Türkei kämpft gegen Kurden in Nordsyrien: USA wollen Erdogan bremsen

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan betont immer wieder, gegen die Kurden in Nordsyrien vorzugehen. Es droht ein Konflikt mit den USA.

Ankara – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat es auf X ganz deutlich gesagt.  „Wir wehren uns gegen jeden Angriff auf die Freiheit des syrischen Volkes, die Stabilität der neuen syrischen Regierung und die Integrität des uralten Syrien.“ Die Türkei könne keinesfalls zustimmen, dass Syrien wieder zu einem Konfliktgebiet wird, das „erneut mit Blut und Feuer bedeckt wird. Wir können nicht mehr zulassen, dass Syrien erneut geteilt wird“.

Die Worte richten sich vor allem an die Kurden im Norden des Nachbarlandes. Das Gebiet, dass die Kurden „Rojava“ nennen, wird von der autonomen Selbstverwaltung regiert und der SDF (Syrian Democratic Forces) verteidigt. Darin vertreten sind neben Kurden auch Araber, christliche und andere Minderheiten. Die Politik in der Türkei allerdings setzt diese mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK gleich und fliegt seit Jahren Luftangriffe auf die Gegend. Vom Boden aus lässt Erdogan verbündete Milizen der dschihadistischen Syrischen Nationalarmee (SNA) die Gegend angreifen.

Erdogan schickt Geheimdienstchef Kalin nach Damaskus

Nach dem Sturz des Assad-Regimes haben sich die Angriffe auf die „PKK-Terroristen“, so bezeichnet Erdogan die Kurden und ihre Selbstverwaltung in Nordsyrien, dramatisch zugenommen. Und Ankara will offenbar auch die größte Rebellengruppe, die ebenfalls dschihadistische HTS - „Hai’at Tahrir al-Sham“ (Komitee zur Befreiung der Levante) auf gemeinsame Linie gegen die Kurden bringen. Am Donnerstag war sein Geheimdienstchef Ibrahim Kalin in Damaskus aufgetaucht.

Videos zeigten, wie der Chef des gefürchteten MIT in Begleitung von schwer bewaffneten Leibwächtern aus der Umayyaden-Moschee in der syrischen Hauptstadt hinausging. Das Auto, in das Kalin einstieg, wurde von HTS-Führer Abu Mohammed al-Dscholani gefahren – offenbar eine symbolische Geste, die eine enge Zusammenarbeit zwischen der Türkei und dem neuen Machthaber in Syrien demonstrieren soll.

Erdogan will noch stärker gegen Kurden in Syrien vorgehen.
Zwischen der Türkei und den USA bahnt sich erneut Streit an. © dpa/Evan Vucci

Gleichzeitig hatte US-Außenminister Anthony Blinken die Türkei besucht, offenbar um Erdogan bei seinem Vorgehen gegen die Kurden im Norden des Krisenlandes zu bremsen. Erdogan hatte auch bei diesem Treffen betont, dass die Türkei „präventive Maßnahmen“ für ihre nationale Sicherheit gegen „alle terroristischen Organisationen wie die PKK/PYD/YPG und Daesh/ISIS, die in Syrien operieren“, ergreifen werde, teilt das Kommunikationsdirektor des türkischen Präsidenten mit.

Trump warnte Erdogan 2019 kein „Dummkopf“ zu sein

Und genau da liegt auch das Problem zwischen der Türkei und der US-Politik. Washington unterstützt die Kurden sowie die SDF, die Erdogan mit der PKK gleichsetzt. Allerdings hatte Donald Trump in seiner ersten Amtszeit als US-Präsident Erdogan schon 2019 in einem Brief mit einer Zerstörung der türkischen Wirtschaft gedroht, wenn die Türkei gegen die Kurden in Nordsyrien vorgeht. „Du willst nicht für das Abschlachten tausender Menschen verantwortlich sein und ich will nicht für die Zerstörung der türkischen Wirtschaft sein – und ich werde es“, schreibt er darin unmissverständlich. „General Mazlum ist bereit, mit dir zu verhandeln“. Gemeint ist der Oberkommandierende der SDF, Mazlum Abdi. „Sei kein Dummkopf“, warnte Trump damals den türkischen Präsidenten.

Exiljournalist erstaunt über Vorgehensweise der Türkei

Der Exiljournalisten Can Dündar versteht angesichts der jüngsten Ereignisse die Welt nicht mehr. „Der Chef des Geheimdienstes MIT sitzt im Auto des Führers der HTS, die der Staat als „terroristische Organisation“ einstuft. Der Vorsitzende der (rechtsradikalen, Anm. d. Redaktion) MHP versucht, den Anführer der PKK, die der Staat als „terroristische Organisation“ betrachtet, freizulassen.
Als Journalist, der mit der Meldung „MIT bewaffnet Dschihadisten“ wegen „Unterstützung einer terroristischen Organisation“ zu 27,5 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, beobachte ich dies mit Ehrfurcht“., schreibt Dündar auf X.

Auch interessant

Kommentare