Neue Notrufnummer für Krisen: Wann man die 113 anrufen sollte
Die Notrufnummer 113 zielt darauf ab, psychische Krisen in Deutschland aufzufangen. Sie soll 24/4 bereitstehen. Die Einführung ist 2026 geplant.
Berlin/München – Der Bund erwägt die Einführung einer bundesweiten Notrufnummer für außergewöhnliche Situationen. Denn die Einführung der 113 als einheitliche Notrufnummer für psychische Krisen könnte eine Revolution im Umgang mit seelischen Notlagen darstellen. In Deutschland existieren bislang zahlreiche regionale Krisendienste und Beratungsangebote, die jedoch oft schwer auffindbar und uneinheitlich organisiert sind. Menschen in psychischen Krisen müssen sich häufig durch ein Labyrinth von Telefonnummern und Zuständigkeiten kämpfen, was im Notfall fatale Folgen haben kann.
Laut dem Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen (BApK) e. V. könnte eine zentrale Nummer wie die 113 Abhilfe schaffen, da sie niederschwellig, anonym und leicht zugänglich ist. Der Bedarf ist groß: Psychische Erkrankungen nehmen seit der Corona-Pandemie laut BApK massiv zu. Suizidprävention und Krisenintervention erfordern daher nicht nur spezialisierte Hilfe, sondern auch eine schnelle Erreichbarkeit. „Die 113 kann dazu beitragen, Leben zu retten und unnötige Polizeieinsätze zu vermeiden“, betont der BApK.
Zusätzliche bundesweite Rufnummer: Die geplante Umsetzung der neuen 113
Die Bundesregierung hat im Referentenentwurf des neuen Suizidpräventionsgesetzes festgelegt, dass die 113 bis spätestens 2026 einsatzbereit sein soll. Diese Notrufnummer wird 24 Stunden am Tag erreichbar sein und sowohl Betroffenen als auch Angehörigen und anderen Bezugspersonen Unterstützung bieten. Ziel ist es, Menschen in seelischen Notlagen schnell mit regionalen Krisendiensten zu verbinden und so eine Eskalation zu verhindern. Besonders wichtig ist laut Entwurf auch die Integration in bestehende Systeme wie die Notruf-App „nora“ und die Gesundheitsleitsysteme der Länder.
Der Freistaat Bayern hat in diesem Kontext bereits ein starkes Signal gesendet: Der Landtag beschloss im Jahr 2022, eine einheitliche Krisennummer einzuführen, die idealerweise über die Landesgrenzen hinausgehen soll. Ob es bei der vorgeschlagenen Nummer 117 bleibt oder die 113 eingeführt wird, ist noch offen. Klar ist jedoch, dass eine zentrale, leicht einprägsame Nummer wie die 113 dringend benötigt wird.
Krisen-Hotline 113: Weniger Belastung für Polizei und Rettungsdienste
Ein entscheidender Vorteil der 113 besteht darin, dass sie bestehende Notrufsysteme wie die 112 und 110 entlastet. Diese sind auf körperliche bzw. kriminelle Notfälle ausgerichtet, während seelische Krisen oft spezielles Fachwissen und mehr Zeit erfordern. Laut dem BApK könnten durch die Einführung der 113 zudem Wohnungsverluste, Arbeitsplatzprobleme und Ängste im sozialen Umfeld reduziert werden. „Mehr Hilfe, mehr Verständnis, mehr Menschlichkeit“, fasst der Verband zusammen.
Meine news
Psychische Krisen und Suizidalität gehen oft Hand in Hand. Die Statistik des Statistischen Bundesamtes zeigt, dass in Deutschland jährlich etwa 10.000 Menschen durch Suizid sterben – eine Zahl, die durch präventive Maßnahmen gesenkt werden könnte. Die neue Notrufnummer soll laut Referentenentwurf des Gesundheitsministeriums speziell auch Menschen mit Suizidgedanken ansprechen. Neben der Möglichkeit eines Gesprächs mit geschulten Fachkräften sollen auch mobile Teams aktiviert werden können, um bei Bedarf vor Ort Hilfe zu leisten.
Neue Notrufnummer 113: Welche Herausforderungen die geplante Einführung mit sich bringt
Die Einführung der 113 ist nicht ohne Herausforderungen. Bei der Bereitstellung muss die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte und die regionale Abstimmung eine zentrale Rolle spielen. Ohne ausreichende Finanzierung und gezielte Kampagnen zur Bekanntmachung der Nummer könnte das Potenzial der 113 ungenutzt bleiben. Auch Christina Berndt weist in einem Kommentar bei der Süddeutschen Zeitung darauf hin, dass es nicht reicht, lediglich eine neue Nummer einzuführen.
Sie plädiert dafür, die 113 schon in Schulen bekannt zu machen und sie durch regelmäßige Informationskampagnen fest im Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern. Im Januar 2024 hatte Gesundheitsminister Lauterbach noch seinen Reformplan zu den Notruf-Nummern mit den Worten „Häufig reicht der Hausarzt“ vorgestellt. Im vergangenen Jahr haben sich in Deutschland mehr als eine Million Menschen an die Telefonseelsorge gewandt. (ls)
* Redaktionelle Anmerkung: Sollten Sie selbst unter Depressionen leiden oder Menschen kennen, die unter Selbstmordgedanken leiden, können Sie sich bei der Telefonseelsorge melden. Diese ist unter 0800/111-0-111 sowie 0800/111-0-222 zu erreichen. Die Online-Adresse lautet www.telefonseelsorge.de.