Nächste große Renten-Reform auf dem Weg: Ampel plant wohl massive Änderung

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Das deutsche Rentensystem braucht dringend Reformen. Die Ampel-Regierung will an mehreren Stellschrauben drehen – mit einer großen Änderung für Verbraucher. (Symbolbild) © Uwe Umstätter/IMAGO

Das deutsche Rentensystem braucht dringend Reformen. Die Ampel-Regierung will an mehreren Stellschrauben drehen – mit einer großen Änderung für Verbraucher.

Berlin – Das deutsche Rentensystem hat ein großes Problem: Immer mehr Rentner kommen auf immer weniger Beitragszahlende, was zu finanziellen Herausforderungen führt. Bisher hat die Ampel-Koalition darauf mit dem Rentenpaket II reagiert, das im Herbst beschlossen werden soll. Derweil schnürt die Regierung schon ein drittes Rentenpaket, das einige große Änderungen vorsieht.

Rentenpaket II: Beschluss nach Ampel-Streit erst im Herbst

Beim Rentenpaket II soll das Sicherungsniveau bei der Rente in Zukunft bei 48 Prozent fixiert werden. Bis Mitte der 2030er-Jahre will die Regierung zudem mindestens 200 Milliarden Euro aus Bundesmitteln am Kapitalmarkt anlegen. Aus den Erträgen sollen Beitragsanstiege abgedämpft werden. Denn für Erwerbstätige erhöhen sich dann planmäßig in Zukunft die Beiträge, um die steigenden Kosten abzufedern.

Die Pläne sollen bis Oktober in Bundesrat und Bundestag beschlossen werden, wie es aus Fraktionskreisen der Ampel hieß. Eigentlich sollte das Rentenpaket II schon früher auf die Rampe gebracht werden, doch nach der Zustimmung von Finanzminister Christian Lindner (FDP) regte sich bei den Liberalen massive Kritik daran, dass die jüngere Generation die Hauptlast für die Reform tragen müsse. Daraufhin wurde die Abstimmung verschoben.

Renten-Reform: Nächstes Rentenpaket wohl schon in der Mache

Gleichzeitig wird schon an der nächsten Renten-Reform gebastelt, auch bei den Liberalen. Dabei geht es nicht nur darum, eine Art Vorsorgepflicht für Selbstständige einzuführen und die Betriebsrenten weiter zu stärken. Vor allem soll die private Altersvorsorge auf bessere Füße gestellt werden. Bisher gibt es bei der staatlich geförderten Altersvorsorge unter anderem die sogenannten Rürup- und Riester-Renten, deren Ergebnisse allerdings bei vielen Versicherten angesichts der langen Niedrigzinsphase für Enttäuschung sorgten.

Die Fokusgruppe private Altersvorsorge hat deshalb im vergangenen Jahr konkrete Vorschläge gemacht, wie die private Altersvorsorge mit einer staatlichen Förderung verbessert werden könnte. FDP-Staatssekretär Florian Toncar hat nun über die weiteren konkreten Pläne der Regierung mit der Geldanlage-Plattform growney gesprochen.

Private Rente in Arbeit: Was geplant ist, was sich ändert

Demnach will die Bundesregierung steuerfreie Sparpläne auf Wertpapiere möglich machen – beispielsweise bei ETFs, Fonds, Anleihen oder Aktien. Auch die Erträge sollen steuerfrei bleiben. Zentraler Baustein solle ein förderfähiges Altersvorsorgedepot ohne Garantie sein, erklärte Toncar im Interview. „Die Idee dahinter ist, chancenreichere Anlagen mit höheren Renditen zu ermöglichen und zudem den Wettbewerb unter den Anbietern zu fördern.“

Gleichzeitig solle die Förderungssystematik „einfacher und unbürokratischer“ werden. „Außerdem schaffen wir eine digitale Plattform, mit der Verbraucher leicht Angebote miteinander vergleichen können“, führt der Politiker weiter aus. Die steuerliche Förderung selbst soll weiter über Zulagen, Sonderausgabenabzug und nachgelagerter Besteuerung in der Auszahlungsphase laufen. „Damit halten wir an einem System fest, bei dem untere Einkommensgruppen, Berufseinsteiger und Eltern von Kindern besonders hohe Förderquoten erreichen können“, so Toncar gegenüber der Plattform. Er betont auch, dass die Altersvorsorgedepots genauso gefördert werden sollen wie „Riester-Nachfolgeprodukte“ mit Beitragserhaltungsgarantie.

Laut Toncar lässt sich mit dem Altersvorsorgedepot einiges für den Ruhestand ansparen:

„Wenn Sie die nächsten 30 Jahre monatlich 200 Euro in ein Altersvorsorgedepot einzahlen und damit durchschnittlich 6,5 Prozent Rendite pro Jahr erzielen, haben Sie am Ende in der Summe 72.000 Euro eingezahlt, aber fast 210.000 Euro im Depot“, so der Staatssekretär. Dazu kämen noch Zulagen, die „direkt auf das Altersvorsorgedepot eingezahlt werden und den Zinsenzinseffekt noch verstärken“. (Anmerkung der Redaktion: Dies ist ein sehr vereinfachtes Beispiel, die Rendite kann schwanken und unter Umständen viel niedriger ausfallen.)

Das Beispiel ist zwar stark vereinfacht, für Verbraucher würde dies aber eine massive Änderung bedeuten: Denn damit werden auch endlich renditestärkere (aber auch risikoreichere) Anlagemodelle steuerlich gefördert – und viele Menschen in Deutschland würden einen besseren Zugang zur privaten Altersvorsorge erhalten und hätten bessere Chancen darauf, ihre Rentenlücke zu schließen.

Neue Renten-Reform der Ampel: Was mit der Riester-Rente passiert

Und was ist mit den Menschen, die „riestern“? „Inhaber von Riester-Verträgen können ihren Vertrag wie bisher weiterführen“, so Toncar. Allerdings würde sich für die Anbieter einiges ändern: Sie können ihre bestehenden Riester-Produkte für das Neugeschäft anpassen oder grundlegend neue Produkte anbieten.

Laut Toncar wolle man das Vorhaben so bald wie möglich umsetzen – man plane deshalb eine gestaffelte Umsetzung. Auch Finanzminister Lindner hat vor kurzem eine zügige Reform der staatlichen Altersvorsorgeförderung angekündigt. „Ungefähr im September oder Oktober wird sie in die Parlamentsberatung gehen“, sagte Lindner Ende Mai laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. „Wir sind gerade in der Finalisierung des Gesetzentwurfs.“

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