„Der Herrgott muss ein Tölzer sein“: 167. Leonhardifahrt unter „traumhaften“ Bedingungen

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Traumhaftes Wetter, prächtige Rösser: Die 167. Tölzer Leonhardifahrt ist eine Wallfahrt wie aus dem Bilderbuch. Sie verläuft laut Rathaus-Sprecherin Birte Stahl ohne Zwischenfälle. © Arndt Pröhl

Bad Tölz begeht seinen großen Festtag. Die 167. Leonhardifahrt findet am Mittwoch unter besten Wetterbedingungen statt. Tausende Besucher folgen der traumhaften Wallfahrt auf den Kalvarienberg.

Bad Tölz – Die Pferde von Peter Hölbl und Klaus Rinner aus Benediktbeuern ziehen an ihren Zügeln. Kaum erwarten können es Ross und Reiter am Mittwochmorgen, bis die Leonhardifahrt endlich beginnt. „Den Pferden ist langweilig, die möchten jetzt lieber gehen“, sagt Rinner. Schon in den frühen Morgenstunden sind sie aufgestanden, um die Pferde auf die Wallfahrt vorzubereiten. Dafür werden sie bei traumhaftem Wetter mit einer rundum gelungenen und unfallfreien Wallfahrt belohnt.

„Vorfreude ist riesig“: Teilnehmer bereiten sich seit Wochen auf Tölzer Leonhardifahrt vor

„Die Vorfreude ist riesig“, sagt Hölbl. Neben Rinner steht er bei den Pferden im Tölzer Badeteil vor dem Tafelwagen, auf dem die Benediktbeurer Frauen Platz nehmen. Die Wägen stellen sich dort in einer langen Reihe für den Beginn der Wallfahrt auf. Los geht es um 9 Uhr, sobald die Kirchenglocken läuten. Für Peter Hölbl und Klaus Rinner geht es bei der Leonhardifahrt auch darum, Brauchtum und Tradition zu bewahren. Auf die Tölzer Leonhardifahrt bereiten sich die Wallfahrer seit Wochen vor.

Beste Laune herrscht bei den Wallfahrerinnen um Monika Mair (vorne rechts) im Tölzer Badeteil.
Beste Laune herrscht bei den Wallfahrerinnen um Monika Mair (vorne rechts) im Tölzer Badeteil. © Vinzent Fischer

Monika Mair aus Dürnhausen (Gemeinde Habach) sitzt gemeinsam mit den Sindelsdorfer Frauen in Tracht auf einem Truhenwagen. Es ist ihre zweite Leonhardifahrt. „Ich bin sehr aufgeregt“, sagt sie. Um halb 4 in der Früh ist sie aufgestanden, um die Pferde zu putzen und zu schmücken. „Unermesslich“ sei nun ihre Vorfreude auf die Wallfahrt. „Es ist eine besondere Stimmung.“

„Wichtig, dass so viele dabei“: Wallfahrer wollen Brauchtum bewahren

Während die Wallfahrerinnen darauf warten, dass es endlich losgeht, scharen sich immer mehr Schaulustige im Badeteil. „Es ist wichtig, dass so viele dabei sind“, sagt Bernadette Gröbmaier aus Baiernrain (Gemeinde Dietramszell). Gemeinsam mit Franziska Mayer und Stephanie Floßmann wartet sie in Wagen 7. Den Baiernrainer Frauen im Schalk geht es vor allem darum, die Tradition zu bewahren.

Angeführt von den Vorreitern Benedikt Hanus, Peter Fast und Johannes Kaufmann setzt sich der Wallfahrtszug unter Glockengeläut in Bewegung. Die 72 Wägen fahren über die Isarbrücke, die untere Markstraße, die Jäger- und Nockhergasse und den Maierbräugasteig Richtung Kalvarienberg. Die Wägen umrunden die Kapelle, an der Stadtpfarrer Peter Demmelmair Mensch und Tier den kirchlichen Segen spendet.

„Der Herrgott muss ein Tölzer sein“: Stadtpfarrer schlägt aber auch kritische Töne an

„Schöner geht’s nicht. Der Herrgott muss ein Tölzer sein“, sagt Demmelmair, der von einer „prächtigen, unbeschreiblichen Atmosphäre“ spricht. In seiner Predigt schlägt er durchaus kritische Töne an. Schein oder Sein, Marketing oder Hingabe zur Wallfahrt, das müsse sich selbst die traditionsreiche Leonhardifahrt jedes Jahr aufs Neue fragen lassen. Gott müsse wieder die „Nummer eins“ werden. Es brauche eine von Gott geführte Politik und Gesellschaft. „Selbst die größten Kritiker der Kirche, die selbst nichts zerreißen, wünschen sich eine Kirche, die für Mensch und Gott brennt“, meint Demmelmair.

Auf der Leonhardiwiese nehmen die Wägen Aufstellung. Hans Kappelsberger gehört das Pferdegespann, das den Truhenwagen mit den Hechenberger Jungfrauen im Mieder auf den Kalvarienberg gefahren hat. Mit 17 Jahren hat er seine erste Leonhardifahrt begangen. „Das 50-jährige Jubiläum ist wahrscheinlich nicht mehr weit weg“, sagt er. Die anspruchsvolle Route mit ihrer Steigung mache den Reiz der Tölzer Leonhardifahrt aus. „Die Stadt hat eine Kulisse, wie man sie sonst nirgendwo findet“, erklärt er.

Keine Zwischenfälle, rund 10 000 Besucher

Nach einer weiteren Umrundung der Leonhardikapelle ziehen die Wägen nach der Messe wieder in Richtung Stadt – und werden in der Marktstraße von den Zuschauermassen empfangen. Laut Rathaus-Sprecherin Birte Stahl waren rund 10 000 Besucher vor Ort. Es sei zu keinen Zwischenfällen mit einem Gespann gekommen. Lediglich die Einsatzkräfte des BRK mussten zu wenigen Einsätzen wegen Kreislaufproblemen und Stürzen ausrücken.

Es ist eine Leonhardifahrt wie aus dem Bilderbuch. „Traumhaft“, findet auch Leonhardilader und Zweiter Bürgermeister Michael Lindmair. „Wir freuen uns. Darauf arbeitet man das ganze Jahr hin“, sagt er. Die Leonhardifahrt zu organisieren, sei jedes Jahr eine „riesige Aufgabe“.

Für ihre Arbeit sind die Wallfahrer auch heuer vom Heiligen Leonhard belohnt worden.

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