Die Erdinger Grünen sind sauer auf die Bundes-Jugend
Das sagen die Orts- und Kreissprecher über die Rücktritte im Bundesvorstand. Auch der GJ-Kreissprecher äußert sich.
Erding - Das Beben an ihrer Spitze treibt auch die Grünen im Landkreis Erding um. Während sie die Entscheidungen der bisherigen Parteivorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour milde und wohlwollend kommentieren, kritisiert Konrad Thees den Rücktritt des kompletten Grüne-Jugend-Vorstands hart. Deren Vorwurf, dass die Grünen zu einer Partei wie alle anderen geworden und sich Grüne Politik nicht mehr umsetzen lasse, „ist ein peinlicher Ansatz von Politik“, meint Thees.
Wenn der Vorstand nun geschlossen aus der Partei austritt, „dann ist das zwar aus deren Sicht konsequent. Aber wo war denn die konstruktive Mitarbeit in den letzten Jahren?“ Er habe nicht das Gefühl, dass die Grüne Jugend (GJ) im Bundesvorstand die Arbeit der Ampel besser machen wollte, „sondern mit einer grundsätzlichen Ablehnung“ agiert habe. Gerade die Ablehnung des Sondervermögens Bundeswehr habe ihn stark enttäuscht“.
Lisa Schießer ist, gemeinsam mit Thees, Sprecherin des Erdinger Ortsverbands und will sich am 12. Oktober als Erdinger Kandidatin für die Bundestagswahl 2025 aufstellen lassen. Auch sie zeigt sich enttäuscht vom Rücktritt des GJ-Vorstands. „Die Konsequenz einer Politik, die ihnen zu sozial ungerecht oder zu wenig links ist, sollte doch sein, gerade noch mehr Impulse innerhalb der Partei zu setzen, aber doch nicht aufzugeben.“
Lob für Lang und Nouripour
Deutlich besser kommen bei Schießer Lang und Nouripour weg. „Sie haben unermüdlich mit bestem Gewissen für die Belange unserer Partei gekämpft.“ Dass sie nach den jüngsten Wahlergebnissen Konsequenzen gezogen haben, gebühre Respekt. Ähnlich sieht es auch Kreisvorsitzende Carola Bock: „Die beiden haben unsere Partei in schwierigen Zeiten gut geführt.“ Mit ihrer Entscheidung würden Lang und Omid Nouripour ihr persönliches Interesse hinten anstellen und damit den Weg frei für einen Neustart machen. „Während Politiker anderer Parteien Skandale und persönliche Verfehlungen einfach aussitzen, zeigt sich grüne Kultur durch Übernahme von Verantwortung.“ Auch Thees bescheinigte den beiden „Größe“ und erinnert an den ehemaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer, „der nie zurücktreten wollte und dann auch noch hunderte Millionen Mautschulden dem Staat überlassen hat.“
Thees sieht bei den Grünen viel Optimierungsbedarf. Die Partei müsse besser vermitteln, „dass wir stark in den fachlichen Debatten sind und dass wir viel Kompetenz bei uns vereinen“. Das habe aber nichts mit besserer Kommunikation zu tun. „Die Leute sind nicht zu blöd, die Politik zu verstehen. Sie wollen nur einfach, dass Politikerinnen und Politiker bessere Politik machen. Bessere Politik, das zeigen wir in Erding ganz konkret, wie das geht. Wir arbeiten auch mit anderen demokratischen Parteien zusammen.“
Mit personellen Lösungen könne er so schnell nicht dienen: „Am Tag nach diesem Rambazamba kann man jetzt nicht schon mit einem fertigen neuen Bundesvorstand ankommen.“ Er hoffe, dass es „keine großartigen Macht- und Flügelkämpfe gibt. Davon wäre ich sehr enttäuscht.“
Bis zur Wahl dürfe es kontrovers sein, „aber dann muss es auch wirklich abgeräumt sein, damit wir geschlossen die Bundestagswahl mit einem Kanzlerkandidaten angehen können.“ Auch Bock sieht es optimistisch: „Für uns hier vor Ort kann ein Neustart mit neuer Energie auf Bundesebene auch neuen Schwung für unsere Arbeit und den kommenden Wahlkampf bringen.“
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Hannes Deimer betonte als Sprecher der Grünen-Jugend im Landkreis, dass die GJ schon immer ein eigenständiger Verband mit Zielen gewesen sei, die sich von der Parteigrünen unterschieden. „Zuletzt sind diese Unterschiede größer geworden.“ Die GJ könne die politischen Entscheidungen nicht mehr mittragen, „da sie nicht mehr mit unseren Zielen übereinstimmen.“
GJ-Sprecher Hannes Deimer wehrt sich
Die Politik habe sich von den jungen Menschen entfernt. Der 21-jährige Erdinger: „Es wird Zeit, uns als ernstzunehmenden Partner am Tisch zu sehen und nicht als nächste Generation, die es irgendwann einmal besser macht. Der Dialog sollte offener sein und auf Augenhöhe.“ Gerade Themen wie Wohnungsnot oder Klimawandel betreffe jüngere Menschen intensiver als ältere. „Da ist es nicht fair, uns nicht zu hören.“