Alte-Weiße-Männer-Post: Für Kulturreferentin hagelt es weiter Kritik
Für ihren Alte-Weiße-Männer-Post hagelt es für Freisings Kulturreferentin von allen Seiten Kritik. Nur bei den Konsequenzen sind sich die Stadträte uneinig.
Freising – Auf Facebook haben die Äußerungen von Freisings Kulturreferentin Susanne Günther (Grüne) zur Eröffnung der Landesausstellung zu einer regen Diskussion geführt. Während manche User sich hinter Günthers Aussagen über „alte weiße Männer“ und ein Eröffnungsprogramm „zum Speien“ stellen, bringt die Mehrheit zumindest für die Wortwahl und den Anlass kein Verständnis auf. Manche fordern auch den Rücktritt Günthers von ihrem Amt.
Den Rücktritt als Kulturreferentin haben, wie berichtet, auch die Stadtratsfraktionen und -gruppierungen von Freisinger Mitte, Freie Wähler, CSU, SPD und FDP gefordert. Ganz so weit geht beispielsweise die ÖDP nicht: Fraktionsvorsitzende Emilia Kirner betonte gegenüber dem FT, dass sie und die ÖDP-Fraktion finden, „dass die Äußerungen sehr unglücklich sind“, und man sich in jeder Hinsicht davon distanziere. „Auch ihr nachträglicher Umgang damit scheint uns unprofessionell und unangemessen“, urteilte Kirner darüber, dass Günther ihre ursprüngliche Wortwahl nach Gegenwind im Netz etwas abgemildert hatte. „Wir halten eine aufrichtige öffentliche Entschuldigung von ihr für dringend erforderlich.“

Allerdings, so Kirner weiter, stehe die ÖDP nicht hinter der Forderung, dass Günther zurücktreten solle. „Wir haben und werden uns bei Personalfragen immer raushalten, das ist Sache der Partei selbst. Das und auch weitere Konsequenzen soll die Fraktion selber entscheiden.“
Ähnlich reagiert die Freisinger Linke auf die Causa Günther: Nicolas-Pano Graßy betonte auf FT-Nachfrage zunächst, „dass die Wortwahl einer Kulturreferentin natürlich unwürdig war“. Das sei aber nicht neu, schließlich habe sich Susanne Günther schon des Öfteren „im Ton vergriffen“. Auch die Freisinger Linke begleite die Stadtpolitik kritisch, aber verhalte sich stets konstruktiv und in der Wortwahl angemessen.
Die Wortwahl war einer Kulturreferentin unwürdig.
Der Rücktrittsforderung anderer Fraktionen schließe man sich aber nicht an – zum einen, weil die Äußerung auf der privaten Facebook-Seite von Susanne Günther zu lesen gewesen sei, zum anderen, weil man es für überzogen halte, wegen eines falschen Satzes solchen Druck aufzubauen. Allerdings sei Kritik an diesem extremen Verhalten „nicht lächerlich“, wie Günther im FT meinte, sondern „absolut notwendig“, wie die Linke dann noch in einer später nachgereichten Pressemitteilung betonte.
In diesem Schreiben, das neben Graßy auch Guido Hoyer unterzeichnet hat, blicken beide mit Wehmut auf Günthers Vorgänger zurück. „Wir erinnern uns an den leider allzu früh verstorbenen Kulturreferenten Dr. Hubert Hierl. Dessen Empathie und Engagement galt dem Freisinger Kulturleben in all seiner Vielfalt. Eine solche Kulturreferentin wünschen wir uns auch heute.“
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Und wie beurteilen Günthers Parteifreundinnen und -freunde im Stadtrat ihren Facebook-Post? Werner Habermeyer, der mit Günther die Fraktionsspitze bildet, versicherte, er hätte den Post „auch anders geschrieben“, sprich: zu einer anderen Wortwahl gegriffen. Günther habe das aber abgeändert „und deshalb ist die Sache für mich erledigt“. Man werde die Angelegenheit wahrscheinlich in nächster Zeit einmal intern besprechen, er sehe aber keinen Anlass für Günthers Rücktritt.
Auch der Grünen-Landtagsabgeordnete Johannes Becher, der an der Eröffnung der Landesausstellung teilgenommen hatte, äußerte sich auf Nachfrage: „Es ist für Freising eine großartige Sache, die Landesausstellung auf dem Domberg zu haben.“ Die Kritik an der Männerlastigkeit der Redner zur Eröffnung könne man teilen. „Das ist leider ein Sinnbild für die viel zu geringe Repräsentanz von Frauen in der Politik.“ Stil und Ton hätte viel Kritik ausgelöst. „Ob allerdings ein verunglückter und inzwischen veränderter Facebook-Post Rücktrittsforderungen rechtfertigt, wird die Freisinger Stadtpolitik sicherlich gründlich besprechen.“