Zum zehnjährigen Bestehen der Oldtimerfreunde Miesbach wurde eine Überraschung enthüllt: die „Miesbacherin“, ein originaler DKW RT 200, der nach langer Suche wieder zum Leben erweckt wurde.
Miesbach – Für eine besondere Überraschung haben die Waitzinger Sammlerfreunde beim zehnjährigen Bestehen der Oldtimerfreunde Miesbach (OFM) auf dem Habererplatz gesorgt. So wartetet die „Miesbacherin“ dann auch geduldig unter einer grünen Plane versteckt auf ihre Enthüllung.
Bevor es soweit war, fragte Bertl Moser (r.), bekennendes DKW-Urgestein und rühriger Sammler der Marke, was denn einen Oldtimer ausmache. OFM-Chef Erhard Pohl sagte: „Man muss ihn hören, riechen und spüren können.“ Miesbachs Bürgermeister Gerhard Braunmiller, selbst Ingenieur, meinte: „Die alte Mechanik und Ingenieurskunst ohne viel Elektronik.“
David Kahl, OFM-Technikreferent und TÜV-Prüfingenieur ergänzte: „Er muss schon auch eine Seele und Charakter haben.“ Rosi Haitzer, die mit Mann Olly in einem 1937er US-Hotrod zur Geburtstagsfeier anreiste setzte hinzu: „Leidenschaft und eine lange Beziehung gehören unbedingt dazu.“ Das alles erklärte Moser unter viel Applaus, könne die schließlich enthüllte „Miesbacherin“, eine eigentlich nicht sehr exotische DKW RT 200, die 1951 rund 20.000-mal produziert wurde, dennoch ohne Problem erfüllen: „Das Motorradl wurde nicht weit von hier in der Rathausstraße 77 beim damaligen Händler Franz Oberbauer gekauft und hat seither Miesbach nicht verlassen.“
Leidenschaft für Oldtimer: Was einen echten Klassiker ausmacht
Der Fundort war 2022 ein Keller in Haidmühl. Der Zustand nach einer offenbar fehlgeschlagenen Reparatur Anfang der 1970er Jahre und danach offenbar verlorenem Interesse: zerlegt, verlebt, aber komplett und vor allem original mit erstem Pappbrief, Kennzeichen, Originalrechnung, Garantiekarte und sogar dem extrem seltenen, unter dem Kniekissen versteckten Reserveschlüssel und funktionsfähigen Zündkerzenstecker mit DKW-Logo.
Außerdem handle es sich, wie der DKW-Spezialist erklärte, um eines von 2.000 Vorserienmodellen: „Ich schwöre euch, dass diese DKW die letzten 50 Jahre keine fünf Leute zu Gesicht bekommen haben. Nach vielen Stunden Arbeit läuft sie jetzt wieder und sie heute zum OFM-Geburtstag zu präsentieren ist uns eine sehr große Freude.“
Es sei aber, auch so Moser, ein Vermächtnis. Die DKW habe damals knapp 1.400 Mark gekostet, der durchschnittliche Wochenlohn lag bei rund 30 Mark: „Stellen wir uns vor, wie stolz dieser junge Mensch damals gewesen sein muss, als er mit der DKW und seiner Freundin auf dem Sozius nach Schliersee gefahren ist. Auch das ist ein Teil unserer Geschichte, an die wir auf unsere Weise erinnern, sie bewahren und an die nächste Generation weitergeben wollen.“ Helmut Hacker
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