„Ich hing ein paarmal am seidenen Faden“: Tölzer erzählt zum 90. Geburtstag aus seinem Leben

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Zum 90. Geburtstag gratulierte Stadträtin Ulrike Bomhard dem Tölzer Karl Schmidt. © Arndt Pröhl

Auch im hohen Alter ist Karl Schmidt aus Bad Tölz noch kreativ und geht gern tanzen. Stadträtin Ulrike Bomhard gratulierte ihm zum Geburtstag.

Bad Tölz – „Ich hätte nicht geglaubt, dass ich es so lange schaffe“, sagt Karl Schmidt aus Bad Tölz. Anlässlich seines 90. Geburtstags erzählt er seine bewegte Lebensgeschichte. Trotz aller Höhen und Tiefen habe er nie den Glauben verloren.

Hochzeit war der schönste Moment

Die Hochzeit mit seiner Erna war „der schönste Moment meines Lebens“, sagt Karl Schmidt. Das Ehepaar bekam zwei Töchter. Heute hat Schmidt eine Enkeltochter. Besonders stolz sei er zudem auf seine berufliche Karriere, sagt er. Bereits mit 14 Jahren machte er eine Lehre zum Bäcker und Konditor, eröffnete später ein eigenes Restaurant. Bei der Bundeswehr holte er zudem noch den Beruf als Koch nach. „36 Jahre lang harte Arbeit“, fasst es der 90-Jährige zusammen. So lange pachtete er das Café und Restaurant Knoll in München. Die körperlichen Folgen spüre er erst jetzt. „Es kamen sogar öfters Schauspieler und die Crew der bayerischen Staatsoper vorbei“, erzählt Schmidt.

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Daneben bereitet Karl Schmidt das technische Zeichnen Freude. Zwei Jahre, bevor er sein Restaurant eröffnete, arbeitete er als technischer Zeichner bei der niederländischen Firma MBB. Bis heute zeichnet er seine eigenen Designs. „Besonders interessant ist die Anatomie des Menschen“, sagt Schmidt. Sowohl auf dem Papier als auch am Computer gestaltet der 90-Jährige Grafiken und Karten.

Hobbys: Keyboard, tanzen, humorvolle Texte

Zudem spielte der Jubilar Heimorgel und jetzt auch Keyboard. Ein weiteres Hobby: Er verfasst humorvolle Texte. Sportlich fit hält sich der 90-Jährige durchs Tanzen im Kurhaus.

Bis Karl viereinhalb Jahre alt war, lebte er bei einer Pflegefamilie. 1939 holte ihn seine Mutter jedoch wieder zu sich, da er seinen zukünftigen Stiefvater kennenlernen sollte. Mit diesem bekam seine Mutter später noch zwei Söhne. „Es war eine sehr harte Zeit, sich in der Bauernfamilie zu integrieren“, erzählt der 90-Jährige. Seit seinem achten Lebensjahr habe er in der Landwirtschaft mitgeholfen. Zu seinen Brüdern habe er bis heute eine tiefe Bindung.

Nie den Glauben verloren

Kurz vor Kriegsende, als er neun Jahre alt war, musste ihm die Milz entfernt werden, berichtet Schmidt von einem weiteren prägenden Erlebnis. Und als Jugendlicher habe er schwer arbeiten müssen, um sich Kleidung zu kaufen. „Das alles hat mich geprägt, so wurde ich, wer ich bin.“

Karl Schmidts Tipp für ein langes Leben: zufrieden sein. „Denn alles geht wieder bergaufwärts“, erklärt er. Man solle nie den Glauben verlieren. Außerdem sei es wichtig, in Harmonie zu leben und Dinge zu tun, die einem Freude bereiten. Er selbst habe Glück gehabt, alle Krankheiten zu überstehen. „Ich hing schon ein paarmal am seidenen Faden“, sagt der 90-Jährige. „Wenn ich zurückblicke, hatte ich insgesamt ein sehr bewegtes Leben.“

Im Namen der Stadt gratulierte dem Tölzer Stadträtin Ulrike Bomhard. Seinen Geburtstag feiert Karl Schmidt im kleinen Kreis mit seiner Familie. (jl)

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