Penzberg: Rund 1.000 Menschen demonstrieren für Toleranz, Vielfalt und Demokratie

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Eine bunte Stadt: Die Teilnehmer demonstrierten in Penzberg für Toleranz, Vielfalt und Demokratie. © Antonia Reindl

Rund 1.000 Menschen haben laut den Veranstaltern am Samstag auf dem Penzberger Stadtplatz für Toleranz, Vielfalt und Demokratie demonstriert.

Penzberg - Eine kleine Djembe stand auf dem feuchten Boden am Rande der Menschenmenge, aus der bunte Schilder und Fahnen wie Frühjahrsblüher gen Himmel ragten. Die Trommel war bereit für ihren Einsatz, so wie die vielen anderen Schlaginstrumenten, die am Samstag (15. Februar) auf den Penzberger Stadtplatz mitgebracht worden waren. Zur Demo des Aktionsbündnisses „Penzberg bleibt bunt“ bildete sich eine große Traube Menschen vor dem Rathaus. Sie alle wollten ein Zeichen setzen, sie alle wollten laut werden, für Toleranz, Vielfalt und Demokratie – gegen Hass, Gewalt und Hetze. Das Aktionsbündnis hatte im Vorfeld darauf hingewiesen, dass es sich nicht um eine parteipolitische Veranstaltung handeln sollte.

Am Samstag holte das Aktionsbündnis „Penzberg bleibt bunt“ vielen hundert Teilnehmer auf den Stadtplatz

Eigentlich schreibt er ja Kinderlieder. „Aber in Zeiten wie diesen, ist es schwierig, nicht politisch zu sein“, sagte Thomas Kopf auf der Bühne am Stadtplatz. „Dass alles, jeder immer politisch ist – und sein muss“, sei ihm klar geworden, als er diesen Song geschrieben habe. „Wenn wir alle nur stets auf uns selber schaun, wird die Welt erst ganz grau – und danach, da werd’s braun“, sang Kopf. Und: „Ja, damit des nicht einfach passiert, deswegen hat sich heit Penzberg formiert, um mit offenem Herzen, da duan ma heit kund, Glück Auf! Glück Auf! Unser Stodt, die bleibt bunt.“

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Reaktion auf München-Anschlag: Aus Sicherheitsgründen fand die Demo nur auf dem Stadtplatz statt, auf den Zug wurde verzichtet. © Antonia Reindl

Aus Sicherheitsgründen kein Demonstrationszug

Musikalisch war die Demo kurz zuvor von Dorothee Teufel mit Konstantin Weckers „Was keiner wagt“ eingeleitet worden, später coverte die Band „WuH“ ebenfalls Songs mit Gehalt, etwa „Demokratie“ von „Die Ärzte“. Die Demo war damit unübersehbar und unüberhörbar, auch ohne Zug durch die Stadt.

Nach dem jüngsten Anschlag in München sei die Gefährdungslage anders beurteilt worden, sagte Regina Klostermann vom Veranstalterteam in ihrer rund sechsminütigen Rede. „Wir stehen heute nun hier, nur auf dem Stadtplatz, und ziehen nicht laut durch die Straßen unserer Stadt. Für mich ein Widerstreit der Gefühle: §inerseits fühlt sich die Anpassung aus Sorge nicht gut an, andererseits kann ich jedes Bedürfnis nach einem Gefühl von Sicherheit verstehen.“

Sie appellierte, sich nicht einschüchtern zu lassen, weiter für die Werte einzustehen und „jetzt erst recht“ laut zu werden. Deshalb sei man heute hier: „Wir müssen laut werden“, laut „gegen Extremismus, gegen Hass und gegen die Angriffe auf die Demokratie – von innen und von außen.“ Vielfalt sei „eine unserer größten Stärken“, sagte Klostermann und betonte, dass „unsere Demokratie kein Selbstläufer ist, sie ist kein Geschenk und erst recht keine Selbstverständlichkeit“.

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Für Demokratie, gegen Populisten. © Antonie Reindl

Rechte Hetze gegen Islamische Gemeinde war auch Thema

Er blickte nach Solingen, Magdeburg, Aschaffenburg, München. Die Anschläge „haben uns zutiefst erschüttert“, sagte Clemens Meikis in seiner gut viertelstündigen Rede. Er blickte aber auch nach Penzberg, wo Ende Januar Flugblätter verteilt worden sind, „mit welchen gezielt gegen unsere Islamische Gemeinde in Penzberg gehetzt wurde“, sagte Meikis. Buh-Rufe aus der Menge. „Die Mitglieder der Islamischen Gemeinde, sie gehören zu uns wie alle rechtschaffenen Bürger in unserer Stadt.“ Jubel, Applaus, Rasseln, Trommeln aus der Menge.

In Penzberg leben Menschen aus über 100 Nationen friedlich zusammen, sagte Meikis. Hier sehe man Unterschiede nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung. Einsatz für die kleine Djembe und die anderen Trommeln, etwa die Instrumente einer Sambagruppe, die bei den kalten Temperaturen obendrein für wärmende Rhythmen sorgten. Auf Meikis Zeichen bebten die Felle nun für Demokratie, Akzeptanz, Menschlichkeit, Vielfalt und Freiheit. „Diese Trommeln sind lauter als der Schrei des Hasses“, sagte Meikis. „Terror, Hass und Hetze wollen uns spalten.“ Doch das lassen man nicht zu. Auch betonte er: „Demokratie ist nichts, was andere für uns machen, Demokratie sind wir.“

Polizei spricht von bis zu 700 Teilnehmern

Laut Polizeischätzung waren zwischen 600 bis 700 Menschen auf den Stadtplatz gekommen. Aus dem Veranstalterumfeld hörte man eine grobe Schätzung von rund 1.000. Nach eineinhalb Stunden wurde die friedliche Demo offiziell aufgelöst. „Mit einem Zitat von Martin Luther King“ beendete Bärbel Scholz die Zusammenkunft: „Ich glaube, dass unbewaffnete Wahrheit und bedingungslose Liebe das letzte Wort in der Wirklichkeit haben werden. Deshalb ist selbst das vorübergehend besiegte Recht stärker als das triumphierende Böse.“

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