„Ich wollte unbedingt nach Bayern“: Marokkaner startet nach Anerkennung seiner Ausbildung durch

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Schongau
  4. Böbing

Kommentare

Yassine Tebrouri (Mitte) mit IHK-Hauptgeschäftsführer Manfred Gößl (links) und Karl Straub, Integrationsbeauftragter der Bayerischen Staatsregierung, bei der Übergabe der Anerkennungsurkunde. © Tobias Hase

Yassine Tebrouri hat seine marokkanische Ausbildung in Deutschland anerkennen lassen und arbeitet nun in Böbing. Trotz der Herausforderungen hat er sein Ziel erreicht.

Es war eine besondere Feierstunde, zu der die Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern jüngst geladen hatte. Mittendrin: Yassine Tebrouri. Der aus Marroko stammende junge Mann ist einer von rund 300 ausländischen Fachkräften, die in den vergangenen Monaten erfolgreich ihre im Heimatland absolvierte Berufsausbildung bei der IHK haben anerkennen lassen. Mit einem Lebkuchenherz und der wichtigen IHK-Urkunde in der Tasche, ging es für Tebrouri anschließend zurück nach Böbing, wo der 28-Jährige seit mittlerweile fast zweieinhalb Jahren lebt und arbeitet.

Bis dahin war es freilich ein weiter Weg: In seinem Heimatland absolviert der Marokkaner eine Ausbildung zum Technischen Systemplaner mit der Fachrichtung Stahl- und Metallbautechnik, arbeitet anschließend in einem Planungsbüro. Doch Tebrouri will sich weiterentwickeln. In Deutschland, sagt er, habe er mehr Perspektive gesehen und vom guten Arbeitsklima gehört, das dort herrsche.

Schon in Marokko Deutsch gelernt

Noch in Marokko beginnt Tebrouri, Deutsch zu lernen für sein großes Ziel. Über Italien zieht der 28-Jährige 2021 erst einmal nach Hamburg zu Bekannten. Dort hält er Ausschau nach geeigneten Stellen, bewirbt sich schließlich auf ein Jobangebot der Böbinger Firma Mayr, die sich auf Edelstahl- und Metallkonstruktionen spezialisiert hat. „Ich wollte unbedingt nach Bayern“, erzählt der Marokkaner schmunzelnd.

Weil er aus einem sogenannten Drittstaat kommt, muss Tebrouri für eine Aufenthaltserlaubnis nachweisen, dass er über eine ausländische Berufsqualifikation verfügt, die einer deutschen gleichwertig ist. Also wendet sich der Marokkaner an die IHK, wo man sich seit Inkrafttreten des Anerkennungsgesetzes 2012 um Fälle wie den des 28-Jährigen kümmert.

Wie wichtig die geschaffene Möglichkeit ist, von der allein in Oberbayern seither fast 3500 Fachkräfte mit ausländischen Wurzeln Gebrauch gemacht haben, machte Manfred Gößl, Hauptgeschäftsführer der IHK für München und Oberbayern, bei der Verleihung der Anerkennungsurkunden klar: „Angesichts von vielerorts fehlenden Arbeits- und Fachkräften leisten Sie mit Ihrem Fachwissen, Ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten einen wertvollen Beitrag für die Leistungsfähigkeit und den Erfolg unserer oberbayerischen Betriebe und damit für eine funktionierende Wirtschaft, ohne die unser gesellschaftlicher Wohlstand undenkbar ist.“

Internationales Team in Familienunternehmen

Kostenfrei ist die Prüfung nicht: Rund 700 Euro habe er für das Zertifikat bezahlt, sagt Tebrouri. Dokumente seiner Ausbildung mussten übersetzt werden, alles in allem vergingen über eineinhalb Jahre, bis die Anerkennung schließlich vorlag.

Bei seiner Bewerbung in Böbing spielte sie deshalb keine entscheidende Rolle. „Wir machen uns immer selbst ein persönliches Bild der Bewerber“, sagt Mit-Geschäftsführerin Maresa Mayr. Lebensläufe und Zertifikate seien da nicht so wichtig. „Wir schauen eher drauf, wie die Leute bei uns arbeiten können, welche Entwicklungspotenziale es gibt und wie sie ins Team passen.“ So habe Tebrouri auch Interesse an anderen Arbeitsbereichen gezeigt, setze seine Fertigkeiten mittlerweile auch in der Zerspanung ein. Überhaupt setzt man im Böbinger Familienunternehmen auf ein internationales Team, beschäftigt Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund. „Bei uns werden 16 Sprachen gesprochen“, sagt Mayr.

Wohnungssuche als Problem

Tebrouri ist seiner Chefin dankbar für die Chance, die er bekommen hat. Auch wenn vor allem das erste Jahr fern der Heimat schwierig gewesen ist für den 28-Jährigen. Die fremde Kultur und das Wetter in Deutschland, da habe er sich erst einmal dran gewöhnen müssen, erzählt er. Doch mittlerweile ist der Marokkaner angekommen in Böbing, spielt Fußball im örtlichen Verein.

Die Wohnung stellt ihm sein Arbeitgeber. Denn auch eine Unterkunft im Landkreis zu finden, sei anfangs ein Problem gewesen. Mehrere Appartements hat die Firma deswegen am Standort für Mitarbeiter gebaut. Denn ohne Bleibe hilft kein noch so gutes Zertifikat.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion