„Tod in Venedig“: Kunstwerk in Klinik weist den Weg zu „Lost Place“ in Bad Tölz
Der Künstler Florian Hüttner hat einen Wartebereich der Asklepios-Klinik mit einem literarischen Kunstwerk gestaltet. Es hat einen Bezug zum ehemaligen Alpamare.
Bad Tölz – Ein Kunstwerk ganz besonderer Art ziert seit Kur㈠zem die Abteilung für Neurologie in der Asklepios-Stadtklinik in Bad Tölz. In einem Wartebereich zwischen der Akutstation, in der zum Beispiel Patienten unmittelbar nach einem Schlaganfall behandelt werden, und der Rehastation, wo sie sich langsam wieder zurück in ein selbstbestimmtes Leben kämpfen, regt eine Installation von Florian Hüttner dazu an, sich mit Literatur auseinanderzusetzen, genauer mit der Novelle „Der Tod in Venedig“ von Thomas Mann. Vorgestellt wurde das Kunstwerk nun mit einer kleinen Feierstunde.
„Tod in Venedig“ in 100 Variantionen
Neurologie-Chefarzt Prof. Rüdiger Ilg erklärte, dass sich in dem Raum häufig Angehörige von Schlaganfall-Patienten sowie auch Rehapatienten aufhalten. Das Ambiente dort sei bisher aber doch sehr steril gewesen. Vor allem auf einer elf mal vier Meter großen Wandfläche über einem Durchgang war genug Platz für künstlerische Gestaltung. „Wir wollten damit auch auf den Ort verweisen, an dem wir uns befinden“, sagte Ilg. Das passiert nun mit dem Bezug zum „Tod in Venedig“, den Thomas Mann großteils in seinem Tölzer Sommerhaus verfasste.
Der Kontakt zu Künstler Florian Hüttner sei auf Vermittlung von Jod-AG-Chef Anton Hoefter zustande gekommen, so Ilg. Hüttner nutzt als Mitglied der „Galerie für Landschaftskunst“ zeitweise die Wandelhalle als Atelier. Vor zwei Jahren hatte er mit einer eigenwilligen Ausstellung auf dem ehemaligen Alpamare-Parkplatz für Aufsehen gesorgt. Verschiedene Künstler setzten den verwilderten „Lost Place“ mit ungewohnten Perspektiven in Szene.
Verweis auf Installation am Alpamare-Parkplatz
Dazu gehörte seinerzeit ein Bücherschrank rund um den „Tod in Venedig“. Ausgaben der Novelle oder thematisch verwandte andere Bücher konnten eingestellt und entnommen werden. Der Schrank, installiert vom Duo Clegg & Guttmann, ist bis heute in Betrieb. „Manchmal wird der Schrank besprüht, oder die Scheiben werden eingeschlagen, das beobachten wir und dokumentieren es auf einer Webseite“, erklärte Hüttner in der Feierstunde.
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In der Neurologie der Asklepios-Stadtklinik hängen an den Wänden nun rund 100 Fotos von verschiedenen Ausgaben des „Tod in Venedig“. An besagter großer Wandfläche gibt es zusätzlich ein großes Foto, das einen Wald mit an den Bäumen festgemachten Buchseiten zeigt – als zusätzlicher Beitrag zum Thema Lesen im öffentlichen Raum. Dazu liegen in dem Wartebereich Faltblätter aus, die das ganze Projekt erklären und auf einer Karte den Weg zum Bücherschrank auf dem verwilderten Parkplatz weisen. „Wir hoffen“, sagte Hüttner, „dass derjenige, der neugierig und offen ist, sich vielleicht auf den Weg dorthin macht.“ (ast)