Im Haus des bekannten Dichters: Gemeinde wollte günstigen Wohnraum schaffen - Deal geplatzt
Das Rilke-Haus in Irschenhausen ist prägend für den Ickinger Ortsteil. Genau dort wollte die Gemeinde nun günstigen Wohnraum schaffen. Doch der Deal ist geplatzt.
In diesem Haus traf im September 1914 der ewig heimatlose Rainer Maria Rilke just in dem Moment, in dem er eigentlich schon wieder hatte abreisen wollen, die Malerin Lou Albert-Lasard – und blieb ihretwegen dann doch noch in Irschenhausen. Jetzt, über 100 Jahre später, wollte die Gemeinde das sogenannte Rilke-Haus, die ehemalige Pension Schönblick, in Erbpacht übernehmen.
Allerdings, wie Bürgermeisterin Verena Reithmann (UBI), in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats erläuterte, ist der Deal am Ende nicht zustande gekommen. Es sei „nicht möglich“ gewesen, mit dem Eigentümer „eine vertragliche Vereinbarung herbeizuführen. Das bedauern beide Seiten sehr“, so die Rathauschefin.
Rilke-Haus: Bauwerk prägend für Ortsteil - Gemeinde wollte Anwesen in Urzustand zurückversetzen
Das Rilke-Haus im Besitz der Gemeinde: Einige halten das für eine bestechende Vorstellung. Das Haus mit dem großen Garten, in dem riesige Rhododendren stehen, ist identitätsstiftend für den Ortsteil Irschenhausen, wo auch heute noch einige Künstler und Schriftsteller beheimatet sind.
Man habe das Anwesen laut Reithmann „behutsam“ in seinen Urzustand zurückversetzen wollen, was „mit geringen Umbauten erreichbar schien“. Gleichzeitig wäre das Gebäude energetisch saniert worden. „Mit dem Projekt sollte dieses Gebäude für weitere Generationen gesichert werden“, erläuterte die Bürgermeisterin in der Sitzung. Das Haus sei ortsbildprägend, „nicht zuletzt ist es eben auch das Rilke-Haus“.
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Zwei Jahre lang hatte die Rathausführung mit dem Grundstückseigentümer hinter verschlossenen Türen verhandelt. Trotzdem waren in letzter Zeit Gerüchte im Ort aufgekommen, dass die Gemeinde mit der bekannten Immobilie etwas vorhabe. Um diesen Spekulationen ein Ende zu bereiten, habe man das Ganze in Abstimmung mit den Eigentümern publik gemacht, meinte die Rathauschefin am Tag nach der Sitzung gegenüber unserer Zeitung.
Ziel der Verhandlungen war, „ein kommunales Wohnungsbauvorhaben“ zu realisieren und das in Erbpacht zu übernehmende Haus nach erfolgter Sanierung „mit gebundenem Mietpreis zu vermieten“. Derzeit leben acht Parteien an der Irschenhausener Straße.
Die Untersuchung der Bausubstanz, eine detaillierte Kostenschätzung zum barrierefreien Umbau und zu allen erforderlichen Maßnahmen: alles war bereits gelaufen. Ebenso hatte sich die Gemeinde nach Fördermöglichkeiten erkundigt. Die Veränderungen, die in den 1960er Jahren an der Fassade vorgenommen worden waren, hätte man ohne großen Aufwand rückgängig machen können, meinte Reithmann.
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Rilke-Haus in Icking: Vertrags-Eckdaten standen schon - Am Ende blieb alles ein Luftschloss
Die „Eckdaten eines Vertrags waren ebenfalls von den beiden Parteien schon verhandelt worden. Es lagen zudem Mittel im Haushalt für das Projekt bereit – allerdings ohne genaue Angaben. Es hieß, die Gemeinde wolle günstige Wohnungen schaffen. Nur wo, wusste niemand außer den Gemeinderäten. „Unser technisches Bauamt“, so Reithmann, „stand mit entsprechenden Ausschreibungen zur Detailplanung in den Startlöchern, um mit der Umsetzung zu beginnen“.
Am Ende blieb alles ein Luftschloss – Gemeinde und Eigentümer erzielten keine Übereinkunft. Und das „trotz intensiver, vom Willen zur Einigung getragenen Verhandlungen und Vorbereitungen“, wie die Bürgermeisterin in der Gemeinderatssitzung erklärte. ak