Geheimakte um Epstein: Richterin will Liste mit Namen veröffentlichen – Bill Clinton im Fokus

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Ein Großteil der Akten im Missbrauchsskandal um Jeffrey Epstein waren bislang geheim. Nun will das Gericht zahlreiche Kontakte von Epstein preisgeben.

New York – Wie ein New Yorker Gericht Anfang Dezember angekündigt hat, sollen in der ersten Januar-Woche hunderte Geheimakten im Zusammenhang mit dem verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein veröffentlicht werden. Hintergrund ist eine Anordnung der Richterin Loretta Preska vom Bundesgericht in Manhattan, den Namen von rund 180 Personen preiszugeben, die mit Epstein in Verbindung standen. Es wird vermutet, dass einige prominente Personen in der Liste auftauchen – unter anderem der britische Prinz Andrew (63) und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton (77).

Bislang kamen die Personen in den Dokumenten vor Gericht nur anonymisiert zur Sprache. Es handelt sich um Opfer, Mitarbeiter, Geschäftspartner sowie mutmaßliche Komplizen Epsteins. Laut der Bundesrichterin gebe es dafür keinen Grund mehr, da viele der aufgelisteten Personen bereits in den Medien zitiert wurden oder durch Interviews der vergangenen Jahre leicht zu identifizieren seien. Die Richterin hatte daher eine Veröffentlichung der Namen auf Anfang Januar 2024 angesetzt. Die betroffenen Personen konnten gegen den Beschluss Einspruch erheben.

Gericht will Kontakte von Jeffrey Epstein veröffentlichen: Warum Bill Clinton und Prinz Andrew im Fokus stehen

Es wird erwartet, dass zum einen der britische Prinz Andrew in den Dokumenten auftaucht. Hintergrund ist eine Verleumdungsklage der US-Klägerin Virginia Giuffre gegen Epsteins Ex-Geliebte und Komplizin Ghislaine Maxwell aus dem Jahr 2016. Giuffre beschuldigte Epstein und Maxwell unter anderem, sie im Alter von 17 Jahren zum Sex mit Prinz Andrew und mehreren anderen prominenten Männern angehalten zu haben. Prinz Andrew bestritt die Vorwürfe und behauptete, er könne sich nicht daran erinnern, Giuffre jemals getroffen zu haben. Nach den Vorwürfen wurde Prinz Andrew aus dem Buckingham Palast geworfen.

Auf dem Foto ist die damals minderjährige Virgina Giuffre mit Prinz Andrew und Ghislaine Maxwell zu sehen.
Auf dem Foto ist die damals minderjährige Virgina Giuffre mit Prinz Andrew und Ghislaine Maxwell zu sehen. © AFP photo / United States District Court for the Southern District of New York

Die Klage wurde im Jahr darauf beigelegt, doch Miami Herald leitete rechtliche Schritte ein, um Zugang zu den Akten zu erhalten und das Epstein-Netzwerk zu untersuchen. Die Namen auf der damaligen Liste waren allesamt nur mit Nummern und dem Pseudonym „Doe“ aufgeführt.

Auf dieser Liste soll auch der ehemalige US-Präsident Bill Clinton auftauchen. Laut Informationen von ABC News bekam er dabei das Pseudonym „John Doe 36“. Giuffre erhob nie Anschuldigungen gegen Clinton, behauptete aber, sie habe den Ex-Präsidenten auf Epsteins privater Karibikinsel getroffen. Clintons Name soll mehr als 50 Mal in den Gerichtsakten auftauchen, aber die Erwähnungen des ehemaligen Präsidenten stehen laut dem US-Sender oft im Zusammenhang mit Bemühungen, ihn „für eine Aussage unter Eid über seine Beziehung zu Epstein“ vorzuladen.

Der Missbrauchsskandal um Epstein und seine Komplizin Maxwell

Epstein war im Juli 2019 festgenommen und im August 2019 tot in seiner Gefängniszelle gefunden worden. Der bis in die höchsten Kreise vernetzte Geschäftsmann soll zahlreiche auch minderjährige Mädchen sexuell missbraucht haben. Seine Ex-Freundin Ghislaine Maxwell war im Dezember 2021 schuldig gesprochen und im Juni 2022 zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Nach Auffassung des Gerichts hatte sie Epstein über Jahre bei der Rekrutierung der minderjährigen Mädchen und jungen Frauen geholfen, die teils an andere Männer weitergereicht wurden.

Nahaufnahme von Finanzier Jeffrey Epstein zu Lebzeiten.
Finanzier Jeffrey Epstein wurde 2019 festgenommen. © Uma Sanghvi/IMAGO

Eine frühere Anklage gegen Epstein hatte in einen für den Unternehmer sehr vorteilhaften Deal gemündet, der ihn zum Symbol einer gesellschaftlichen Elite machte, die selbst mit Verbrechen durchkommt. Seine Beziehungen zu Prominenten und sein Tod im Alter von 66 Jahren führten zu zahlreichen Gerüchten und Verschwörungstheorien. (nz/dpa/afp)

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