Demo übertrifft alle Erwartungen: 2000 Menschen gehen in Garmisch-Partenkirchen gegen Rechts auf die Straße

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Kurz vor dem Ziel: Der Demozug nähert sich durch die Fußgängerzone dem Richard-Strauss-Platz. Die Initiatoren marschieren vorne weg. © FOTOPRESS THOMAS SEHR

Starkes Signal: 2000 Menschen, doppelt so viele als zuvor angemeldet, gehen in Garmisch-Partenkirchen gegen Rechts und für Demokratie auf die Straße.

Garmisch-Partenkirchen – So bunt war Garmisch-Partenkirchen noch nie. Auf diesen erst einmal einfachen Nenner darf man es schon bringen, was sich gestern Nachmittag in der Marktgemeinde abspielte. Natürlich steckte viel mehr dahinter, als nur aufzufallen: Rund 2000 Menschen – schätzte die Polizei – demonstrierten für Freiheit, für Demokratie und Diversität. Ein mehr als eindrucksvolles Zeichen, denn nicht einmal die Organisatoren hatten mit einem derartigen Ansturm gerechnet. Und doch: Letztlich setzte sich gegen 14.20 Uhr ein zunächst hunderte Meter langer Zug vom Rathausplatz über die Bahnhof- und Klammstraße bis zum Richard-Strauss-Platz in Bewegung, um dem stillen Protest auch in Garmisch-Partenkirchen ein Gesicht und eine laute Stimme zu verleihen. Angeführt vom Orga-Team der Bewegung „Partnerschaft für Demokratie“ war das ein kräftiges Lebenszeichen. „Es ist unglaublich, es sind doppelt so viele Menschen als wir angemeldet hatten“, jubilierte Florian Wink, der als Versammlungsleiter fungierte.

Initiatoren schwärmen vom Zuspruch: „Hätten wir nie erwartet“

Gegen 13.40 Uhr kauerten ein paar hundert Menschen auf dem weitläufigen Gelände vor dem Rathaus. „Hoffentlich kommen noch ein paar mehr“, sagte Monika Ott zu diesem Zeitpunkt noch. Auch der Farchanterin wurde aber sehr bald ein breites Lächeln ins Gesicht gezaubert. Spätestens, als sich die Menschenmasse dann in Bewegung setzte, als man das Ausmaß dieses Protests gegen rechte Strömungen langsam greifen konnte. „Ich hatte keine große Angst, dass niemand kommen würde, aber dass es am Ende so viele sein würden, hatten wir uns vielleicht erhofft, aber nie erwartet“, resümierte Wink später, als die bunte Meute am Strauss-Platz angelangt war und die heimische Hard-Rock-Band „Behold! A Man!“ loslegte.

Vollgas gibt auch die Band am Strauss-Platz: Dort versammeln sich die gut 2000 Teilnehmer nach ihrem Zug durch den Ort noch für einige Kundgebungen.
Vollgas gibt die Band am Strauss-Platz: Dort versammeln sich die gut 2000 Teilnehmer nach ihrem Zug durch den Ort noch für einige Kundgebungen. © FOTOPRESS THOMAS SEHR

Politik spielt Nebenrolle: Kurze Grußworte von Anton Speer und Elisabeth Koch

Die Politik sollte an diesem Nachmittag eine Nebenrolle spielen. Diese Demo gehörte den Menschen, die ein Signal aussenden wollten. Und so hielten Landrats Anton Speer (FW) und Bürgermeisterin Elisabeth Koch (CSU) ihre Grußworte erfrischend kurz. Speer fing die Menge mit klaren Worten gleich ein: „Wir sind ein weltoffener Landkreis, hier haben Rassismus und Hass nichts verloren.“ Die Gesellschaft müsse zusammenstehen in dieser schwierigen Zeit. Er sei beeindruckt, wie viele Menschen aufgestanden seien, um ein Zeichen auszusenden. „Wir halten zusammen, wir gehören zusammen.“ Koch stimmte in dieses Lied mit ein: „Wir müssen auf unsere Gemeinschaft achten“, mahnte sie. Sie danke jedem, der auf die Straße gehe, um für Vielfalt, für Demokratie und für Akzeptanz einzustehen. „Wir müssen aufpassen, dass Menschen nicht diffamiert werden, und unser Grundgesetz verteidigen, um das uns so viele Menschen auf der ganzen Welt beneiden.“ Die Bürger sollen sich wehren gegen braunes Gedankengut.

Klare Botschaften senden die Teilnehmer der Demo mit ihren selbst gebastelten Schildern aus.
Klare Botschaften senden die Teilnehmer der Demo mit ihren selbst gebastelten Schildern aus. © FOTOPRESS THOMAS SEHR

Hunderte selbst gebastelter Schilder zeigen klare Botschaften gegen Rechtsextremismus

Das taten die Demo-Teilnehmer. Auf hunderten von selbst gebastelten Schildern gaben die Menschen preis, was sie von Rechtsextremismus halten. Vielfach im Visier: die AfD. Der Einfallsreichtum kannte kaum Grenzen. Ein kleines Mädchen trug ein Schild „Lillifee statt Afd“, „Menschenrechte statt rechte Menschen“ gab es zu lesen, die „Omas gegen Rechts“ waren vertreten. Und noch ein Slogan fiel auf: „Wenn die AfD die Lösung ist, möchte ich das Problem zurück.“

Mitorganisator Wink war am Ende voller Freude: „Ich bin supersuperglücklich.“ Das Publikum sei so bunt gemischt, vom Alter, von der Herkunft. Seine zentrale Botschaft: „Verschieden zu sein, ist keine Schwäche, sondern eine Stärke.“ Sein Orga-Team sei unglaublich stolz, dass auch „ein traditioneller Landkreis wie unserer“ mit dieser Demo ein kräftiges Signal gesendet hat.

Zuletzt hatte im Landkreis bereits in Murnau eine Aktion für Demokratie stattgefunden. Auch dort waren rund 2000 Menschen mit von der Partie gewesen.

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