„Es wird ein großer Kampf“: Europäische Autohersteller bereiten sich auf „frontalen“ Angriff auf China vor

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China überschwemmt den europäischen Markt mit billig produzierten Autos. Extreme Subventionen stützen die Autohersteller. Olaf Scholz rät auf seiner China-Reise zur Fairness.

Peking – Mittlerweile hält die chinesische Dominanz ganze Branchen in ihrem Griff. Sei es die Solarbranche, Online-Shopping oder die Automobilindustrie; die billigen Produkte treiben deutsche Unternehmen in den Ruin. Mit den Niedrigpreisen, gestützt von Subventionen der chinesischen Regierung, können die deutschen Hersteller nicht mithalten. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) weiß das – sagte aber China kein Wort zu den Konsequenzen.

Subventionen für die Autohersteller – chinesische Wirtschaft mit „schlechter Performance“

„Die Werkbank der Welt“ ist mehr als nur ein Spitzname für China. Kein Land produziert so viele Waren wie das Land unter Xi Jinping. In manchen Branchen hat China fast schon ein Monopol, zum Beispiel würden weder die Photovoltaik- noch die Autoproduktion ohne das Reich der Mitte funktionieren. Wie die Zeit berichtete, haben Chinas Autohersteller genug Kapazität, um pro Jahr bis zu 50 Millionen Autos herzustellen. Das wären doppelt so viele, wie das Land aktuell verkauft. Statt der aktuell etwa fünf Millionen exportierten Neuwagen könnte China viermal so viel ausliefern.

Olaf Scholz und Xi Jinping in Peking.
Olaf Scholz und Xi Jinping in Peking (Symbolfoto). China überschwemmt den europäischen Markt mit billig produzierten Autos. Extreme Subventionen stützen die Autohersteller. © IMAGO / Xinhua

Die chinesische Führung legt weiter große Hoffnungen in die Industrien Auto, Photovoltaik und Akkus. Erst auf dem Nationalen Volkskongress im März sprach sich der Premierminister Li Qiang dafür aus, diese Industrien weiter zu stützen – das sei notwendig, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Chinas Wachstum hatte laut CNN im Jahr 2023 eine der „schlechtesten Performances“ der letzten drei Jahrzehnte hingelegt. Um die Schlüsselindustrien zu stützen, pumpt China massive Geldströme in die Fabriken. Dabei gibt es ein Problem: Sie produzieren bereits am Anschlag.

Chinas Autohersteller verkaufen unter Wert – deutsche Nachfrage eingebrochen

Viel Potenzial für Verbesserungen ist angeblich nicht mehr vorhanden. Nur wenige Hersteller produzieren profitabel, viele verkaufen ihre Produkte deutlich unter Wert. Die mangelnde Kauflaune ihrer chinesischen Landsleute verschärft das Problem weiter. Die Unternehmen sehen darum zunehmend nur noch die Lösung, ihre Produkte im Ausland zu verkaufen.

Das hat deutliche Auswirkungen auf die Märkte jenseits der chinesischen Grenzen. „Meine Konkurrenten sind vor allem die chinesischen Autobauer“, zitierte das US-amerikanische Nachrichtennetzwerk CNBC Carlos Tavares, den CEO von Stellantis. „Es wird ein großer Kampf. Es gibt keinen anderen Weg für einen globalen Autohersteller wie Stellantis, der überall auf der Welt operiert, als die chinesischen Hersteller frontal anzugreifen. Es gibt keinen anderen Weg.“

Und auch in Deutschland steht der Markt unter Druck, vor allem für Elektro-Pkw. Laut dem Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) gingen die Neuzulassungen von batterieelektrischen Fahrzeugen und Plug-in-Hybriden zuletzt um fünf Prozent zurück. Weil die Bundesregierung abrupt ihre Förderung für E-Autos eingestellt hatte, war die Nachfrage eingebrochen.

Europa wägt Zollhürden für chinesische E-Autos ab – Schutz für heimische Autohersteller

In Ländern wie den USA, Brasilien, Mexiko und der Türkei hatte das bereits für Reaktionen gesorgt – sie schirmten ihre Märkte mit Zollhürden gegen subventionierte chinesische Exporte ab. Ähnliche Gedankenspiele gibt es bereits in Brüssel, allerdings mahlen die europäischen Mühlen gewohnt langsam. „Die EU kann nicht der einzige Markt sein, der für chinesische Überproduktion offen bleibt“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Bundeskanzler Olaf Scholz wiederum hatte sich für offene europäische Automärkte ausgesprochen, aber Wettbewerbsgleichheit angemahnt. „Das Einzige, was immer klar sein muss, ist, dass der Wettbewerb fair sein muss“, sagte er in Shanghai. Es dürfe kein Dumping geben, keine Überproduktion, keine beeinträchtigten Urheberrechte.

Ob das ausreicht, wird sich zeigen. Die WirtschaftsWoche jedenfalls titelte zu Scholz‘ China-Reise, der Kanzler habe den deutschen Mittelstand im Stich gelassen.

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