Auftritt von Till Reiners in Köln - Comedian lässt Publikum mit heiklen Alkohol-Gags über Christian Lindner rätselnd zurück

Zu Beginn dämpft Till Reiners bei seinem Auftritt in Köln die Erwartungen: „So gut wirds nicht!“, ruft er in Richtung eines Zuschauers, der nach eigener Aussage aus Mainz angereist ist, um den Comedian am Mittwochabend in der Lanxess-Arena zu sehen. „Also, es wird schon gut - aber ich kann ja jetzt nicht heilen. Es ist nicht so, dass Blinde rausgehen und wieder sehen können“, sagt er. „Im besten Fall geht ihr nachher raus und sagt: Jo, war witzig.“

Witzig war „Mein Italien“, so der Name des Programms, tatsächlich. Wieso „Mein Italien“? 

„Für euch ein Witz, für mich 5000 Euro im Jahr“

Dafür liefert Reiners die Erklärung: Seine Freundin ist Italienerin, und um die Sprachkurse von der Steuer absetzen zu können, muss sein Job zumindest grob damit zu tun haben. Gelächter in den Blöcken. 

„Für euch ist das ein Witz, für mich 5000 Euro im Jahr“, sagt der Comedian. Natürlich alles ein Scherz, damit musste er auch schon seinen entrüsteten Steuerberater beruhigen, erzählt er. 

Till Reiners: Freundschaft mit Christian Lindner?

Reiners hangelt sich mittels einer vermeintlichen Bromance zwischen ihm – der von sich sagt, links eingestellt zu sein – und dem Ex-Bundesfinanzminister Christian Lindner durchs Programm. Ein ungleiches Duo also. Ob diese seltsame Freundschaft wirklich existiert?

Darüber lässt Reiners sein Publikum gekonnt rätseln. Kann doch nicht sein, dass sie sich gegenseitig zum Geburtstag einladen? 

Gemeinsam im Urlaub vier Pullen Schampus killen? Nee, also das ist jetzt wirklich Unsinn. Oder vielleicht doch nicht? Lindner selbst hat die Freundschaft natürlich längst dementiert. 

Für „Mein Italien“ (mit Kurz-Auftritt von Überraschungsgast Moritz Neumeier) ist das aber auch einigermaßen egal, denn sie ist lediglich das Gerüst für Reiners' Texte, mit denen er aktuell zu den angesagtesten Comedians gehört. Verdienterweise. 

Denn anders als so manch ein Kollege tritt Reiners weder nach unten, noch befeuert er mit etwaigen Spitzen gegen angeblichen Gender-Wahn, Wokeness oder Political Correctness ein „Wir-gegen-Die-Gefühl“. Das ist eine Wohltat und beweist, dass es für einen lustigen Abend kein Ätzen gegen eben jenes braucht. 

Von Laura Schmidl