Vision und Wirklichkeit kollidieren im Moun10 Bakers: Hohe Kosten zerstören Café-Idee

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Bekannte Adresse gerade bei jungen Leuten: das Café „Moun10 Bakers“ am Bahnhof. © FOTOPRESS THOMAS SEHR

Vision und Wirklichkeit kollidieren im „Moun10 Bakers“ in Garmisch-Partenkirchen: Benjamin Hasse hat jetzt seine Anteile verkauft.

Garmisch-Partenkirchen – Es gibt wenig Orte in Garmisch-Partenkirchen, wo man ein solch buntes Treiben beobachten kann. Im „Moun10 Bakers“ am Bahnhof stärken sich Eishockey-Profis oder lokale Fußballer mit einem gesunden Frühstück ebenso, wie Influencer, die ihren Brunch auf Social Media posten. Schüler findet man dort, die gespannt auf ihre Zeugnisse warten. Selbst bekannte Gesichter aus den Sozialen Netzwerken wie Stefano Zarella trinken in diesem Café mal einen Cappuccino.

Umso größer der Schock für Liebhaber dieser Location mit dem besonderen Flair, dass Benjamin Hasse (35 Jahre), der bisherige Inhaber des beliebten Cafés, vor wenigen Wochen seine Anteile abgegeben hat. Der Geschäftsmann begründet seinen Abschied mit der prekären wirtschaftlichen Situation. Als einer von drei Gesellschaftern hielt Hasse seit Inbetriebnahme von „Moun10 Bakers“ im Jahr 2021 die meisten Anteile. Doch die finanziellen Herausforderungen erdrückten ihn schier. „Ein Überlebenskampf – Monat für Monat. Die Kosten explodieren und lassen einfach keinen Spielraum mehr für faire Preise zu“, verdeutlicht Hasse die Lage.

Die Kosten für Lebensmittel, wie beispielsweise Milch, erreichen unvorstellbare Höhen. Ein Cappuccino schlägt daher bereits mit 4,50 Euro zu Buche. Die Strompreise, die sich binnen drei Jahren verdoppelt haben, und Personalkosten im fünfstelligen Bereich machen laut Hasse den Café-Betrieb zu moderaten Konditionen schlicht unmöglich, zumal die Mehrwertsteuer ebenfalls erhöht wurde.

Benjamin Hasse verabschiedet sich von seinem Traum.
Benjamin Hasse verabschiedet sich von seinem Traum. © Privat

Gäste, die die Herausforderungen nicht nachvollziehen können und über die Preise diskutieren, verschärfen zudem die ohnehin schwierige Lage. Trotz dieser enormen Hemmnisse setzte sich der ehemalige „Moun10 Bakers“-Betreiber auch sozial ein. Beispielsweise bot er kostenfreies Frühstück für die Rentnergemeinschaft „Lichtblick Seniorenhilfe“ zur Verfügung.

Wegen Hasses Rückzug muss sich nun auch der SC Riessersee einen neuen Caterer für seine VIP-Lounge suchen. Durch seine guten Kontakte zum SCR war die Kooperation keinesfalls nur geschäftlicher Natur, für den Café-Betreiber war’s eine Herzensangelegenheit. Doch Hasse zieht jetzt einen Schlussstrich: „Es war mein Traum, ein Café zu führen, das nicht nur qualitativ hochwertige Produkte aus der Region anbietet, sondern auch für die Gemeinschaft da ist“, bekundet er. „Aber die aktuellen Rahmenbedingungen machen dies schlichtweg unmöglich. Die Preise sind für mich zudem moralisch nicht mehr vertretbar.“

Ein trauriger Abschied eines sozial-engagierten Unternehmers, der den bitteren Geschmack der wirtschaftlichen Realität schmeckt. Doch welche Veränderungen stehen dem einst populärem Treffpunkt bevor? Viele Gerüchte kursieren im Ort. Mitte des nächsten Monats soll es dem Vernehmen nach die „Moun10 Bakers“ nicht mehr geben. Die FH-Holding GmbH, vertreten durch Franz Hummel, ist die Vermieterin der Café-Betreiber und möchte sich zu diesem Thema nicht äußern. Sezai Alpaslan, einer der Gesellschafter, hingegen teilt mit, dass noch nicht klar sei, wie es weitergeht. „In Garmisch-Partenkirchen wird immer viel geredet, in ungefähr zehn Tagen wissen wir mehr.“ Derweil kursiert bereits ein neues Gerücht. Angeblich soll bei den „Moun10 Bakers“ bald ein traditionsträchtiges Gasthaus eröffnen. VON CHIARA WAFFENSCHMIDT

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