Erdinger Reaktionen zum Tod des Pontifex: „Einer der größten Päpste überhaupt“

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Ein Papst zum Anfassen: Ganz nahe kamen Ministranten aus Taufkirchen und Berglern dem Kirchenoberhaupt im August vergangenen Jahres. © Privat

Auch im Landkreis Erding trauern die Christen um Papst Franziskus.

Erding - Auch im Landkreis Erding trauern die Christen um Papst Franziskus. Vom Tod des Pontifex erfuhr der Erdinger Stadtpfarrer Martin Garmaier im Flugzeug auf dem Weg nach Rom, wo er derzeit seinen Urlaub verbringt. „Ich war schon geschockt“, sagte er. Schließlich habe Papst Franziskus noch den Segen „Urbi et Orbi“ am Ostersonntag gesprochen. „Ich wusste, dass der Papst schwer krank war, aber dass es so schnell geht, damit habe ich nicht gerechnet.“

Für Garmaier war Papst Franziskus einer der „größten Päpste überhaupt. Er stand für die Öffnung der katholischen Kirche“. Ihm sei es wichtig gewesen, allen Menschen auf Augenhöhe zu begegnen, egal, wo sie herkommen oder welchen Glauben sie haben. „Wer bin ich, über andere Menschen zu richten?“, zitiert er Franziskus. Er sei ein Vorbild für den Seelsorger: „Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung waren ihm stets ein Dorn im Auge.“ 

Nomen est Omen, betont Dekan Martin Ringhof, schließlich habe sich der Papst bewusst den Namen des Heiligen Franziskus gegeben, er habe andere Schwerpunkte gesetzt als seine Vorgänger. „Themen wie der Erhalt der Schöpfung standen bei ihm im Fokus.“ Zudem sei er für die Armen dagewesen, für alle, die am Rande stehen. „Pomp und Prunk lagen ihm gar nicht – er war weniger fürstlich, mehr pastoral.“ 

Mit Papst Franziskus hätten die Geflüchteten eine wichtige Stimme verloren, bedauert Franz Leutner, einer der Vorsitzenden der Flüchtlingshilfe Dorfen. „Gott ist mit den Migranten, nicht mit denen, die sie abwehren“, verweist er auf katholische Werte, die in der derzeitigen Politik nur noch wenig Wert hätten. „Es geht nur noch darum, die Menschen so schnell wie möglich abzuschieben.“ Franziskus sei sich jedenfalls nicht zu schade gewesen, das Flüchtlingslager in Lampedusa zu besuchen. Er hoffe auf einen ähnlich couragierten und empathischen Nachfolger, der sich ebenso konsequent auf europäischer Ebene in der Migrationspolitik stark macht.  

Auch für Anneliese Mayer, Ordinariatsrätin im Ruhestand bei der Diözese München-Freising, war Franziskus ein großer Papst. „Er hat Frauen im Vatikan in Führungspositionen gebracht – auch wenn er es nicht schaffte, für das Diakonat der Frauen die Tür zu öffnen“, sagt die Taufkirchener Gemeinderätin.

„Zumindest ein Türöffner“

Auch beim Thema Ökumene sei Papst Franziskus ein Vorreiter gewesen, erklärt Roland Fritsch, Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Erding. „Er hatte die Diakonie im Blick, ging das Thema weniger dogmatisch an – ein starker Kontrast zu seinen Vorgängern.“ An der „Hardware“ habe der Papst nicht viel geändert, sei aber „zumindest ein Türöffner“ gewesen. Dass die Türen noch weiter aufgehen und sich nicht verschließen, hofft Pfarrer Garmaier. „Wir müssen weiter reden, weiter gehen“, wünscht er sich vom Nachfolger des Papstes. Für Dekan Ringhof ist es wichtig, dass der künftige Papst differenzieren kann zwischen den gesellschaftlichen Anforderungen der katholischen Kirche hier und auf anderen Kontinenten. 

Felix Kuhl, Geschäftsführer des Katholischen Bildungswerks (KBW), betont die hohe Relevanz von Franziskus´ „Brief über die Bedeutung der Literatur in der Bildung“ aus dem Jahr 2024. „Den Stellenwert, den er in diesem Schreiben der Literatur beimisst, spornt uns an, unser Angebot in diesem Bereich noch weiter auszubauen.“

Tief ist auch die Trauer der Messdiener im Landkreis. Im August 2024 trafen sie bei der internationalen Ministrantenwallfahrt den Pontifex in Rom. Christoph Helmecke aus Berglern durfte sogar im Papamobil mitfahren: „Das war ein sehr bewegender Moment, als der Papst mir die Hand geschüttelt hat“, sagt er. „Ich bin schon sehr traurig.“     

„Klare Werte“

Ulrike Scharf wertet den Tod von Papst Franziskus als „tiefgreifenden Verlust für die katholische Kirche und die Gemeinschaft aller Gläubigen weltweit“, wie Bayerns Sozialministerin in einer Pressemitteilung erklärt. „Der Heilige Vater hat Millionen Menschen auf der ganzen Welt Sicherheit, Orientierung, Halt gegeben und klare Werte vermittelt.“ Die Maria Thalheimerin würdigte auch, dass Franziskus sich nicht der Debatte um Frauen in der Kirche verschloss. „Er förderte Frauen, wo es möglich war. Er hat viel in Bewegung gebracht. Seine Verdienste für die Menschen werden unsere Welt noch lange prägen.“

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