Pläne von Star-Architekt ändern für Umweltschützer nichts: „Fangen nicht an zu diskutieren“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Geretsried-Wolfratshausen
  4. Geretsried

Kommentare

Die drei Vertreter der IG Wald (ab 4. v.li.) Thomas Laumont, Elke Müller, und Thomas Sichert überreichten die Unterschriften an Bürgermeister Michael Müller (2. v.li.), Vize-Bürgermeisterin Sonja Frank (4.v.li.) und Stephanie Dickel (Abteilungsleiterin Bürger). © Hans Lippert

Daniel Libeskind plant das Sportgymnasium. Der World-Trade-Center-Architekt hat einen nachhaltigen Bau konzipiert. Die Entwürfe lassen die IG Wald kalt.

Dass der weltberühmte Architekt das Sportgymnasium nachhaltig gestalten möchte, ändert nichts an der Haltung der IG Wald. Wie berichtet stellt sich die Interessensgemeinschaft mit einem Bürgerbegehren gegen die Rodung eines Teilstücks im Stadtwald. Dort könnte das Sportgymnasium entstehen. Die Fronten bleiben verhärtet, obwohl die Projektgesellschaft der Meinung war, den Initiatoren des Bürgerbegehrens weit entgegenzukommen.

Die Prokuristin der München Süd Sportschule GmbH, Ute Hennekes, stellte dem Bauausschuss vor, wie das Sportgymnasium an der Adalbert-Stifter-Straße aussehen soll. Der Entwurf stammt von Stararchitekt Daniel Libeskind, der unter anderem das neue World Trade Center und das höchste Wohnhaus Europas konzipierte. Der Schulbau sei nachhaltig, so Hennekes. Holz sei der dominante Baustoff. Außerdem müssten deutlich weniger als 20 000 Quadratmeter Wald fallen – diese Zahl wird von der IG Wald immer wieder genannt.

Bürgerbegehren geht weiter - trotz Libeskind-Entwürfen für Sportgymnasium

Thomas Laumont ist Sprecher der IG Wald. Er stelle nicht die Frage, ob 20 000, 500 oder 100 000 Quadratmeter Wald gerodet werden müssten. „Wir fangen nicht an zu diskutieren, ob dieser oder jener Baum fallen darf und wie viel denn in Ordnung wäre. Wir wollen den Stadtwald erhalten – und zwar in seiner Gesamtheit“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Den Vorwurf, die IG hätte mit falschen Zahlen dramatisiert, weist er zurück. „Auch wenn der Bau auf einem kleineren Teil stehen soll, braucht es Zuwege und Platz für die Baustelle. Es braucht Parkplätze, die ich auf dem Plan nicht sehe, Feuerwehrzufahrten, und es gibt Abstandsregelungen zum Baumbestand drumherum.“ Laumont folgert: „Es fällt mir schwer nachzuvollziehen, dass man für ein solches Vorhaben mit deutlich weniger Fläche als 20 000 Quadratmeter zurechtkommen kann.“

IG Wald sieht sich Kritik ausgesetzt - Sportgymnasiums-Pläne gehen weiter

In einer Mitteilung an unsere Zeitung hatte sich der IG-Vertreter verwundert darüber gezeigt, dass sich „Bürgermeister und Stadträte so schwertun mit einem Bürgerbegehren“. Wie er darauf kommt? Laumont nennt mehrere Gründe. So wurden Unterschriften-Sammler vom Waldsommer verwiesen. „Vielleicht ist das nicht der perfekte Ort, aber wir müssen dahin, wo Leute sind.“ Die CSU kritisierte an einem Stammtisch das Bürgerbegehren als vorschnelle Dramatisierung, und Laumont vermisste Informationen zum nötigen Quorum. Er konstatiert: „Über 4500 Menschen haben ihre politische Meinung mit ihrer Unterschrift erklärt – dafür sollte eine Stadt doch dankbar sein. Das ist etwa ein Viertel aller wahlberechtigten Bürger und Bürgerinnen, die sich in kurzem Zeitraum gleichsam unaufgefordert gegen diesen Standort aussprechen.“

„Stadt sollte dankbar sein“, findet IG-Wald-Sprecher

Laumont sieht sich als Vertreter dieser Menschen. „Die wollen den gesunden Stadtwald komplett erhalten“, sagt er. Aus Gesprächen mit Experten wie dem Bund Naturschutz sei klar hervorgegangen, dass der Stadtwald seine „vielfältigen Funktionen“ nur dann weiter erfüllen könne, „wenn er komplett erhalten bleibt“. Darum – und nur darum – gehe es der IG. „Wir sind nicht gegen das Sportgymnasium. Wir wollen nur den Stadtwald schützen. Und mit uns 4500 Geretsrieder.“ Nicht er, Laumont, sondern der Bürgermeister hätte das Bürgerbegehren zu einer Grundsatzdiskussion über den Schulbau gemacht: „Wenn der Bürgermeister sagt, dies sei der einzige Standort, der geeignet sei, dann macht er den Bürgerentscheid zu einem Entscheid für oder gegen ein Sportgymnasium.“ Das Bebauungsplanverfahren könnte am kommenden Dienstag die nächste Hürde nehmen. Auf der Tagesordnung des Stadtrats findet sich das Thema.

Entwurf „sehr futuristisch“ und nachhaltig

Zu den Entwurfsplänen von Star-Architekt Daniel Libeskind möchte Laumont nicht viel sagen. „Sehr futuristisch“ sei der Entwurf geworden, „nachhaltig ist das bestimmt auch, das muss es ja auch sein heutzutage“. Aber eine Diskussion über das Für und Wider dieser Architektenzeichnungen möchte der IG-Wald-Sprecher nicht führen. „Der Standort bleibt ja derselbe.“ Das habe er auch der Sportschul-Gruppe bei dem bis dato einzigen Gespräch gesagt, dass die Parteien miteinander geführt haben. Der Geretsrieder: „Aktuell reden wir nicht.“

Auch interessant

Kommentare