BRICS wächst: Das antiwestliche Bündnis um China und Russland gewinnt an Macht
Das BRICS-Bündnis expandiert nach Südostasien – zur Freude von China und Russland. Donald Trump bringt die USA bereits in Stellung.
Das neue Jahr begann für Peking und Moskau mit einem diplomatischen Erfolg: Indonesien, mit fast 280 Millionen Einwohnern viertbevölkerungsreichstes Land der Erde und größte Volkswirtschaft Südostasiens, ist seit Anfang der Woche Mitglied der BRICS. Treibende Kräfte hinter dem losen Bündnis, das sich als Gegenmodell zur westlich dominierten G7-Gruppe versteht, sind seit der Gründung vor knapp 20 Jahren China und Russland. Zur BRICS gehören zudem Brasilien, Indien, und Südafrika sowie seit 2023 auch Ägypten, Äthiopien, der Iran und die Vereinigten Arabische Emirate.
Als neues BRICS-Mitglied trage Indonesien „wesentlich zur Vertiefung der Zusammenarbeit im Globalen Süden bei“, teilte das brasilianische Außenministerium am Montag (6. Januar) mit. Brasilien hat in diesem Jahr den Vorsitz der Staatengruppe inne. Glückwünsche kamen auch aus China und Russland. Mit dem Beitritt Indonesiens leben nun knapp 3,9 Milliarden Menschen in BRICS-Ländern, also fast die Hälfte der Weltbevölkerung. Das Bündnis steht für rund 38 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.
BRICS-Beitritt von Indonesien: Auswirkungen auf die Geopolitik“
Indonesien habe bereits in den vergangenen Jahren seine wirtschaftlichen Beziehungen zur BRICS vertieft, erklärt Edbert Gani Suryahudaya vom Centre for Strategic and International Studies in Jakarta. „Der Beitritt zur BRICS war jedoch nicht nur eine wirtschaftliche Entscheidung, sondern hat auch Auswirkungen auf die Geopolitik“, sagte der Politikwissenschaftler dem Münchner Merkur. So gehe es dem indonesischen Präsidenten Prabowo Subianto darum, „die Rolle Indonesiens auf der Weltbühne zu stärken“.
Prabowo selbst sprach von einer neuen „indonesischen Epoche“, die nun anbreche. Traditionell verfolgt der asiatische Inselstaat eine neutrale Außenpolitik – „frei und aktiv“, wie es das Land seit den 50er-Jahren formuliert. In der Praxis verlangt das eine bisweilen erstaunliche Flexibilität. So warb Prabowo im Juli bei einem Moskau-Besuch um engere Beziehungen mit Russland; gleichzeitig aber unterstützte Jakarta jene UN-Resolutionen, die einen Abzug der russischen Truppen aus der besetzen Ukraine fordern.
Globaler Süden will sich nicht zwischen BRICS und westlichen Bündnissen entscheiden müssen
Der Beitritt Indonesiens zur BRICS zeigt, dass sich die Länder des sogenannten Globalen Südens nicht länger für ein weltpolitisches Lager entscheiden wollen – und dass der Westen immer mehr an Strahlkraft verliert. So begann Indonesien Anfang 2023, als eine BRICS-Mitgliedschaft längst im Raum stand, auch Beitrittsverhandlungen mit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Die OECD vereint Länder, die sich zu Demokratie und Marktwirtschaft bekennen, darunter große Volkswirtschaften wie Deutschland, die USA und Japan, aber auch Schwellenländer wie Mexiko und Kolumbien.
Zudem strebt Prabowo eine Mitgliedschaft im westlich dominierten Freihandelsabkommen CPTPP an, auch will er Indonesien in die von Joe Biden vor zwei Jahren ins Leben gerufene Wirtschaftsinitiative IPEF führen. Sowohl der Freihandelspakt als auch die US-Initiative zielen darauf ab, den zunehmenden Einfluss Chinas einzudämmen – China aber ist wichtigster Handelspartner Indonesiens. „Ja, wir schließen uns mehreren Gruppen an“, sagte Prabowo im November am Rande eines USA-Besuchs. „Für unsere Wirtschaft wollen wir nach den besten Möglichkeiten suchen. Wir müssen an das Wohlergehen unseres Volkes denken, nicht wahr?“

Meine news
Südostasien strebt in die BRICS
Der BRICS-Beitritt sei in Indonesien nicht unumstritten, sagt Politikwissenschaftler Gani. „Der Hauptgrund für diese Kritik ist, dass Indonesien sich bereits als aktiver Teilnehmer in verschiedenen internationalen Plattformen etabliert hat, die dem Land ermöglichen, seine Rolle auf der globalen Bühne wahrzunehmen. Der Beitritt zur BRICS würde den Fokus Indonesiens von anderen Plattformen ablenken, wie zum Beispiel von seiner Führungsrolle in der ASEAN“, also dem Verbund der südostasiatischen Staaten.
Doch auch andere Länder der Region suchen die Nähe zur BRICS. So sind seit Jahresbeginn die ASEAN-Länder Thailand, Malaysia und Vietnam sogenannte „Partnerstaaten“ des Bündnisses. „Diese Partnerschaft bietet bedeutende Möglichkeiten zur Stärkung der wirtschaftlichen Beziehungen mit den BRICS-Mitgliedsländern – Schwellen- und Entwicklungsländern mit hohem Wachstumspotenzial“, heißt es dazu aus dem Außenministerium in Bangkok.
Trump droht mit BRICS-Staaten mit Strafzöllen
Die USA sehen derweil weitgehend hilflos zu, wie Russland und China durch die BRICS ihren weltweiten Einfluss ausweiten. Auch dem designierten US-Präsident Donald Trump fiel nichts anderes ein, als mit seiner Lieblingswaffe zu drohen, sollten die BRICS-Länder mit ihrem Plan Ernst machen, sich mit einer eigenen Gemeinschaftswährung unabhängiger vom US-Dollar zu machen. „Wir verlangen von diesen Ländern die Zusage, dass sie weder eine neue BRICS-Währung schaffen noch eine andere Währung unterstützen werden, um den mächtigen US-Dollar zu ersetzen“, schrieb Trump Ende November auf seiner Plattform Truth Social, „oder sie müssen mit 100-prozentigen Zöllen rechnen“.