13.00 Uhr: Drinnen flimmern die Bildschirme mit neuen CO2-Kurven, draußen protestieren Indigene gegen die Zerstörung ihrer Heimat – und plötzlich beginnt ein Pavillon in der Blue Zone zu brennen. In der Bildergalerie unten geben wir Ihnen Einblicke hinter die Kulissen in Belém.
Deutsche unterzeichnen Wut-Brief an Brasilien
Freitag, 21. November, 10.35 Uhr: Herzlich willkommen zum zwölften (und offiziell letzten) Tag der Weltklimakonferenz! Halten wir zunächst einmal fest: Gut, dass der Brand auf dem COP-Gelände am Donnerstagabend so glimpflich ausgegangen ist – das hätte auch anders laufen können.
Sämtliche Wortspiele verbitten sich hier, aber an diesem letzten Tag des Klimagipfels gehen die Verhandlungen in ihre endgültig heiße Phase. Am Vormittag deutscher Zeit veröffentlichte die brasilianische COP-Präsidentschaft neue Versionen der sogenannten Abschlusstexte, also der finalen Beschlüsse, auf die sich das Plenum aus 194 Staaten dann einstimmig einigen soll.
Aber schnell wurde klar: In dieser Form wird es keinen Deal geben. Der sogenannte „Mutirao“-Text, der alle großen Streit-Themen abdecken soll, ignoriert in seiner aktuellen Version nämlich eine der prominentesten Forderungen dieser Klimakonferenz. Mehr als 80 Staaten (und auch Brasiliens Präsident Lula) verlangen einen Fahrplan zu einem verpflichtenden Ausstieg aus den fossilen Energien – der sogenannte TAFF-Plan, der seine Ursprung auf der Weltklimakonferenz 2023 in Dubai hatte. Aber: Im derzeitigen Text ist von der Forderung nichts zu finden.
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. „Wir müssen ehrlich sein“, heißt es in einem hastig formulierten gemeinsamem Antwortschreiben von 29 Staaten, darunter auch Deutschland. „In seiner gegenwärtigen Form erfüllt der Vorschlag nicht die Minimalbedingungen für ein glaubwürdiges Ergebnis der COP.“ Daher könnten die 29 Staaten den Textentwurf nicht unterstützen.
„Wahre Führung erfordert die Formulierung eines Textes, der die globale Antwort auf die Klimakrise vorantreibt“, heißt es in dem Brief weiter. „Nicht einen Text, der die Erwartungen senkt, um den größten Zauderern entgegenzukommen.“ Es dürfte noch ein langer Tag hier in Belém werden.
Tag 11: Die Ruhe vor dem Feuer
23.17 Uhr: Der vorletzte Tag der Klimakonferenz startet verdächtig ruhig – dann bricht Feuer aus. Aufgrund des Brands werden alle finalen Verhandlungen auf morgen Früh verschoben. Der geplante Abschluss der Verhandlungen am Freitag scheint fraglich.
- Deutschland zahlt 1 Milliarde: Über zehn Jahre fließen 100 Millionen Euro jährlich in den neuen Tropenwald-Fonds (TFFF). „Kein Kredit, sondern Zuschuss ohne Rendite“, betont Umweltminister Schneider.
- Nur noch 15 harte Streitpunkte offen: Von ursprünglich 121 Tagesordnungspunkten sind laut dem Fachportal Carbon Brief bereits 50 geklärt, 38 haben einen Entwurf, 18 wurden vertagt. Übrig bleiben genau 15 besonders schwierige Fragen – darunter: Finanzierung von Klimaanpassung, Fahrplan für den Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas sowie Gender-Aspekte im Klimaschutz.
- Fossiler Ausstieg wird zur Zitterpartie: Soll der Abschlusstext erstmals einen klaren Plan mit Zielen und Fristen für den weltweiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas enthalten? Deutschland und über 80 weitere Länder drängen massiv darauf. Auf der Gegenseite blockieren vor allem Saudi-Arabien und andere Golfstaaten.
- Feuer in der Blue Zone: Am Nachmittag beginnt ein Pavillon zu brennen und zwingt zur Evakuierung. Die Feuerwehr löscht in sechs Minuten, trotzdem erleiden 13 Menschen eine Rauchvergiftung. Die entscheidenden Gespräche verschieben sich auf Freitag. Die Ursache für den Brand ist noch unklar.
Feuerwehr löscht Brand in sechs Minuten - 13 Verletzte auf Klimagipfel
21.46 Uhr: In nur sechs Minuten löschte die Feuerwehr laut Angaben brasilianischer Medien den Brand, der auf einem Pavillon in der Blue Zone ausgebrochen war. Obwohl die Feuerwehr und Sicherheitsbeamte der Vereinten Nationen so schnell reagierten, müssen aktuell dreizehn Personen wegen einer Rauchvergiftung behandelt werden. Ihr Zustand werde überwacht.
Vor einer Woche hatte UN-Klimasekretär Simon Stiell die brasilianischen Gastgeber noch auf organisatorische Mängel hingewiesen – daraufhin wurden Sicherheitskontrollen verschärft und deutlich mehr Trinkwasser bereitgestellt.
Derzeit führt die Feuerwehr eine umfassende Sicherheitsüberprüfung durch. Die Blue Zone (offiziellen Verhandlungszone) ist vorübergehend geschlossen. Das Konferenzgelände werde frühestens um 20.00 Uhr Ortszeit (Mitternacht MEZ) wieder geöffnet, teilte das UN-Klimasekretariat am Donnerstag mit. Die finalen Verhandlungen werden erst ab Freitagmorgen weitergeführt werden. Die Green Zone (öffentlicher Bereich auch für Besucher) ist nach wie vor geöffnet.
Nach Evakuierung: Wie geht es weiter auf der COP?
20.50 Uhr: Nach dem Feuer am vorletzten Tag der UN-Klimakonferenz stellt sich die Frage: Welche Auswirkungen hat der Zwischenfall auf die Verhandlungen auf der COP?
Die Konferenz sollte an diesem Freitag zu Ende gehen – wenn sie nicht um Stunden oder Tage verlängert wird, was in den vergangenen Jahren häufig der Fall war. Brasilien wollte die Konferenz eigentlich pünktlich beenden. Das Feuer macht dies nun deutlich unwahrscheinlicher.
Im Fokus der Verhandlungen steht derzeit besonders die Frage, ob man sich als Weltgemeinschaft – minus der USA – darauf einigen kann, einen Plan für den Ausstieg aus der klimaschädlichen Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zu erarbeiten. Deutschland, die EU und Dutzende weitere Staaten pochen auf Fortschritte, andere Staaten blockieren.
Mohamed Adow, Direktor des Thinktanks Power Shift Africa, blickt optimistisch auf die laufenden Verhandlungen. Der Brand auf der Konferenz hätte gezeigt, dass Menschen aus allen Teilen der Welt aufeinander aufpassen können. „Angesichts einer Krise war Zusammenarbeit kein Slogan, sondern ein menschlicher Instinkt in seiner ursprünglichsten, wahrhaftigsten Form“, sagte er in einer Stellungnahme gegenüber dem Guardian.
Feuer auf Gelände der UN-Klimakonferenz
18.12 Uhr: Auf dem Gelände der Weltklimakonferenz in Belém, Brasilien, ist ein Feuer ausgebrochen. Reporter der Deutschen Presse-Agentur sowie der AFP konnten Rauch aus einem der großen Zelte aufsteigen sehen. Sicherheitskräfte bestätigten, dass es sich um ein kleines Feuer handelte, das mittlerweile gelöscht sei. Die Feuerwehr sei zügig im Einsatz gewesen. Laut dem brasilianischen Tourismusminister Helder Barbalho gab es keine Verletzten. Das Gebäude habe jedoch einige Schäden davongetragen, und es wird noch mehrere Stunden dauern, bis die Teilnehmer wieder zurückkehren dürfen.
Juan Carlos Monterrey, der Sonderbeauftragter für Klimawandel in Panama, veröffentlichte auf X ein Foto von der Evakuierung und dem Rauch über der Bluezone – dem Bereich auf dem COP-Gelände, in dem die Verhandlungen stattfinden. Auch Sicherheitskräfte bestätigten gegenüber AFP, dass das Konferenzgelände evakuiert wurde.
Das Feuer sei in Zone B des Geländes ausgebrochen, berichtet die dpa. Stinkender Qualm zog in Richtung der Bushaltestellen, während Hunderte Menschen im Regen vor den Türen warteten. AFP-Reporter beobachteten große Flammen am Eingangsbereich in der Nähe der Länderpavillons. Menschen rannten durcheinander, Sicherheitskräfte setzten Feuerlöscher ein, und Sirenen sowie Hubschraubermotoren waren zu hören.
Offizielle Angaben zur Brandursache liegen bislang nicht vor. Nach ersten Einschätzungen von Medien vor Ort könnte ein Kurzschluss das Feuer ausgelöst haben. Infolge des Brandes wurde vorsorglich der Strom in dem betroffenen Pavillon ausgeschaltet. Die Weltklimakonferenz soll nach zweiwöchigen Beratungen an diesem Freitag planmäßig zu Ende gehen, sofern es keine Verzögerungen durch das Feuer gibt. Zum Ende der Verhandlungen haben sich viele Staatschefs und Minister der teilnehmenden Länder auf dem Gelände befunden.
mit Agenturmaterial
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