Pistorius-Vertrauter Breuer erklärt Putin-Zeitfenster für Angriff auf Nato

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Was plant Wladimir Putin noch? Der oberste Bundeswehr-General warnt eindringlicher denn je vor einer möglichen Attacke Russlands auf die Nato.

Berlin – Wie weit würde Wladimir Putin gehen? Der Autokrat aus Moskau? Der Machthaber aus Russland? Der Ukraine-Krieg dient als mahnendes Beispiel für den Imperialismus des Kreml-Chefs.

Bedrohung durch Wladimir Putin: Bundeswehr-General warnt vor Russland-Angriff

Carsten Breuer, Generalinspekteur der Bundeswehr, hat erneut und vehement vor einem möglichen russischen Angriff unter Putin auf die Verteidigungsallianz Nato in den kommenden Jahren gewarnt.

„Wir beobachten, dass die russische Armee Richtung Westen ausgerichtet wird“, sagte Breuer der Sächsischen Zeitung. In fünf bis acht Jahren seien Moskaus Streitkräfte materiell und personell so ausgerüstet, dass ein Angriff auf Nato-Gebiet möglich wäre, erklärte der Vertraute von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD).

Russischer Machthaber: Moskau-Autokrat Wladimir Putin.
Russischer Machthaber: Moskau-Autokrat Wladimir Putin. © IMAGO / SNA

Warnung vor Wladimir Putin: Pistorius-Vertrauter erzählt von russischen Panzern

„Die russische Armee stockt Jahr für Jahr um 1000 bis 1500 zusätzliche Panzer auf. Die fünf größten europäischen Nato-Mitgliedsstaaten haben gerade mal die Hälfte davon im Bestand“, erzählte Breuer in dem am Dienstag (23. Juli) veröffentlichten Interview. Die Bundeswehr verfüge über etwa 300 Kampfpanzer, erklärte der General des Heeres (Landstreitkräfte).

Breuer sagte: „Kommt zu dieser Fähigkeit die Intention hinzu, die man aus Putins Reden durchaus herauslesen kann, sollte uns das alarmieren. Meine Aufgabe ist es, auch ein solches Worst-Case-Szenario zu denken. Für die Bundeswehr heißt das: Wir müssen in fünf Jahren auf diese Möglichkeit vorbereitet sein. Nur so schrecken wir ab.“ Die neue Bedrohungssituation sei aber noch nicht überall angekommen, meinte der 59-jährige Sauerländer mit Blick auf die deutsche Öffentlichkeit weiter.

Carsten Breuer

Carsten Breuer ist ein General des Heeres und seit dem 17. März 2023 der 17. Generalinspekteur der Bundeswehr. Er ist damit der oberste General und Kommandant der deutschen Streitkräfte. In enger Zusammenarbeit mit Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist der 59-jährige Sauerländer für die praktische Umsetzung der „Zeitenwende“ in der deutschen Verteidigungspolitik mitverantwortlich.

Russischer Angriff auf die Nato? Verteidigungsallianz sorgt sich um Suwalki-Lücke

Breuer berief sich bei seiner Einschätzung auf Analysen der Bundeswehr, Hinweise von Geheimdiensten und verbündeter Streitkräfte sowie auf Äußerungen des russischen Präsidenten. Viele Beobachter des Ukraine-Kriegs verfolgen eine Theorie: Das russische Regime könnte einen Konflikt mit der Nato in der Suwalki-Lücke an der polnisch-litauischen Grenze auslösen. Zur Einordnung: Der Suwalki-Korridor erstreckt sich über 104 Kilometer Länge nahe der polnischen Kleinstadt Suwalken zwischen der russischen Exklave Kaliningrad und Belarus.

Dieser vergleichsweise schmale Landstreifen zwischen Polen und dem Baltikum gilt als Achillesferse der Nato. Während (nicht nur) die russischen Panzer-Verluste in der Ukraine verheerend bleiben, gibt es eine weitere Theorie über eine mögliche russische Stoßrichtung bei einem Überfall auf Nato-Gebiet. Konkret: Laut eines Experten könnte die russische Armee die litauische Hauptstadt Vilnius als Geisel und als Faustpfand besetzen.

Carsten Breuer (li.), oberster General der Bundeswehr, und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius arbeiten an der Wehrpflicht in Deutschland.
Carsten Breuer (li.), oberster General der Bundeswehr, und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius arbeiten an der Wehrpflicht in Deutschland. © IMAGO / Metodi Popow

Russland-Autokrat Wladimir Putin: Litauisches Vilnius als Angriffsziel in der Nato?

Politikwissenschaftler Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) erklärte jüngst in der ARD-Dokumentation „NATO – wer wird Europa schützen?“: „Die Geschichte geht dann ungefähr so: Das sind so 30, 40 Kilometer von der (belarussischen, d. Red.) Grenze bis nach Vilnius. Russland gelingt es unter dem massiven Einsatz von Material und Soldaten tatsächlich, bis nach Vilnius zu kommen. Sie verlieren ganz viele Leute, aber sie schaffen es, Vilnius einzunehmen, und bieten dann Friedensverhandlungen an. Dann geht es nicht um die militärische Stärke der Nato, sondern um die politische Solidarität und die Frage: Schicken Deutschland und Paris Soldaten, um Vilnius zu befreien? Oder aber nicht?“

Auch der Bundesverteidigungsminister mahnt immer wieder eindringlich und öffentlich. „Ein großer Teil oder ein Teil dessen, was neu produziert wird, geht gar nicht mehr an die Front, sondern landet in den Depots“, hatte Pistorius Ende April in der ARD-Sendung „Maischberger“ zur russischen Rüstungsindustrie gesagt und vor Putins aggressiver Politik gewarnt: „Jetzt kann man naiv sein und sagen, das macht er nur aus Vorsicht. Ich würde als skeptischer Mensch in dem Fall eher sagen: Das macht er, weil er im Zweifel irgendwas vorhat oder haben könnte.“ (pm)

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