Tölzer feiert 90. Geburtstag: An die jüngeren Generationen richtet er einen Appell

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Alles Gute: Stadträtin Ulrike Bomhard (li.) gratuliert Rolf Remy zum Geburtstag, dessen Ehefrau Renate hält den Blumenstrauß. © Vinzent Fischer

Rolf Remy aus Bad Tölz feiert seinen 90. Geburtstag. Bis ins hohe Alter ist der gebürtige Kölner fit geblieben. Jetzt hat er vor allem einen Wunsch.

Bad Tölz – Dass er 90 Jahre alt werden durfte, sieht Rolf Remy nicht als selbstverständlich an. „Das Alter ist kein Verdienst, sondern eine Ehre“, sagt der Jubilar. Seinen 90. Geburtstag feiert Remy zu Hause im kleinen Kreis. Am Dienstagmittag schauen einige Nachbarn aus dem Lettenholz zum Anstoßen vorbei. Mit der Familie, die ebenfalls in Oberbayern lebt, will er am Wochenende feiern.

Über Umwege bei der Bundeswehr gelandet: „Habe es keinen einzigen Tag bereut“

Rolf Remy, Jahrgang 1935, hat ein bewegtes Leben hinter sich. Die Kriegsjahre prägten den gebürtigen Kölner. „Mit sieben Jahren habe ich meine erste Leiche gesehen und meine erste Zigarette geraucht“, erinnert er sich. Nach einem Bombenangriff auf Köln 1942 flüchtete seine Familie nach Königsberg. Rolf Remy, er ist das älteste von fünf Kindern, kehrte drei Jahre später wieder nach Köln zurück. „Ich bin zehn Jahre in die Schule gegangen, aber an zehn verschiedene Schulen“, blickt er zurück.

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Über einige berufliche Umwege landete Remy bei der Bundeswehr. Dort arbeitete er sich zum Berufsoffizier hoch. Dienstlich kam er während seiner Zeit beim Bund nach München. „Ich war 33 Jahre lang Soldat und habe es keinen einzigen Tag bereut“, erklärt er. 1992 zog Remy nach Bad Tölz ins Lettenholz. „In 90 Jahren hat man viel erlebt und überlebt“, sagt Remy.

Rolf Remy aus Bad Tölz feiert 90. Geburtstag: Bis ins hohe Alter bleibt er gesellig und verreist

Remy ist auch im hohen Alter noch topfit. Rührig kümmert er sich um seine Frau Renate (92), die pflegebedürftig ist. „Das mache ich selbst und da lasse ich keinen anderen ran“, unterstreicht er. Gemeinsam zogen die beiden drei Kinder groß. Zwei Enkel und zwei Urenkel machten das Familienglück komplett.

Das Rezept für ein langes und erfülltes Leben? „Der wichtigste Punkt ist das Reisen“, findet Remy. 50 Jahre lang seien seine Frau und er mit dem Wohnwagen verreist, zumeist im Mittelmeerraum. „Wir haben alles gesehen“, ist er überzeugt. Vor zwei Jahren, mit damals 88 Jahren, begaben sich Remy und seine Frau auf ihre „Abschiedsreise“ nach Kroatien. Den gemeinsamen Wohnwagen hat nun die Enkelin erhalten. Sein Appell an die jüngeren Generationen: „Reist, lernt Leute kennen!“ Gesellig zu bleiben, sei bis ins hohe Alter wichtig.

„Im Alter werden immer mehr Barrieren aufgebaut“

Sich viel zu bewegen, liegt Remy, der sechs Jahre lang Leistungssport betrieb, ebenfalls am Herzen. Auch wenn seine Frau nicht mehr so mobil ist. Sein größter Wunsch zum 90. Geburtstag: Mehr Sitzbänke in der Stadt, vor allem am Maxlweiher. Remy findet, dass „im Alter immer mehr Barrieren aufgebaut“ werden. So warte er bereits mehrere Monate auf einen Behindertenparkausweis, der ihm wegen der Einschränkungen der Ehefrau zusteht „Das nagt an mir“, gesteht er nachdenklich.

Dennoch ist Rolf Remy mit seinem Leben zufrieden. Für die Zukunft wünscht er sich vor allem eins: „Gesundheit, Gesundheit, Gesundheit.“

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