2015 schloss das Alpamare in Bad Tölz. Seitdem ist das Areal dem Verfall preisgegeben. Stadt und Eigentümer sind uneins über die künftige Nutzung.
Bad Tölz – Es war noch einmal ein Sommertag wie aus dem Bilderbuch. Kreischende Kinder auf den Rutschen, Jugendliche im Wellenbad, Senioren im Jod-Becken. Und doch lag ein Hauch Melancholie in der Luft an jenem 30. August 2015 – dem letzten Öffnungstag des Alpamare in Bad Tölz. Heute, zehn Jahre später, ist das einstige Spaßbad ein verlassener Ort des Verfalls mitten im Badeteil. Wie ein Ausweg aus dem Stillstand aussehen könnte, ist offen.
Gäste vermissen das Alpamare in Bad Tölz
Bei seiner Gründung 1970 war das Alpamare als erstes Brandungswellenbad Deutschlands eine Sensation. „Das Alpamare hat für Jahrzehnte den Tourismus in Bad Tölz geprägt“, blickt Anton Hoefter zurück. Er ist Chef der Jod AG, die das Bad betrieb und der die Fläche gehört. „Heute noch erreichen uns Nachrichten von Gästen von damals, die das Alpamare vermissen und deshalb an anderen Orten ihre Ferien verbringen“, sagt Hoefter.
Nüchterner klingt der Zweite Bürgermeister Michael Lindmair (FWG), der aktuell Rathauschef Ingo Mehner vertritt. Ja, das Ende des Spaßbads zusammen mit der Schließung des Hotels Jodquellenhof wenige Monate zuvor sei für Bad Tölz ein touristischer Einschnitt gewesen. Letztlich aber habe Bad Tölz mit dem Alpamare schlicht eines seiner Angebote verloren. Als Einheimischer sei man in der Regel nicht gerade jede Woche dort gewesen. Und auch für längst nicht alle Urlaubs- und Kurgäste habe ein Besuch des Spaßbads zu ihrem Aufenthalt dazugehört. Zuletzt habe auf den begrenzten vorhandenen Flächen die Möglichkeit für eine Weiterentwicklung gefehlt, um noch mit den Dimensionen und Attraktionen der Konkurrenz mitzuhalten.
Alpamare in der Schweiz, in England und Marokko
Der Name und auch Teile des Alpamare leben weiter – in anderen Ländern. „Neben dem Alpamare Pfäffikon in der Schweiz haben wir 2013 das ,Splash & Spa Tamaro‘ im Tessin eröffnet“, berichtet Hoefter. 2016 folgte das Alpamare Scarborough in England – dort seien auch die Küche und das Restaurant aus dem Tölzer Bad aufgebaut worden – und 2018 das Alpamare Saidia in Marokko. Zudem habe das Alpamare-Team mit seinem Know-how führend an der Eröffnung eines Freizeitbads im Dezember 2024 in der Ukraine mitgewirkt. In Bad Tölz stehen nur noch die leeren Gebäudehüllen. Die Rutschen sind lange abgebaut und teils verkauft. Einige seien heute in Serbien im Einsatz, so Hoefter.
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Unverändert stehen sich die Nutzungsideen von Stadt Bad Tölz und Eigentümer gegenüber. Die Stadt definiert den Bereich als Kern seiner „touristische Achse“, so Lindmair. Der Stadtrat legte daher in einem Bebauungsplan eine touristische Nutzung fest. Hoefter hingegen strebt eine Wohnbebauung an. Der Gegensatz war Ausgangspunkt für lange juristische Auseinandersetzungen.
Juristischer Streit um Alpamare-Flächen
Zuletzt erklärte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof den Bebauungsplan „SO Bäderviertel“ für unwirksam – jedoch nur aufgrund eines Formfehlers. Inhaltlich räumte das Gericht der Stadt ein, ihre Gestaltungsziele festzulegen, und stufte zudem große Teile der betroffenen Jod-AG-Flächen als Außenbereich ein, was Hoefters Spielraum stark einschränkt.
Der Stadtrat reagierte unmittelbar mit dem Aufstellungsbeschluss für einen neuen Bebauungsplan, der ebenfalls touristische Nutzungen vorsieht, wie etwa Gesundheit, Freizeitanlagen und Gastronomie. Sei dieser Bebauungsplan erst einmal fertig und wirksam, sieht Lindmair darin „eine rechtssichere Grundlage für Gespräche“. Sicherlich werde es dabei ein „Aufeinander-Zugehen“ geben, sagt er. „Aber das muss auf beiden Seiten stattfinden.“
Wohnbebauung oder Tourismus?
Hoefter stellt derweil klar: „Die aktuellen Vorstellungen der Stadt für die Flächen der Jodquellen AG sind wirtschaftlich nicht umsetzbar.“ Das Unternehmen wolle „sehr gerne in Bad Tölz weiter präsent sein und auf der heutigen Brache im Badeteil Neues entwickeln“. Das sei aber nur mit einer „Mischung aus Wohnen, Tourismus und Arbeiten“ möglich. Den „Jodquellenhof“ – aktuell als Hostel unter anderem für Monteure genutzt – neu zu beleben, könne er sich zum Beispiel durchaus vorstellen.
Insgesamt sei er „zuversichtlich, dass irgendwann zum Wohle des Badeteils und der Bürger der Stadt eine vernünftige Entwicklung der Grundstücke möglich sein wird“, sagt Hoefter. Und Lindmair betont: „Es ist meine feste Überzeugung, dass auf dem Areal in den nächsten Jahren etwas passiert.“ Noch einmal zehn Jahre Stillstand werde es nicht geben. (ast)