Ein Ticket fürs Freibad, ein Handtuch auf der Wiese, kaltes Wasser an den Füßen, Pommesduft in der Luft. Klingt nach Sommer. Und nach einem guten Preis. Doch kaum jemand fragt sich: Wie viel kostet dieser Tag eigentlich das Bad?
Denn die Wahrheit ist: Der Eintritt deckt nicht mal ansatzweise das, was so ein Freibad täglich verschlingt.
Jeder Tag im Freibad kostet Geld - und zwar viel
Wasser muss aufbereitet, gefiltert, erwärmt werden – rund um die Uhr. Strom fließt nicht nur für die Umwälzanlage, sondern auch für Duschen, Technik, Sicherheitssysteme. Jeder Tag beginnt Stunden vor Öffnung und endet oft erst tief in der Nacht – mit Reinigung, Wartung und Müllentsorgung.
Und dann sind da noch die Menschen: die Bademeister, die für Sicherheit sorgen. Das Kassenpersonal. Die Reinigungskräfte. Die Technik. Verwaltung. Jeder Tag kostet Geld. Und zwar viel.
Was viele beim Preis im Freibad nicht bedenken
Ein durchschnittliches Freibad schreibt jedes Jahr rote Zahlen. Große. Der Eintritt bringt Einnahmen, ja – aber bei weitem nicht genug. Oft fehlt am Ende der Saison ein Betrag, der so groß ist, dass man ihn im Alltag nie zusammenbekäme.
Was dann hilft, sind die Kommunen. Sie springen ein, weil sie wissen: Freibäder sind kein Luxus. Sie sind Teil unserer Gesellschaft.
Ralf Großmann wuchs im Schwimmbad auf und lebt Bäderbetrieb seit Kindheitstagen. Auf H2ohero.de teilt er seine Erfahrung aus deutschen Bädern – authentisch, alltagsnah und mit Herz für Sicherheit und Qualität. Er ist Teil unseres Experts Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.
Ein Ort für alle – für Familien mit kleinem Geldbeutel genauso wie für Rentner, Schulklassen, Vereine. Genau deshalb bleiben die Preise niedrig. Auch wenn es wirtschaftlich kaum noch machbar ist.
Das Wasser, das man sieht, ist nur die Oberfläche. Darunter liegt ein riesiges System. Technikräume, Rohrleitungen, Filteranlagen. Alles muss laufen – und regelmäßig repariert oder ersetzt werden. Wenn eine Pumpe ausfällt oder eine Steuerung spinnt, kostet das nicht nur Nerven, sondern auch viel Geld. Und das passiert ständig.
Die Gebäude werden älter, die Anforderungen steigen. Neue Sicherheitsvorgaben, strengere Hygienevorschriften, teurere Energie. Alles schlägt zu Buche. Und das Jahr für Jahr.
Wieso fünf Euro Eintritt im Freibad günstig sind
Wenn die letzten Gäste gegangen sind, beginnt für uns die zweite Schicht. Es wird geputzt, gespült, sortiert, repariert. Und was wir da sehen, ist oft ernüchternd: Liegen voller Abfall, Mülleimer überfüllt, Essensreste in den Duschen, Trinkpäckchen im Gebüsch.
Trotzdem machen wir es gern. Weil wir wissen, was das Bad für viele bedeutet. Aber wir wünschen uns manchmal, dass die Menschen mehr sehen als nur ihren Platz auf der Wiese.
Fünf Euro Eintritt sind günstig. So günstig, dass man sich manchmal fragt, wie es überhaupt noch geht. Denn wenn ein Freibad ernsthaft wirtschaftlich arbeiten müsste, wäre der Preis ein ganz anderer. Doch das soll nicht sein. Und das ist auch gut so.
Aber Wertschätzung kostet nichts. Und Verständnis beginnt mit einem Blick hinter die Kulissen.
Wer das einmal erlebt hat, geht vielleicht anders durchs Drehkreuz. Mit einem kleinen Danke – und dem Wissen, dass dieses Bad nur läuft, weil viele still im Hintergrund alles dafür geben.
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