Vergangenen Herbst starben alle Edelkrebse im Alatsee - so ist die Lage heute
Nachdem im vergangenen Herbst die Krebspest den kompletten Bestand ausgelöscht hatte, wurden im Frühjahr neue Krebse im Alatsee ausgesetzt − und bisher wurde noch kein einziger verendeter Krebs gefunden.
Füssen - Den Edelkrebsen im Alatsee scheint es gut zu gehen: Nachdem im vergangenen Herbst die Krebspest den kompletten Bestand ausgelöscht hatte, wurden im Frühjahr neue Krebse ausgesetzt − und bisher wurde noch kein einziger verendeter Krebs gefunden. Auch die derzeit warmen Wassertemperaturen stören die Krustentiere nicht.
Für Artenschützer und Fischer war es ein Schock, als im Oktober vergangenen Jahres die Krebspest im Alatsee wütete. Wie berichtet, verendeten damals alle Edelkrebse im See an der tödlichen Pilzkrankheit, der sie schutzlos ausgeliefert waren. Wie der Erreger in das Gewässer kam, ließ sich nicht abschließend klären. Womöglich hatte jemand einen infizierten Krebs aus einem Aquarium oder Teich ausgesetzt. Doch wie sieht es heute aus? Leben wieder Krebse in dem idyllisch gelegenen Bergsee?
Ja, sagt Manfred Mair, Vorsitzender des Kreisfischereivereins Füssen. Und zwar jede Menge. Im Frühjahr hatte der Fischereiverein auf Eigeninitiative eineinhalbtausend Krebse in verschiedenen Altersgruppen und Größen im Alatsee und seinem Ablauf ausgesetzt. „Und bis jetzt ist noch nicht ein toter Krebs gefunden worden“, sagt Mair. Inzwischen dürften sich die Krustentiere auch weiter vermehrt haben.
Nach der Krebspest: Heute leben wieder Edelkrebse im Alatsee
Die Initiative haben die Fischer unter anderem deshalb ergriffen, weil sie eine geeignete Bezugsquelle für die Krebse hatten. Man habe mehr oder weniger ein Tauschgeschäft gemacht, berichtet Mair. Krebse gegen Fische sozusagen. Das Landesamt für Umweltschutz (LfU) antwortet auf die Frage, warum nicht das Amt die Wiederansiedlung übernommen hat, dass der Besatz von Fischen dem Fischereiberechtigten obliege. „Wiederansiedlungsmaßnahmen durch das LfU im Rahmen von Artenhilfsprogrammen finden daher immer nur in enger Abstimmung mit den jeweiligen Fischereiberechtigten statt.“ In der Regel handele es sich dabei um Wiederansiedlungsmaßnahmen von Fisch- oder Flusskrebsarten, für deren Nachzucht die Teichanlage des LfU in Wielenbach ein Alleinstellungsmerkmal hat. „Im konkreten Fall hatte der zuständige Fischereiverein eine eigene Bezugsquelle für die Edelkrebse, sodass eine Beteiligung des LfU nicht notwendig wurde“.
Um sicherstellen zu können, dass der Alatsee frei von der Krebspest ist, sei im Herbst bzw. Winter zusammen mit dem Fischereiverein ein Expositionsversuch durchgeführt worden, der positiv im Sinne der Edelkrebs-Wiederansiedlung verlief, heißt es weiter vom LfU.
Die Fischer, erklärt Manfred Mair, hätten sich auch für eine Ansiedelung neuer Krebse entschieden, weil aufgrund der langen Zeit davon auszugehen war, dass der Erreger verschwunden ist. Der Pilz sei etwa zwei bis vier Wochen vorhanden und verschwinde dann wieder, wenn sich kein neuer Wirt findet. „Wir gehen davon aus, dass die Krebspest überstanden ist“, sagt Mair.
Wichtige Funktion für das Gewässer
Für das Gewässer übernehmen die Krebse eine wichtige Funktion. „Sie sind die Gesundheitspolizei“, erklärt der Fachmann. Die Krustentiere ernähren sich von pflanzlichem und tierischem Abfall und reinigen so den See. Die aktuell hohen sommerlichen Wassertemperaturen stören die Krustentiere offenbar nicht. Sie seien nicht so empfindlich wie manche Fische, was Wärme betrifft, und könnten sich in tiefere Schichten zurückziehen, sagt Manfred Mair.
Die Edelkrebse sind, genauso wie ihr kleinerer Verwandter, der Steinkrebs, vom Aussterben bedroht. Aus Sicht des Artenschutzes spielt also auch der Alatsee mit seinem Bestand eine Rolle. Vor einem erneuten Ausbruch der Krebspest gefeit ist man freilich nicht: Nicht nur durch infizierte Tiere aus privater Haltung kann der Erreger ins Gewässer gelangen, auch durch Wildtiere wie Wasservögel ist eine Übertragung denkbar, wie Mair erläutert.
Das war auch im vergangenen Hebst die große Sorge aller Beteiligten: Dass sich der Pilz in andere umliegende Gewässer verbreitet. Deshalb war für einige Zeit das Baden und Betreten des Sees – auch für Hunde – streng verboten. Glücklicherweise ist dieser Fall nicht eingetreten und die Krebspest blieb im Alatsee.
In diesem Jahr noch plant das Landesamt für Umweltschutz nach Auskunft seines Sprechers eine Wasserprobe, bei der mittels neuester Umwelt-DNA-Verfahren (eDNA) ausgeschlossen werden soll, dass sich nicht-einheimische Flusskrebsarten oder gar die Krebspest im See befinden.
Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.