Größer, moderner, barrierefrei: Die Erweiterung und Sanierung des Moosburger Rathauses nützt Beschäftigten und Bürgern. Und vom Umbau könnte die ganze Altstadt profitieren.
Moosburg – Ein Meilenstein ist geschafft: In Moosburg wurde dieser Tage mit dem neu errichteten Huber-Haus die Rathauserweiterung offiziell eingeweiht. Nach gut zwei Jahren Bauzeit sind damit drei Hauptziele des Projekts realisiert: Alles ist nun barrierefrei, es gibt ein zweites Fluchttreppenhaus, und die Stadtverwaltung hat neue, dringend benötigte Büroräume. Entsprechend groß ist die Freude bei Bürgermeister Josef Dollinger, der auch Tage nach den Feierlichkeiten noch immer ins Schwärmen gerät, wenn er über das Plus an Funktionalität, völlig neue Möglichkeiten und allgemein über das Wirken der am Bauprojekt Beteiligten erzählt.
„Richtig toll gelöst“ findet der Ortschef vor allem, wie die unterschiedlich hohen Geschoßniveaus verbunden wurden: Man hat am alten Rathaus lediglich zwei Fenster in Türen verwandelt und im angrenzenden Treppenhaus des Huber-Hauses Zwischenpodeste installiert. Dollinger: „Quasi mit null Eingriff in das denkmalgeschützte alte Haus. Ich weiß nicht, ob es anders überhaupt möglich gewesen wäre.“ Dank doppelter Stockwerks-Knöpfe im Aufzug, der nach zwei Seiten öffnet, kann jetzt alles barrierefrei angesteuert werden.
Der Bau war herausfordernd
Insgesamt neun neue Räume stehen durch die Erweiterung zur Verfügung. Die Gesamtkosten des Huber-Haus-Neubaus mit Anbindung ans Rathaus und Umbau des Erdgeschoßes im Altbau werden derzeit auf gut 3,5 Millionen Euro taxiert. Damit alle Fachabteilungen, teils mit Publikumsverkehr, arbeitsfähig blieben, wurden Behörden zwischenzeitlich ins Feyerabendhaus ausgelagert. Herausfordernd waren neben dieser Logistik auch die baulichen Gegebenheiten und archäologischen Befunde, die während der Bauphase viele Entscheidungen beeinflusst haben und eine flexible Planung nötig machten.
Während die einen Abteilungen bereits seit einigen Wochen in ihren neuen, zeitgemäß ausgestatteten Arbeitsräumen angekommen sind, etwa das Einwohnermelde- oder Standesamt, ist die Wanderschaft für andere noch nicht abgeschlossen. Wer aktuell durch Alt- und Neubau geht, stößt hier und da auf Beschäftigte, die gerade mit Umzugskartons und Aktenwagen hantieren. So etwa Sachbearbeiterin Nicola Riedmaier und Auszubildende Hira Can, die ihr Personalbüro vom Altbau ins Huber-Haus verlagern. Und das sichtbar gut gelaunt: „Unser neuer Raum ist sehr hell und freundlich gestaltet“, sagt Riedmaier, und ergänzt lachend: „Endlich zieht‘s nicht mehr durchs Fenster.“
Weil sich die Stadt dazu entschlossen hat, die ohnehin laufende Bauphase auszudehnen und nun alle Etagen des Altbaus zu modernisieren, dürfen sich bald noch mehr Verwaltungskräfte auf bessere Arbeitsbedingungen freuen. Dann soll neben neuer Elektrik und EDV auch eine Heiz- und Kühldecke eingebaut sein. Dazu wird noch die Fassade des historischen Gebäudes restauriert. „In eineinhalb Jahren sind wir hoffentlich fertig“, so Dollinger.
Was für Außenstehende bislang verborgen blieb: Die Stadt hat in den letzten Jahren auch die Gewerbeflächen im Erdgeschoß, die sich in Privatbesitz befanden, zurückgekauft, sie teils zu größeren Einheiten zusammengelegt sowie Sanitäranlagen eingebaut. Wer in den Geschäftsräumen mit hohen Decken und ehrwürdigen Gewölbewänden steht, kann durch die Eingangstüren den direkten Blick auf Altstadt und Johanneskirche genießen.
Neue Ladenfläche in Bestlage
Noch wird der Leerstand in Bestlage aber nicht angeboten. Dollinger: „Es gab schon einige Anfragen, wir brauchen die Fläche aber während der laufenden Rathaussanierung für Büros.“ Wenn der Prozess abgeschlossen sei, werde man die insgesamt drei freien Gewerbeflächen zu fairen Preisen vermieten. Eine davon befindet sich direkt gegenüber im Erdgeschoß des Feyerabendhauses. Wo bis vor wenigen Jahren das Schneideratelier von Gabi Urban residierte, schwebt dem Bürgermeister eine Gastronomie vor. „Es gibt ein großes Interesse vom Eiscafé Da Claudio, die hätten dann einen deutlich größeren Außenbereich als vorm Fertlhaus.“ Für Dollinger ergibt sich mit den Ladenflächen die Chance, die Attraktivität und Besucherfrequenz der Altstadt zu stärken. „Das stelle ich mir richtig stark vor“, sagt er, während er den Blick durch einen noch leeren Raum schweifen lässt.
Stolz ist das Gemeindeoberhaupt auch darauf, an manchen Stellen im Neu- und Altbau Gestaltungsakzente gesetzt zu haben. Die runde Plakette an der Fassade des Huber-Hauses etwa war ihm eine Herzensangelegenheit, wie er erzählt: „Das Taferl erinnert an das 50-jährige Jubiläum unserer Städtepartnerschaft mit Bry-sur-Marne (Frankreich; Anm. d. Red.). Da war ich im Rahmen eines Schüleraustauschs 1974 beim ersten Besuch mit dabei.“ Auch ein Kreuz, das Dollinger von Klosterschwestern privat gekauft hat und weihen ließ, hängt nun im Huber Haus. Als große Überraschung bei der Einweihungsfeier enthüllte er im Beisein von zahlreichen Gästen gemeinsam mit Bildhauerin Martina Kreitmeier eine Frauenskulptur, die er der Stadt als Leihgabe überlässt und die nun das Treppenfoyer ziert.
Lob für Vorgängerin, Dank ans Personal
Neben Verweisen auf seine persönlichen Einflüsse spart Josef Dollinger im FT-Gespräch auch nicht mit Dankesworten: So würdigt er etwa den Einsatz seiner Vorgängerin Anita Meinelt, die schon vor Jahren die zähen Verhandlungen mit den früheren Huber-Haus-Eigentümern aufgenommen habe. Auch den Stadträten ist er dankbar, die 2021 einstimmig beschlossen hatten, vom Vorkaufsrecht Gebrauch zu machen und die Nachbarimmobilie des Rathauses zu erwerben. Schließlich zeigt sich Dollinger noch bei seiner Belegschaft erkenntlich: „Herzlichen Dank an alle, dass Sie zwei Jahre diesen Baustellenlärm ertragen haben. Das war oft nicht schön, ich hab‘s selbst erlebt.“