Krankenkassen schlagen Alarm wegen Beiträgen – und nennen nächsten Zeitpunkt für Erhöhung
Krankenkassen schlagen Alarm wegen Beiträgen – und nennen nächsten Zeitpunkt für mögliche Erhöhung
Die Krankenkassenbeiträge könnten künftig weiter steigen. Die gesetzlichen Krankenkassen warnen vor den Folgen – und haben klare Forderungen an Merz.
Berlin – Die steigenden Gesundheitskosten bereiten den Bürgerinnen und Bürgern große Sorgen. Diskussionen über mögliche Entlastungsmaßnahmen in der Branche werden höchstwahrscheinlich auch die Arbeitsgruppen von CDU, CSU und SPD beschäftigen, die am heutigen Montag (24. März 2025) bis 17 Uhr ihre Ergebnisse präsentieren müssen. Im Vorfeld melden sich führende Sprecher des Gesundheitswesens mit klaren Forderungen zu Wort.
Krankenkassen fordern schnellen Kurswechsel – Beitragszahler als „Verlierer“
Ein großes Problem ist die Lücke zwischen den Einnahmen und Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen. Die große Lücke zwischen den Einnahmen und Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung war auch Auslöser für gestiegenen Krankenkassenbeiträge. Im Jahr 2024 haben die gesetzlichen Krankenkassen tiefrote Zahlen geschrieben. Nach dem vorläufigen Finanzergebnis verbuchten sie ein Defizit von 6,2 Milliarden Euro.
Aufgrund der Finanzierungslücke haben die Krankenkassen den Zusatzbeitrag angehoben. 2025 ist der durchschnittliche Zusatzbeitrag von 1,7 auf 2,5 Prozent gestiegen. Da der allgemeine Beitragssatz von 14,6 Prozent die Kosten der Krankenkassen nicht vollständig deckt, ist die Erhebung eines Zusatzbeitrags notwendig. Dieser wird zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern gleichmäßig aufgeteilt. Auch in Zukunft könnten weitere Beitragserhöhung drohen.
Der GKV-Spitzenverband fordert schnelles Handeln. „Nach zehn Jahren einer Gesetzgebung, die vor allem steigende Ausgaben verursachte, brauchen wir einen grundlegenden Kurswechsel in der Gesundheitspolitik“, sagte Florian Lanz, Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, zu IPPEN.MEDIA. „Die Gesundheitspolitik der letzten zehn Jahre kannte viele Gewinner und einen Verlierer. Gewinner waren z. B. die Krankenhäuser, die so viel Geld erhielten wie noch nie. Gewinner war auch die Pharmaindustrie mit gewaltigen Einnahmesteigerungen und Gewinner waren die Ärztinnen und Ärzte mit überproportional gestiegenen Honoraren. Verlierer waren die Beitragszahlerinnen und Beitragszahler, die das alles durch hohe Beitragssatzsteigerungen bezahlen müssen.“
Krankenkassen kämpfen mit Milliardendefizit – steigende Beiträge spätestens Anfang 2026
Lanz richtet eine klare Forderung an die neue Bundesregierung. „Wir fordern ein Ausgabenmoratorium, damit die Ausgaben nicht weiter schneller steigen als die Einnahmen. Damit würde die Politik Zeit gewinnen, um die notwendigen Strukturreformen anzugehen.“ Er warnte, dass sich die Beitragsspirale einfach weiterdreht, wenn die Politik nicht umgehend handelt.
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„Das würde für Millionen Versicherte und deren Arbeitgebende spätestens Anfang 2026 erneut deutlich steigende Krankenkassenbeiträge bedeuten. Mit einem Ausgabenmoratorium könnte dafür gesorgt werden, dass die Krankenkassen ab sofort nicht mehr ausgeben müssen, als sie mit dem gegenwärtigen Beitragssatzniveau einnehmen. Das bedeutet im Klartext: Keine Preis- oder Honorarerhöhungen mehr, die über die laufenden Einnahmen hinausgehen, bis die Strukturreformen greifen“, so der Sprecher des GKV-Spitzenverbandes, zu IPPEN.MEDIA.
Die politischen Rahmenbedingungen müssten spätestens jetzt so gestaltet werden, dass die gesetzliche Krankenversicherung, die seit über 140 Jahren die flächendeckende gesundheitliche Versorgung maßgeblich prägt und gestaltet, dies auch in Zukunft leisten könne.
GKV-Spitzenverband
Der GKV-Spitzenverband ist die zentrale Interessenvertretung der gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen in Deutschland. Er gestaltet die Rahmenbedingungen für einen intensiven Wettbewerb um Qualität und Wirtschaftlichkeit in der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung.
Krankenkassen schlagen Alarm – Finanzierung der Krankrankenhausreform sorgt für Kritik
Neben möglichen Maßnahmen gegen steigende Ausgaben wird ein weiterer Aspekt aus der Gesundheitspolitik stark diskutiert: die Finanzierung der Krankenhausreform. Der Bundesrat stimmte am 21. März 2025 einer Verordnung des Bundesgesundheitsministeriums mit einigen Änderungen zu, die den Rahmen für einen „Transformationsfonds“ festlegt. Um den Wandel zu unterstützen, sollen daraus von 2026 bis 2035 bis zu 25 Milliarden Euro fließen können – sofern sich Länder in gleicher Höhe an Vorhaben beteiligen. Der Fördertopf ist Teil einer bereits beschlossenen Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach.
Das Geld für den Umbaufonds soll aus Mitteln der gesetzlichen Kassen und – entsprechend ihrem Anteil an den Behandlungen – auch von den privaten Krankenversicherungen kommen. Der Bundesrat forderte, dass der Bund direkt einen Anteil von 40 Prozent aus dem Haushalt zu dem Fonds beisteuern solle.
Der Spitzenverband der Krankenkassen forderte die neue Regierung unter Friedrich Merz (CDU) im Vorfeld auf, für die Krankenhausreform Mittel aus dem neu geschaffenen Sondervermögen Infrastruktur zu nutzen. „In den Planungen für das Sondervermögen Infrastruktur wird ausdrücklich die Krankenhaus-Infrastruktur erwähnt. Wir erwarten nun, dass die 25 Milliarden Euro schwere verfassungswidrige Teilfinanzierung des Krankenhaus-Transformationsfonds aus Beitragsgelder gestrichen wird und es stattdessen zu einer sachgerechten Finanzierung aus Steuermitteln kommt“, erklärte die GKV-Vorsitzende Stefanie Stoff-Ahnis Anfang März 2025.