4,9 Millionen Euro plant Schongau für die Sanierung von St. Anna. Die Spitalkirche ist stark sanierungsbedürftig, die Stadt für die Verkehrssicherung verantwortlich. Ein Konzert im Rahmen eines bayernweiten Festivals soll „Versuchsballon“ sein dafür, wie man die Kirche als Raum nutzen könnte.
Schongau – Dass die Stadt Schongau dringend Hand anlegen muss an die St.-Anna-Kirche, ist seit langem klar. Das barocke Kleinod – geweiht 1735 – bröckelt leise vor sich hin, und es gibt schon seit vielen Jahren Sicherungsmaßnahmen für das Kircheninventar.
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Jahr für Jahr werden die notwendigen größeren Bauarbeiten geschoben. Immerhin: Auf der Prioliste der Stadt Schongau, die Mitte 2024 besprochen worden war, hatte es die Spitalkirche in der Karmeliterstraße bereits auf Platz sieben geschafft, mit einer Investitionssumme von 4,9 Millionen Euro. In der aktuellen Finanzplanung der Heiliggeist-Spitalstiftung finden sich für 2024 und 2025 jeweils 82 000 Euro, für das Jahr 2026 sind 25 000 Euro eingeplant.
„Out of the Box 2025“
In der Weihnachtssitzung warb Stadtbaumeister Sebastian Dietrich für das Festival „Out of The Box 2025“, das vom 11. Januar bis 2. Februar stattfindet. Was steckt dahinter? „Schongau beteiligt sich mit einer Veranstaltung in der Heiliggeist-Spitalkirche“, so der Hinweis von Dietrich. Unter dem Titel „Resonance of time“ soll das Festival drei Wochen lang an 13 Orten in Bayern mit über 40 Veranstaltungen ein Ort der Auseinandersetzung und des Austauschs sein (Programm siehe Kasten).
Martina Taubenberger ist keine Unbekannte
Neben Spielstätten im Münchner Werksviertel werden erstmals bayernweit kulturell und historisch bedeutende Orte bespielt. Ein Teil des Programms: An drei Tagen (17. bis 19. Januar) wird in Berchtesgaden, München, Regensburg und eben auch Schongau die Vokalimprovisation „Retracing The Echoes of Time“ zu hören sein, die von sechs Sängerinnen der „Trondheim Voices“ und Martina Taubenberger erarbeitet worden ist.
Taubenberger ist nicht nur federführend in der Organisation des Festivals, sondern auch in Schongau keine Unbekannte. Hier aufgewachsen und eigenen Worten mit Schongau noch immer stark verbunden, arbeitete die selbstständige Kuratorin, Konzeptentwicklerin und Künstlerische Leiterin zuletzt den Kulturentwicklungsplan der Stadt aus, der im Frühjahr 2024 vorgestellt wurde.
Ansatz für Nutzungsänderung
„Das ist ein erster Ansatz für eine Nutzungsänderung der Heiliggeist-Spitalkirche“, so der knappe Hinweis Dietrichs in der Stadtratssitzung. Man sei mitten in der Abstimmung, so der Stadtbaumeister auf Nachfrage der SN. „St. Anna ist ein eigenes großes, sehr komplexes Projekt.“ Der Denkmalschutz sei dabei ein sehr wesentlicher Punkt. Man sei mit dem Landesamt für Denkmalpflege im ständigen Gespräch. Gemeinsam mit Taubenberger sei man dabei, ein Nutzungskonzept zu erstellen. Dieses sei die Voraussetzung, um in die Sanierung einsteigen zu können.
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Ein funktionierendes Nutzungskonzept sei zum einen wichtig, um Fördergelder zu akquirieren für die St. Anna-Kirche. Zum anderen wolle auch der Stadtrat wissen, welche Nutzungsmöglichkeiten man habe für die Kirche und die dazugehörenden Gebäude. „Da sind wir gerade mittendrin, da steckt viel Arbeit in der Thematik, ein eigenes, spannendes Projekt“, beschreibt es der Stadtbaumeister. Er schätzt, dass man bereits im Januar oder Februar mögliche Nutzungen der Kirche vorstellen könne.
In alle Richtungen denken
Das Konzert sei somit ein erster kleiner Baustein, um zu testen, was in dem Gebäude möglich sei. Es sei schön, dass Schongau partizipieren könne, und spannend, zeitgenössische Kunst nach Schongau zu holen. „Mal schauen, wie das ankommt. Das ist vielleicht ein erster Testballon für spätere Nutzungen.“
Sicher sei es auch wichtig für die Schongauer zu wissen, dass es mit St. Anna weitergehe und sich die Stadt der Verantwortung stelle. „Wir haben den Auftrag des Stadtrats, in alle Richtungen zu denken“, erinnerte Dietrich an einen Beschluss aus dem Jahr 2021, ein Zukunftskonzept für die Spitalkirche zu erarbeiten. Sogar über eine Entweihung war damals diskutiert worden, wenn auch gegen den Widerstand einiger Stadträte.
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„Aber um die ganz großen Erwartungen wieder einzufangen: Wir sind im höchsten Denkmalschutz, haben hier eine ganz besondere Barockkirche, eine Karmeliter-Klosterkirche: Die ganz abgefahrenen Lösungen werden wegen des Denkmalschutzes nicht realisierbar sein.“
Das Programm
„Was bedeutet kulturelles Erbe? Woran erinnern wir uns? Was macht uns unverwechselbar?“ – unter anderem mit diesen Fragen setzt sich das Festival „Out of the box“ künstlerisch auseinander.
Eröffnet wird das Festival mit der Uraufführung der Komposition „Genetic Memory“ in München (11. Januar, 20 Uhr), wo ein Großteil der Veranstaltungen stattfindet. Die Komposition basiert auf einem Sufi-Chant und thematisiert den Heilungsprozess einer Gesellschaft nach Kolonialismus und Sklaverei.
Bereits im Vorfeld des Festivals, am 10. Januar, wird der Workshop „Body of Memories“ in Moosach angeboten, am 16. Januar in München. Auf den Kursen sowie Gesprächsaufnahmen basiert das Konzert „Retracing The Echos of Time“. Aufgeführt wird die Vokalimprovisation in Berchtesgaden, München, Regensburg – und am 18. Januar (20 Uhr) in Schongau. In der Heiliggeist-Spitalkirche St. Anna verbindet sich das Festival mit der Konzertreihe „Musik zum Tagesausklang“ der Pfarreiengemeinschaft. Der Schongauer Organist und Kirchenmusiker Andreas Wiesmann wird am Konzert mitwirken.
Unter anderem in Kaufbeuren wird zum Konzert „Casting Light on The Shards of Time“ eingeladen. Beginn in der Dreifaltigkeitskirche ist am 27. Januar um 20 Uhr. Dort wird außerdem ein Kinderkonzert „Bells & Shevarim“ (27. Januar, 15 Uhr) angeboten. Auch in München kann es besucht werden.
Weitere Konzerte und eine Installation sind geplant. Informationen zu allen Veranstaltungen gibt es im Internet unter outofthebox.art. Dort können auch Tickets reserviert werden. Bezahlen sollen die Besucher erst nach der Veranstaltung und nach eigenem Ermessen entscheiden, was sie geben können oder möchten.