Wahlen im Krisenstaat Venezuela: Maduro kämpft um Verbleib im Amt

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Seit über zehn Jahren führt der Linkspopulist Nicolás Maduro in Venezuela die Regierung. Bei den Wahlen 2024 könnte er von einem Rentner gestürzt werden.

Caracas – Nicolás Maduro will bei den Wahlen am Sonntag (28. Juli) zum dritten Mal Präsident Venezuelas werden. Obwohl er nicht so populär ist wie sein Vorgänger Hugo Chávez und das Land in einer schweren Wirtschaftskrise steckt, klammert sich Maduro mit aller Kraft an seine Macht. Seine aussichtsreichste Herausforderin, María Corina Machado, gewann die Vorwahl der Opposition haushoch, doch ihr wurde wegen angeblicher Korruption verboten, öffentliche Ämter auszuüben.

Der jetzt aussichtsreichste Gegenkandidat ist Edmundo González Urrutia, ein pensionierter parteifreier Diplomat, der vom Oppositionsbündnis Plataforma Unitaria Democrática zum Präsidentschaftskandidat gemacht wurde. Mit Blick auf den Wahlsonntag in dem südamerikanischen Krisenstaat sagte er: „Dieser Tag markiert den Beginn einer neuen Ära: Liebe statt Hass, Fortschritt statt Armut und Ehrlichkeit statt Korruption.“

Wahlen 2024 in Venezuela: Präsident Maduro verteilt Reichtum an Erdöl durch Korruption nicht beim Volk

Zwar kann die sozialistische Regierungspartei laut dpa immer noch auf einen harten Kern von Anhängern zählen, doch angesichts der katastrophalen wirtschaftlichen und humanitären Lage wächst der Unmut in der Bevölkerung. Beobachter gehen davon aus, dass die Chancen für einen Politikwechsel in Caracas so hoch sind wie seit langem nicht mehr. Fraglich bleibt aber, ob Präsident Maduro eine Niederlage hinnehmen würde. Laut Wahlregister sind rund 21,6 Millionen Menschen wahlberechtigt. Die Wahlen 2024 werden im ersten Wahlgang mit einfacher Mehrheit gewonnen.

Wahlkampfauftakt für Präsidentenwahl in Venezuela
Nach elf Jahren an der Macht droht dem autoritären Präsident Maduro eine Schlappe bei der Wahl. © Cristian Hernandez/AP/dpa

Inflation, Armut und Gewalt: Regierung könnte bei Venezuela-Wahl einen Denkzettel bekommen

Venezuela steckt seit Jahren in einer schweren politischen und wirtschaftlichen Krise. Die Wirtschaft des einst wohlhabenden Landes mit reichen Erdölvorkommen leidet vor der Venezuela-Wahl unter Missmanagement, Korruption und ausländischen Sanktionen. Mehr als sieben Millionen Menschen haben Venezuela nach UN-Angaben in den vergangenen Jahren wegen Armut, Inflation und Gewalt verlassen.

Maduro hatte das Präsidentenamt 2013 übernommen, nachdem sein bis heute vielfach als linker Revolutionsheld verehrter Amtsvorgänger Hugo Chávez an Krebs gestorben war. Maduro, der unter Chávez jahrelang als Außenminister und später als Vize-Präsident gedient hatte, ist laut der Nachrichtenagentur AFP nie aus dessen Schatten herausgetreten. Er verfügt weder über dessen Charisma noch über die sprudelnden staatlichen Öleinnahmen zu Chávez‘ Zeiten.

Präsidentschaftswahl in Venezuela: Präsident Maduro inszeniert sich als „Super-Schnurrbart“

Um die vielen Krisen im Land trotz Präsidentschaftswahl zu überstehen, regierte Maduro in Venezuela zunehmend mit eiserner Hand und konstruiert einen immer absurderen Personenkult um sich. Um seine Version der Dinge zu verbreiten, nutzt der großgewachsene Politiker mit dem stattlichen Schnurrbart intensiv die Staatsmedien. Im Fernsehen und Internet tritt sein Alter Ego „Super-Bigote“, zu Deutsch „Super-Schnurrbart“, als unzerstörbarer Superheld im Kampf gegen den Imperialismus auf.

Maduro begründet die Not im Land mit einer angeblichen US-Verschwörung: Die Vereinigten Staaten versuchten, ihn zu ermorden, und der gesamte Westen ruiniere die einst so florierende Wirtschaft seines Landes, predigt er. Seit Kurzem lässt sich Maduro außerdem als Kampfhahn Gallo Pinto darstellen, um seine Vitalität im Vergleich zu seinem 74 Jahre alten oppositionellen Herausforderer Edmundo González Urrutia zu betonen. In Umfragen liegt dieser dennoch deutlich vorn. Maduro steht wieder einmal vor einer großen Herausforderung. (lm/dpa/afp)

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