Handelskonflikt verschärft sich: Internationale Unternehmen schlagen Alarm

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Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und ihren Partnern setzt die Weltwirtschaft unter Druck – mit Folgen für Wachstum, Preise und Unternehmen weltweit.

München – Der internationale Handel steht unter Druck. Die jüngsten Zollentscheidungen der US-Regierung unter US-Präsident Donald Trump sorgen für erhebliche Spannungen – nicht nur zwischen den Vereinigten Staaten und ihren Handelspartnern, sondern auch innerhalb der US-amerikanischen Bundesstaaten selbst.

Trump hat in den letzten Wochen eine Reihe teils drastischer Zollerhöhungen durchgesetzt, unter anderem gegen China und EU-Staaten. Zwölf US-Bundesstaaten haben mittlerweile Klage gegen die Politik des Präsidenten eingereicht. Die ökonomischen Folgen betreffen jedoch nicht nur die Vereinigten Staaten – sie reichen weit über deren Grenzen hinaus.

US-Zölle: „Bei Trump kann sich alles von heute auf morgen ändern“

Hartmut Jenner, Chef des Reinigungsgeräteherstellers Kärcher SE & Co. KG, bekommt den Handelskonflikt zu spüren. Das Familienunternehmen zählt zu den weltweit führenden Anbietern von Hochdruckreinigern. Dank eines dezentralen Produktionsmodells mit vielen lokalen Fabriken weltweit konnte Kärcher bislang von seiner Flexibilität profitieren – besonders in der saisonal starken Frühjahrszeit. Doch die sprunghaften Entscheidungen in der amerikanischen Handelspolitik stellen das Unternehmen vor neue Herausforderungen.

„Bei Trump kann sich alles auf Zuruf von heute auf morgen ändern“, sagt Jenner im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Und es zeigt, wie wenig durchdacht die Sache ist, wie wenig er und seine Berater die Materie durchdrungen haben.“ Jenner plädiert für eine Rückkehr zur Diplomatie: „Man sollte die Diplomatie wieder in den Vordergrund stellen und nicht Zölle sofort mit Gegenzöllen beantworten. Denn am Ende verlieren bei einem solchen Vorgehen immer die Kundinnen und Kunden.“

Protest aus den USA: Widerstand gegen Trumps Zollpolitik wächst

Nicht nur internationale Unternehmen wie Kärcher warnen vor Trumps Politik. Auch in den Vereinigten Staaten formiert sich Widerstand gegen die Zollmaßnahmen. Zuletzt kündigte Trump Strafzölle von 3541 Prozent auf Importe aus Kambodscha an – eine Zahl, die kaum noch wirtschaftlich erklärbar scheint. Inzwischen haben laut Tagesschau zwölf Bundesstaaten, darunter New York, Illinois und Connecticut, Klage gegen die Regierung eingereicht.

Der Generalstaatsanwalt von Connecticut, William Tong, bezeichnete Trumps Zollpolitik als „gesetzlos und chaotisch“ – eine Katastrophe für Familien und Unternehmen. Obwohl der juristische Druck steigt, bleibt Trump bei seiner harten Linie. Sollte es in den Handelsgesprächen keine Fortschritte geben, droht er, die Zölle durchzusetzen.

Donald Trump und seine Zoll-Tafel: Mit seiner Handelspolitik hat der Republikaner Anfang April den Weltmarkt aufgeschreckt. © Mark Schiefelbein/AP/dpa

Protektionismus trifft die Weltwirtschaft – und die USA selbst

Die von Donald Trump eingeführten Importzölle – 10 Prozent auf fast alle Importe und bis zu 145 Prozent auf chinesische Waren – haben laut aktuellen Studien massive Folgen für die US- und Weltwirtschaft. Der Internationale Währungsfonds (IMF) senkte seine Wachstumsprognose für die USA für 2025 von 2,7 auf 1,8 Prozent und warnt vor erhöhter Rezessionsgefahr. Auch weltweit wird ein Rückgang auf 2,8 Prozent erwartet. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) prognostiziert für Deutschland einen Wohlstandsverlust von bis zu 180 Milliarden Euro bis 2028. Trumps Zölle wirken damit wie ein globaler Konjunkturbremser.

„Die schwierigste Zeit liegt noch vor uns“

Trumps Strategie wird nicht aufgehen, ist Hartmut Jenner überzeugt. „Möglicherweise investieren Unternehmen mehr, aber Inflation und Preise in den USA werden steigen – und dann ist die Frage, wie die Menschen reagieren. Denn so viel verdient die Mehrheit der Amerikaner auch nicht.“

Seit 2020 jedoch habe sich die weltweite Wirtschaftslage immer mehr verschärft. Die wirtschaftliche Unsicherheit nimmt zu, Handelsbarrieren erschweren den Zugang zu wichtigen Märkten, und geopolitische Spannungen sorgen für zusätzliche Belastungen. „Die schwierigste Zeit in der aktuellen Dekade liegt noch vor uns“, so Jenner. Und er ist sicher: „Irgendwann merken die Menschen, dass durch diese Veränderungen nichts besser, sondern vieles schlechter geworden ist.“

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