Neuer Tourismus-Chef Rutz appelliert an den Gemeinsinn in Garmisch-Partenkirchen
Walter Rutz übernimmt das Zepter bei GaPa Tourismus. Das große Ziel ist ein langfristig erfolgreiches Konzept für die Zukunft der Marktgemeinde
Garmisch-Partenkirchen – Es ist dieser Geruch nach Pfeifentabak, der sofort verrät, dass etwas neu ist in dem Eckbüro mit Rundumblick über den Kurpark. Sofort steigt dieser leicht süßliche Duft in die Nase. Sonst wirkt der Raum noch recht karg. Aber den hatte auch der Vorgänger nicht überladen. Die Zeichen stehen auf Veränderung bei Garmisch-Partenkirchen Tourismus. Zum heutigen Freitag, dem 1. März, ist die Ablösung vollzogen. Nach letzten Urlaubstagen, die Michael Gerber genoss, geht das Zepter des Geschäftsführers nun auf Walter Rutz über. Jenen Pfeifen-Liebhaber, der zumindest in dieser Hinsicht eine erste Duftmarke setzt.
Sechs Wochen als „leitender Angestellter“ an der Seite von Gerber, der sich nach fünf Jahren wieder nach Bremerhaven verabschiedete, hat Rutz bereits hinter sich. Eine Zeit, die er nutzte, um direkt einzutauchen in das Haifischbecken Garmisch-Partenkirchen. Er lernte Partner und Leistungsträger der Tourismus- und Kultur-Gesellschaft der Marktgemeinde kennen – und das nicht zu knapp. „Es war wirklich interessant und ganz gut“, bilanziert er. Eine zentrale erste Erkenntnis, die er gewonnen hat: „Die Außenwirkung von GaPa Tourismus ist nicht mehr da! Wir müssen wieder mehr nach außen gehen.“ Immerhin: Die Marktgemeinde ist nun wieder auf der weltweit führenden Tourismus-Messe ITB in Berlin in der kommenden Woche vertreten. Rutz’ Credo: „Natürlich brauchen wir Garmisch-Partenkirchen nicht jedem neu zu erklären, aber wir müssen es sichtbar machen.“
Detaillierte Konzepte gibt es nach sechs Wochen noch nicht
Die Außendarstellung ist nur ein Punkt auf der Agenda des Oberammergauers, der in seiner Heimat acht Jahre lang für den Kulturbetrieb und als Geschäftsführer der Passionsspiel-GmbH verantwortlich zeichnete. Ins Detail kann er nach so kurzer Zeit nicht gehen. Ein stichhaltiges Konzept – dafür braucht er Zeit. „Reden wir in einem halben Jahr darüber“, sagt Rutz und lacht. Natürlich kennt er die Herausforderungen, die auch kurzfristig anstehen. Das Kongresszentrum an vorderster Front, dazu die Wiedereröffnung der Tourist-Information, die für den Sommer angedacht ist. „Themen, die wir sofort anpacken müssen.“
Dazu kommen die Veranstaltungen, an denen es in diesem Jahr nicht mangelt. „Die Schotten kommen“, erinnert er, „bringen vielleicht 5000 bis 10 000 Fans mit.“ Der Besuch der Fußball-Nationalmannschaft von der Insel ist nicht alles: Bereits im April gastiert das deutsche Eishockey-Team in der WM-Vorbereitung zum Trainingslager samt Länderspiel im Ort. Die BMW Motorrad Days finden wieder statt, locken zigtausende Biker unter die Alpspitze. „Alles Geschenke“, das räumt Rutz ein. „Aber wir müssen auch etwas draus machen.“ Die Marktgemeinde ist gefordert, an dieser Stelle ihr Potenzial als Gastgeber zu zeigen. „Wenn ich den Besuch der Eishockey-Nationalmannschaft nehme: Da sollten wir gemeinsam versuchen, das Stadion voll zu kriegen“, formuliert Rutz eine Aufgabe. „Deutschland gegen Österreich, das ist doch immer ein spannendes Thema.“ Neben diesen Höhepunkten gibt es noch den GaPa-Trail, die Weiße Nacht, den Zugspitz-Ultratrail, die Serie Musik im Park, das AlpenTestival und die Richard-Strauss-Tage – da kommt einiges zusammen.
Auf die Kultur freut sich der Passionsdarsteller besonders
Gerade auf die Kultur freut sich Rutz besonders. Natürlich ist sie für den Passionsdarsteller ein Steckenpferd. Mit Dr. Dominik Sedivy, dem Leiter des Strauss-Instituts, hat er bereits Kontakt aufgenommen. Vornehmlich kümmert sich die GaPa Kultur-GmbH, der Rutz ebenfalls vorsteht, eben um das Festival für den berühmten Komponisten. „Das Gespräch war sehr offen, ich denke, wir können da gut was machen.“
Das Tagesgeschäft ist freilich nur die eine Seite der Medaille. „Wir brauchen ein Konzept für die Zukunft, eines, das auch langfristig funktioniert“, sagt Rutz und setzt die Messlatte damit selbst. Die Ausgangslage ist in seinen Augen schnell definiert: „Mit dem Sommer haben wir keine großen Probleme.“ Das andere Halbjahr bereitet eher Bauchschmerzen. „Winterliches Bayern können wir nicht mehr garantieren.“ Seine Befürchtung: „Die ganze Region muss sich wahrscheinlich früher als gedacht darauf einstellen, Alternativen zum Wintersport zu bieten.“ Schwächere Gäste-Zahlen im Januar sind das erste Indiz.
Potenzial zur Verbesserung bieten im Normalfall auch die Monate April, Oktober und November. „Daran müssen wir arbeiten und überlegen, was Gäste in dieser Zeit tun können.“ Wandern, Schlittschuhlaufen, Radfahren nennt er. Dazu brauche es teilweise aber bessere Infrastruktur. Wichtig: „Das Thema können und müssen wir gemeinsam anpacken, alle Partner im Ort.“ Denn für Rutz steht fest: Das Standbein Tourismus wird für Garmisch-Partenkirchen immer eine entscheidende Rolle spielen. „Selbst ein Projekt wie der Campus wird den Tourismus nicht verdrängen.“ Daher gilt es, einem Konzept für die Zukunft volle Energie zu schenken.