Nur mit Vitamin B funktioniert die Wohnungssuche in Dorfen
Viele Angebote werden gar nicht inseriert. Gerade ärmeren Menschen fehlt aber dieses Netzwerk, das zum Erfolg führt.
Dorfen – Auf dem Ruprechtsberg oder auch an der Haager Straße in Dorfen werden derzeit neue Wohnanlagen gebaut. Doch die Quartiere sind, so wie auch die neuen Mehrfamilienhäuser am Bahnhof, vor allem den Besserverdienern vorbehalten. Der durchschnittliche Mietpreis liegt bei 13,63 Euro pro Quadratmeter. Eine auch für den kleineren Geldbeutel erschwingliche Bleibe ist nur schwer zu bekommen.
„Der Wohnungsmarkt ist angespannt“, weiß auch Bürgermeister Heinz Grundner. Am Schießhallenplatz entsteht deshalb ein neues Domizil aus öffentlicher Hand. Bis Sommer werden die Wohnungen beziehbar sein, ein Teil davon ist städtischen Angestellten vorbehalten. Schon jetzt können sich Interessenten auf die Warteliste setzen lassen.
21 neue Apartments am Schießhallenplatz
Die Lage ist ideal – unweit des Zentrums, vorne hält jede halbe Stunde der Stadtbus, hinten raus liegt der Stadtpark. Im Erdgeschoss wird eine ambulant betreute Wohngemeinschaft für ältere Menschen eingerichtet, in den oberen Stockwerken 21 Zwei- bis Vierzimmerwohnungen mit einer Wohnfläche von 1500 Quadratmetern.
„Diese Wohnungen vermietet die Stadt zu günstigen Konditionen“, verspricht Dorfens Rathauschef. Die Vergabekriterien erarbeitet derzeit die Verwaltung und legt sie demnächst dem Stadtrat zur Verabschiedung vor.
Von wegen, Sozialbauten sind billige Klötze. Der Neubau in Dorfen ist nicht nur optisch modern gestaltet, sondern auch energetisch vom Feinsten, er entspricht dem aktuellen Energiestandard von Kfw 55 und wird an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Dorfen angeschlossen. Auf dem Dach soll zudem eine Photovoltaikanlage installiert werden. Die Gesamtkosten liegen bei 6,9 Millionen Euro, die Regierung von Oberbayern fördert das Projekt mit 2,7 Millionen Euro.
Ein erster Schritt, um den leergefegten Wohnungsmarkt in Dorfen zumindest ein wenig zu entspannen, freut sich Josef Kronseder. „Es ist für alle schwierig, eine Wohnung zu finden“, weiß der Flüchtlingshelfer. In der Tat, weder auf Ebay noch auf den bekannten Immobilienseiten im Netz finden sich derzeit Inserate für Wohnung in der Stadt.
„Die meisten Unterkünfte gehen durch Beziehungen über den Tresen, da spart sich der Vermieter die Ausgaben für Makler und Anzeigen.“ Dabei sei der Leumund ganz wichtig: „Die Flüchtlinge haben kein Netzwerk.“
Der Markt sei ausgeschöpft, ergänzt Brigitte Fischer von der Caritas. Auch ihre Klientel sei wenig vernetzt, so die Sozialarbeiterin, die sich mit einem Kollegen die Fachstelle zur Vermeidung von Obdachlosigkeit teilt. „Die Wohnungsnot können die Städte und Gemeinden im Landkreis nicht alleine auffangen“ weiß die Dorfenerin, die sich beispielsweise Mutter-Kind-Häuser oder mehr barrierefreie und behindertengerechte Wohnungen für Ältere wünscht.
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Es gibt nicht „die eine Lösung, sondern nur viele Puzzleteile“, so SPD-Stadtrat Seppo Schmid. Der Dorfener Lokalpolitiker setzt beispielsweise auf eine Wohnbaugenossenschaft, die sich aktuell in Gründung befindet. „Mir geht es um Familien mit einem normalen Job, die nicht genügend Geld für ein Eigenheim haben.“ Oder auch junge Leute, die gerade ihre Ausbildung machen.
Sozialwohnungen an der Siemensstraße
Eine andere Kooperation bietet ebenfalls günstigen Wohnraum an. Im Gegenzug zu einem erweiterten Baurecht wurde die Wohnanlage an der Siemensstraße mit fünf Sozialwohnungen ausgestattet. Der Mietpreis von weniger als acht Euro pro Quadratmeter ist für Dorfener Verhältnisse recht günstig. Die Bewohner hat das Sozialamt der Stadt ausgesucht. Auch könnten mehr Firmen Wohnungen kaufen und diese zu einem guten Preis an ihre Angestellten vermieten.
Außerdem gebe es viel zu viel Leerstand in der Stadt, moniert Schmid. Beispielsweise rund um den Stadtpark. Viele ältere Gebäude müssten renoviert werden, doch statt die Gebäude zu sanieren, lassen die Erben sie nicht selten verfallen. Bei anderen Wohnungen bleibt der Rollladen unten, obwohl diese durchaus vermietet werden könnten. Oft wolle man sich keine Mieter ins Haus setzen, die man nicht mehr los wird, wenn die Kinder und Enkelkinder nach dem Studium wieder nach Dorfen ziehen.
„Es gibt viele Gründe, warum die Besitzer ihre Unterkünfte nicht auf den freien Markt bringen“, sagt Grundner. „Wir können da nur an Vermieter appellieren“, fügt der Bürgermeister an. „Eine leerstehende Wohnung verursacht nur Kosten“, wirbt er. „Der Wohnungsmarkt in der Stadt würde sich entspannen. Und wir müssten keinen zusätzlichen Wohnraum erstellen.“