„Zum Speien“: Freisinger Kulturreferentin sorgt mit Facebook-Post zur Landesausstellung für Eklat

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Freising
  4. Freising

KommentareDrucken

Alter weißer Mann: Freisings Bistumspatron Korbinian ist ein Blickfang der neuen bayerischen Landesausstellung. Kulturreferentin Susanne Günther blieb der Eröffnung fern - aufgrund der ausschließlich männlichen Redner. © Rainer Lehmann

Dieser Post sorgt für Aufregung: Freisings Kulturreferentin Susanne Günther fand das Eröffnungsprogramm zur Landausstellung „so zum Speien“, dass sie fernblieb.

Freising – Es war das, was man von einem Festakt erwarten darf: Reden und Musik. Am Montag wurde die Landesausstellung „Tassilo, Korbinian und der Bär“ eröffnet. Die Rednerliste: Wissenschaftsminister Markus Blume, Erzbischof Reinhard Marx, Ministerpräsident Markus Söder und Richard Loibl, der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte. Vier Männer also. Frauen: Fehlanzeige.

Susanne Günther, Kulturreferentin der Stadt Freising
Susanne Günther (Grüne), Kulturreferentin: „Morgen sind die Zeitungen voll mit alten weißen Männern.“ © Lehmann

Und genau das war es, warum es Kulturreferentin Susanne Günther (Grüne) „nicht übers Herz gebracht“ hatte, „über alle Schatten dieser Welt zu springen“. So zumindest hat sie am Montagabend in einem öffentlichen Facebook-Post auf ihrer Seite ihr Fernbleiben begründet. Und weiter: „Morgen sind die Zeitungen voll mit alten weißen Männern, die die Welt erklären. Wann hat das endlich ein Ende?“

Oberbürgermeisterwird deutlich

Eva Bönig, ebenfalls Grüne und 2. Bürgermeisterin der Stadt Freising, will die Äußerung ihrer Fraktionskollegin nicht kommentieren. Das sei schließlich deren persönliche Sache. Nur so viel: „Ich hätte es nicht gemacht und wenn, dann hätte ich es anders formuliert.“

Eva Bönig, Bürgermeisterin Freising
Eva Bönig (Grüne), Bürgermeisterin: „Ich hätte es nicht so gemacht.“ © FT-Archiv

Ähnlich beginnt auch die schriftliche Stellungnahme von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher: „Es handelt sich um eine politische Sichtweise und Äußerung, die natürlich jedem zusteht.“ Das große Aber: „Ich persönlich sehe allerdings die Landesausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte und eine Eröffnung in Anwesenheit des Bayerischen Ministerpräsidenten, von vier Staatsministern, dem Kardinal und den Vertretern des Veranstalters sowie vielen geladenen Ehrengästen aus Kultur und Politik als eine Veranstaltung von historischer Bedeutung für unsere Stadt, die nicht Thema tagespolitischer Meinungsäußerungen sein sollte.“

Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher
Tobias Eschenbacher (FSM), Oberbürgermeister: „Derartige Äußerungen sind geeignet, der Stadt zu schaden.“ © FT-Archiv

Und dann wird Eschenbacher deutlich: „Derartige Äußerungen von Mitgliedern des Stadtrats sind durchaus geeignet, der Stadt Schaden zuzufügen. Vor allem seitens der Kulturreferentin hätte ich mir unbeschadet der eigenen Einstellung eine zurückhaltendere, wenn nicht gar unterstützende und diplomatisch formulierte Äußerung erwartet.“

Kulturreferentinreagiert auf Kritik

Er selbst habe die Veranstaltung als äußerst gelungenen Auftakt zu einer Ausstellung gesehen und erlebt, die zu Recht viele Interessierte in die Stadt Freising führen werde, die sich mit hohem Aufwand auf dieses Jubiläumsjahr vorbereitet habe und sich mit ihren Bürgerinnen und Bürgern auf die zahlreichen Gäste freue. Die Landesausstellung sei „ein Jahrhundertereignis“.

Susanne Günther selbst hat inzwischen den Wortlaut ihres Posts geändert: Jetzt sei das Programm „so wenig attraktiv“ gewesen und die Zeitungen seien heute „voll mit Männern, die die Welt erklären“. Die erste Version sei wohl „doch etwas überzogen“ gewesen, sagte sie auf FT-Nachfrage.

Nida-Rümelin (SPD), Münchner Ex-Kulturreferent
Julian Nida-Rümelin (SPD), Münchner Ex-Kulturreferent: „Versucht, Kritik zu äußern, ohne auszugrenzen!“ © MM-Archiv

Selbst Julian Nida-Rümelin, ehemaliger Kulturreferent der Landeshauptstadt München und von 1998 bis 2002 Kulturstaatsminister in Berlin, hatte sich mit einem Kommentar zu Wort gemeldet: „Der Ausdruck ,alte weiße Männer’ kombiniert Altersdiskriminierung mit Rassismus – lasst das einfach bleiben und versucht, Kritik zu äußern, ohne auszugrenzen. Es geht, wenn man sich bemüht.“ Kommentar von Günther darauf: „Seh’ ich zwar nicht so, hab’ es aber geändert.“

Auch interessant

Kommentare