verteidigt und gestärkt werden.

80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bleibt somit aber auch die Hoffnung. Hoffnung auf eine Zukunft, in der die Lehren der Vergangenheit nicht vergessen werden Das Gedenken an das Kriegsende ist heute wichtiger denn je – als Mahnung, als Verantwortung, als Versprechen.

Zum Abschluss des Festakts richtete Markus Albrecht, stellvertretender Bürgermeister von Ottobeuren, seinen Dank an Magnus Brunner und überreichte ihm einen von Abt Johannes Schaber OSB verfassten Bildband über die Marktgemeinde. Ebenso bedankte er sich bei Pater Christoph für die Gastfreundschaft und die Möglichkeit, den Festakt in der Abtei durchführen zu können.

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