Überraschung bei Spielleiter-Drama: Karaca und Stückl loten Zusammenarbeit aus - Bürgerbegehren pausiert

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Nähern sie sich wieder an? Abdullah Karaca (l.) schlägt für 2030 eine Zusammenarbeit mit Christian Stückl vor. © mayr-A

Damit hat wohl niemand gerechnet: Abdullah Karaca und Christian Stückl wollen intern Gespräche führen und ausloten, ob eine Zusammenarbeit bei der Passion 2030 denkbar wäre. Auch mit der Gemeinde wird geredet.

Das Drehbuch für Donnerstagabend war anders geschrieben. Eigentlich schwebte den Initiatoren vor, die Details für das Bürgerbegehren festzuzurren, mit dem sie Christian Stückl wieder auf den Posten des Passionsspielleiters hieven wollen. Dazu kam es aber nicht. Abdullah Karaca tauchte überraschend vor dem Hotel Alte Post auf und sorgte für eine unerwartete Wende im Oberammergauer Spielleiter-Drama. Der 35-Jährige reichte Stückl mit einem Angebot symbolisch die Hand. Was zur Folge hat, dass das weitere Vorgehen in Sachen Bürgerbegehren nun für zirka einen Monat auf Eis gelegt wird.

Klingt ja fast nach Harmonie, dabei fing das Treffen des Stückl-Gefolges schon turbulent an. Denn neben Karaca schlug auch Fabian Kernstein auf, der ebenfalls an der Spielleiterrolle interessiert ist. Beide wies man anfangs ab. Am Ende durfte Karaca rein ins Stüberl. Er und sein einstiger künstlerischer Ziehvater hatten sich zuvor rund 15 Minuten ausgetauscht. Drinnen übergab der 62-Jährige nach seiner kurzen einleitenden Rede schließlich das Wort an seinen Herausforderer. Was er zu sagen hatte, kam einem Brückenschlag gleich: Er formulierte den Wunsch, intern Gespräche zu führen. Um die Kluft im Ort zu kitten.

Gemeinderat Fischer steht auch Rede und Antwort

Seinen Besuch bei dem Treffen hatte sich Karaca wohlüberlegt. „Das war ein guter Moment, um mal alles beiseitezuschieben und an einer friedlichen Lösung zu arbeiten“, sagt er am Freitag im Tagblatt-Gespräch. Schließlich würden alle das gleiche Ziel verfolgen: 2030 eine erfolgreiche Passion auf die Beine zu stellen. Er schlug eine Kooperation mit Stückl vor. Aus Angst vor einer Niederlage? Von solchen Taktierereien will er nichts wissen. „Mir geht es von Anfang an um die Sache.“ Der viermalige Spielleiter lässt sich darauf ein: „Wir werden ganz offen reden – ob es miteinander geht oder nicht.“

Das Ende ist mit Fragezeichen versehen. Aber einen Versuch wert. Knackpunkt dürfte die Rollenverteilung der beiden werden. Dass Karaca mehr Verantwortung möchte, liegt auf der Hand. „Abdullah wird künftig nicht nur Kaffeekochen wollen“, sagt Simon Fischer, der diesem Respekt für sein Handeln zollt. Der CSU-Fraktionssprecher im Gemeinderat wagte sich am Donnerstag ebenfalls in die Höhle des Löwen. „Das war mutig“, bescheinigt ihm selbst Stückl. Denn freilich konfrontierten ihn einige mit ihrem Unmut über das Bewerbungsverfahren, das der Gemeinderat in die Wege geleitet hat. Doch stand er Rede und Antwort, verteidigte den Aufruf.

Fischer hält auch mit seiner Meinung zum Begehren nicht hinterm Berg. „Es würde die Gespräche über die Zukunft der Passion unterbinden. Das kann nicht im Interesse der Handelnden sein“, erklärt er auf Tagblatt-Nachfrage. Gleichzeitig missfällt ihm die Verquickung der Spielleiter-Frage mit der Zukunft des Kultursommers. Denn Stückl und Co. drängen auch deshalb auf frühzeitige Gewissheit, um für 2025 die Weichen stellen zu können. Was Fischer nicht als Grund zählen lässt. Unter anderem, weil es den Eindruck erwecke, die GmbH funktioniere nur mit dem Regisseur. Dazu werden am kommenden Mittwoch einige Argumente auf den Tisch kommen, wenn der Gemeinderat sich mit dem Thema befasst. „Das wird heiß“, prognostiziert der Christsoziale.

Wir werden ganz offen reden.

Rund zwei Stunden lang dauerte die Zusammenkunft am Donnerstag. An deren Ende stand nicht nur, dass sich Stückl und Karaca auf Lösungssuche begeben, sondern auch ein Gespräch mit der Gemeinde. Dieses wurde spontan noch für Freitagabend anberaumt. Dabei dürfte es sich um den Fortbestand des Bewerberverfahrens drehen. Besser gesagt, den Wunsch, dieses zu stoppen. Was sicher nicht mir nichts, dir nichts passiert. Schließlich handelt es sich um einen legitimen und mehrheitlich gefassten Beschluss der gewählten Volksvertreter. „Da muss schon was Substanzielles her“, unterstreicht Fischer, „dass der Gemeinderat darüber redet.“

Nächstes Treffen Mitte August

Grundsätzlich ist Bürgermeister Andreas Rödl (CSU) offen, „schnell eine Sitzung des Gremiums einzuberufen“, sagt er. Der Rathauschef zeigt sich gespannt auf den Verlauf des kurzfristig angesetzten Treffens und signalisiert: „Wir sind gerne Teil einer Lösung.“ Er findet schon positiv, „dass man auf uns zugeht“.

Was aber passiert, wenn die zwei Protagonisten des Dramas mit noch unvorhersehbar vielen Akten auf keinen gemeinsamen Nenner kommen? „Dann weiß ich noch nicht, wie es weitergeht“, räumt Karaca ein. „Ich hoffe, dass wir das hinkriegen.“ Stückl dagegen glaubt, dass das Bürgerbegehren noch nicht vom Tisch ist. „Nicht im Geringsten.“ Unabhängig von Karaca, gegen den das Prozedere nicht gerichtet sei. „Es geht darum, Klarheit zu schaffen“, sagt Stückl, wie so oft in den vergangenen Wochen. Bis Mitte des kommenden Monats pausiert die Arbeit der Initiatoren nun. Voraussichtlich am 18. August findet das nächste Treffen statt. Dann wird sich zeigen, ob und inwieweit die Gespräche Früchte tragen.

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