Tankstellen-Aus nach 40 Jahren

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A scheene Zeit war‘s: Monika Gruber verabschiedet sich von Martin Anzinger (r.) und ihrem „Lieblings-Mechaniker“ Manfred „Mane“ Just. © Wolfgang Krzizok

Martin Anzinger muss an der Haager Straße schließen

„Eine Ära geht zu Ende“, sagt Monika Gruber. Die Kabarettistin, sonst ein Garant für gute Laune, blickt traurig hinüber zu Martin Anzinger und fragt: „Wos soi ma denn jetz ohne di?“

Nach 40 Jahren schließt nämlich am 30. September die Tankstelle mit Werkstatt an der Haager Straße, die von Beginn an von Martin Anzinger und seiner Frau Sissy betrieben wurde – anfangs als Fina-, später als Agip-Tankstelle. Grund: Der Pachtvertrag ist ausgelaufen und wurde vom Grundstückseigentümer nicht mehr verlängert. „Das Grundstück ist im Privatbesitz einer Erbengemeinschaft und soll wohl verkauft werden“, weiß der 71-jährige Martin Anzinger.

Stiftungs-Chef dementiert Kauf

Gerüchteweise war zu hören, dass es bereits von der Fischer’s Wohltätigkeitsstiftung, die in unmittelbarer Nachbarschaft eine Seniorenresidenz betreibt, erworben worden sei. Doch Stiftungs-Geschäftsführer Matthias Vögele dementiert: „Das Gerücht habe ich auch schon gehört, aber es stimmt definitiv nicht.“

Wie auch immer: Die Trauer bei den Stammgästen an der Tankstelle ist groß. „Ich war damals der erste Kunde“ erzählt Peter Berglehner. „Damals haben wir uns hier auch schon immer getroffen und auch gefeiert. Eine Runde ging immer.“

Gruber bestätigt das. „In Ermangelung eines richtigen Cafes war das hier quasi meine Stammkneipe“, sagt sie mit Tränen in den Augen. „Hier hast du immer jemanden getroffen, und wenn mal kein Kunde da war, dann ging ein Ratsch mit der Sissy und dem Martin.“

Hatte immer alles im Griff: Sissy Anzinger an der Kasse hinter dem Tresen, wo sie 40 Jahre stand.
Hatte immer alles im Griff: Sissy Anzinger an der Kasse hinter dem Tresen, wo sie 40 Jahre stand. © Wolfgang Krzizok

Auch Sissy Anzinger blickt wehmütig zurück, erklärt aber dann stolz: „Und quasi nebenbei haben wir drei Kinder großgezogen, die übrigens heute alle drei handwerklich tätig sind – und auch schon wieder Kinder haben.“

„Neben den lustigen Zusammenkünften habe ich besonders die Hilfsbereitschaft und den Werkstattservice geschätzt“, betont Gruber. „Wenn mal ein Lamperl geblinkt hat oder kleinere Reparaturen fällig waren, der Martin und der Mane haben mir immer geholfen.“

Der „Mane“ ist Mechaniker Manfred Just, dessen Reich seit Jahrzehnten die Werkstatt ist. Auch er muss gehen, hat aber bereits eine neue Arbeitsstelle gefunden, wie er erzählt.

Und Gruber erzählt zum Thema Hilfsbereitschaft noch eine besondere Episode: „Als ich mal nach dem Autowaschen das Auto rausgefahren hatte, um noch kurz zu ratschen, hat einer aus der Runde gesagt, dass er mir noch das Auto raussaugen will – einfach so. Es gibt halt noch Gentlemen beim Martin an der Tankstelle“, sagte sie der Heimatzeitung.

Am kommenden Montag stehen Martin und Sissy Anzinger zum letzten Mal in ihrer Tankstelle. „Vielleicht kommen noch ein paar Stammgäste vorbei, um sich zu verabschieden“, sagt Sissy Anzinger und verdrückt eine Träne.

Niedergeschlagen blickt indes Martin Anzinger drein und erwidert auf die Frage, was er denn nun tun werde: „Ja, nix hoid.“ Monika Gruber nimmt daraufhin ihren „Lieblings-Tankwart“ in den Arm und meint traurig: „Eine Ikone geht.“

Eine Ära geht zu Ende. Eine Ikone geht

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