Verluste im Ukraine-Krieg: Kiew und Moskau leiden unter hohen Opferzahlen
Die Verluste im Ukraine-Krieg steigen von Tag zu Tag. Die genauen Daten sind unklar. Schätzungen deuten aber auf erschreckend hohe Zahlen hin.
Moskau/Kiew – Die Verluste im Ukraine-Krieg sind extrem hoch – für Russland wie für die Ukraine. Allerdings ist unklar, wie viele Soldaten Moskau und Kiew bisher wirklich verloren haben. Während beide Kriegsparteien täglich gegnerische Verluste vermelden, legen sie höchst selten eigene Opferzahlen dar.
Allzu verlässlich sind diese Daten dann aber auch nicht. Denn schon seit dem ersten Tag des Ukraine-Kriegs scheint sicher, dass beide Seiten die eigenen Verluste herunterspielen und die gegnerischen erhöhen. Auch ist es unmöglich, die Opferzahlen unabhängig zu verifizieren. Aus diesem Grund sind nur Schätzungen der Verluste möglich.
Verluste im Ukraine-Krieg: Nato schätzt Zahl getöteten oder verletzten Soldaten aus Russland
Anfang April hat sich ein ranghoher Nato-Beamter zu den Verlusten Russlands im Ukraine-Krieg geäußert. Seiner Einschätzung zufolge sind rund 900.000 russische Soldaten bisher getötet oder verletzt worden, 250.000 sollen im Kampf gefallen sein. Allein für Februar wird von mehr als 35.100 russischen Verlusten ausgegangen. Mit Verlusten sind immer getötete oder verwundete Soldaten gemeint. Ende Oktober 2024 hatte die Nato noch von etwa 600.000 Verlusten gesprochen.
Zum Hintergrund der stark gestiegenen Zahlen sagte der Nato-Beamte laut Deutscher Welle, ein großer Teil hänge mit den ausgeweiteten Kampfzonen der vergangenen Wochen zusammen. Zudem seien auch Militäroperationen zum Teil etwas intensiver gewesen. Die Zahl der im Einsatz für Russland getöteten Soldaten aus Nordkorea bezifferte er derweil auf rund 1500. Etwa 3500 weitere wurden demnach verwundet.
Neue Daten zu Russlands Verlusten im Ukraine-Krieg: Mehr als 100.000 tote Soldaten verifiziert
Zahlen zu den russischen Verlusten werden auch vom russischsprachigen Dienst der britischen Rundfunkanstalt BBC und dem unabhängigen russischen Nachrichtenportal Mediazona veröffentlicht. Nach der letzten Aktualisierung vom 11. April konnten inzwischen 101.883 getötete Soldaten namentlich verifiziert werden. 4842 von ihnen waren Offiziere.
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Diesen Daten liegen verifizierte, öffentlich verfügbare Quellen zu Grunde. Darunter fallen Social-Media-Posts von Familienmitgliedern, lokale Nachrichtenberichte und offizielle Ankündigungen regionaler Behörden. Da nicht jeder Militärtod öffentlich bekannt wird, dürften die Verluste für die Armee von Wladimir Putin noch deutlich höher sei.
Schätzungen zu Russlands Verlusten im Ukraine-Krieg im Überblick
- 172.000 Tote, 611.000 Verwundete (International Institute for Strategic Studies, 1. Januar)
- 167.194 bis 234.669 Tote (BBC News Russland, 21. Februar)
- 900.000 Tote und Verwundete, 200.000 bis 250.000 Tote (Britischer Geheimdienst, 20. März)
- 101.883 Tote namentlich identifiziert (Mediazona, 11. April)
- 933.980 Tote und Verwundete (Generalstab der Ukraine, 14. April)

Projekt beziffert Verluste der Ukraine im russischen Angriffskrieg
Auch die Ukraine erleidet seit dem Einmarsch der russischen Truppen in ihr Land enorm hohe Verluste. Ende November 2024 schätzte die britische Zeitung The Economist die ukrainischen Verluste auf 60.000 bis 100.000 Tote und 400.000 Verwundete. Kurz danach sprach auch der gut vernetzte ukrainische Kriegskorrespondent Jurij Butusow von 70.000 toten und 35.000 vermissten Soldaten. Er berief sich dabei auf Quellen im Hauptquartier der ukrainischen Streitkräfte.
Anfang Februar gab dann der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj konkrete Zahlen bekannt: In einem Interview mit dem britischen Journalisten Piers Morgan bezifferte er die Verluste der ukrainischen Streitkräfte auf 45.100 Gefallene. 390.000 Soldaten seien verletzt worden. Nach Schätzungen westlicher Geheimdienste sind allerdings sehr viel mehr ukrainische Soldaten bisher im Ukraine-Krieg gefallen: Es ist von bis zu 100.000 Toten die Rede.
Zahlen meldet auch das Ende 2023 gestartete Projekt UALosses, das von Mediazona und BBC News Russland als zuverlässig eingestuft wird. Anhand öffentlich zugänglicher Quellen konnten bisher 72.274 tote ukrainische Soldaten namentlich verifiziert werden.
Schätzungen zu den Verlusten der Ukraine in Putins Angriffskrieg
- 80.000 Tote, 400.000 Verwundete (Wall Street Journal, 17. September)
- 906.000 Tote und Verwundete (Verteidigungsministerium in Moskau, 19. November)
- 60.000 bis 100.000 Tote, 400.000 Verwundete (The Economist, 26. November)
- 70.000 Tote, 35.000 Vermisste (Jurij Butusow, 4. Dezember)
- 72.274 Tote namentlich identifiziert, 60.257 Vermisste (UALosses, 12. April)
Donald Trump fordert wegen der hohen Verluste im Ukraine-Krieg eine Waffenruhe
Schon vor seinem Amtsantritt hatte sich auch Donald Trump zu den Verlusten im Ukraine-Krieg geäußert. Der Republikaner sprach davon, dass „fast 600.000 russische Soldaten verwundet oder tot“ seien. Die Ukraine wiederum habe „400.000 Soldaten und noch viel mehr Zivilisten“ verloren. Trump forderte damals eine sofortige Waffenruhe.
Nach dem Beginn seiner zweiten Amtszeit war er dann zunächst deutlich auf Russland zugegangen – und hatte Gespräche in Saudi-Arabien auf den Weg gebracht. Kreml-Chef Putin hat aber einem Vorschlag für eine bedingungslose Waffenruhe bisher eine Absage erteilt. Selenskyj sagte dazu: Putin habe den Krieg nie beenden wollen: „Er will uns komplett zerstören.“ (cs)