Die „Frühstücksboten“: Jugendliche gründen Semmel-Lieferdienst
Die „Frühstücksboten“, Jugendliche aus Schongau, liefern jeden Samstagmorgen frische Backwaren frei Haus. Umweltfreundlich mit dem Fahrrad. Die Idee hatte der 16-jährige Florian Kröll schon vor drei Jahren.
Schongau - Samstags um 4 Uhr, wenn andere erst vom Feiern nach Hause kommen oder sich im Bett noch einmal umdrehen, klingelt bei Florian Kröll und seinen Mitstreitern Leo Kreutzer sowie Emil Weber schon der Wecker. Frühes Aufstehen ist unabdingbar für ihr Geschäftsmodell. Seit Ende Juni liefern die drei Freunde in Schongau und Peiting frische Backwaren aus. Den Service haben sie selbst gegründet.
Die Idee für die „Frühstücksboten“ hatte er tatsächlich schon vor drei Jahren, erzählt Florian Kröll. Damals half er bei der Bäckerei Schwarzmaier aus und überlegte, dass wohl viel mehr Menschen in den Genuss der Brezen und Semmeln kommen würden, wenn man sie frei Haus liefern würde. „Damals war ich aber noch viel zu jung“, sagt Kröll. Dann habe es einen Rechtsstreit um die Bäckerei gegeben, erinnert er (wir berichteten). Als der Bäcker nun einen Neustart wagte, fing Kröll wieder dort an. Und kam auf seine Idee zurück.
Idee in der Schule weiterentwickelt
Die hatte er zuvor schon im Wirtschaftsunterricht am Welfen-Gymnasium weiterentwickelt. Bei einem Projekt sollten sich die Schüler Geschäftsmodelle überlegen. Dass diese tatsächlich in die Realität umgesetzt werden, war eigentlich nicht vorgesehen, so Kröll, der sich über eine gute Note freute.
Anfang Mai machte er sich an die konkreten Planungen. Er holte Leo Kreutzer und Emil Weber mit ins Boot. Die drei besprachen, wer was übernehmen könnte und rechneten freilich auch durch, ob sich das Vorhaben finanziell rentieren würde. „Am Anfang noch nicht“, räumt Kröll ein. Von den Kunden verlangt man kein zusätzliches Geld für die Lieferung. Sie zahlen nur den regulären Backwarenpreis. Aber wenn das ganze erst einmal gut angelaufen ist und ausgebaut wird, könne es sich durchaus lohnen, so das Ergebnis der drei Jungunternehmer.
Sie entwickelten eine Webseite, über die man bestellen kann, und erstellten Flyer, um auf sich aufmerksam zu machen. Das Verteilen habe leider nicht so funktioniert wie erhofft, viele Werbekarten seien wohl im Müll gelandet, wie sie später erfuhren. Trotzdem waren die Jugendlichen mit dem Start zufrieden. 45 Bestellungen waren eingegangen. Nur die Logistik habe er am Anfang etwas überschätzt. Die sei daraufhin noch einmal optimiert worden. Am nächsten Samstag habe dann alles gut funktioniert, erzählt Kröll.
Transport mit dem Fahrrad
Um 4.30 Uhr treffen sich die Jugendlichen, die alle in Schongau wohnen, nun jeden Samstag, um dann gemeinsam nach Peiting zur Bäckerei zu radeln. Auch die Auslieferung erfolgt per Fahrrad. Freilich, weil sie noch nicht Auto fahren dürften, so Kröll. Aber vor allem haben sie dabei einen anderen Gedanken im Fokus. „Es soll so umweltfreundlich wie möglich sein.“
Ab 5 Uhr werden die Bestellungen dann verpackt, die bis Donnerstag eingegangen sind. Hintergrund ist, dass über die Webseite für jeden Tag eine Statistik erstellt wird, erklärt Kröll. Wünsche, die erst am Freitag eingehen, können deshalb nicht mehr berücksichtigt werden, weil man an diesem Tag schon der Bäckerei melden muss, welche Mengen gebraucht werden. Sind die ersten Semmeltüten Samstagfrüh zusammengestellt, geht es etappenweise ans Ausliefern.
Dazu haben die Frühstücksboten einen Anhänger, den sie am Fahrrad befestigen können. 40 Semmeltüten haben schließlich eine gewisse Masse, die bekomme man nicht mehr in einen Rucksack.
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„Frühstücksboten“ freuen sich über Bestellungen
Spätestens bis 9 Uhr sollen alle Bestellungen ausgeliefert sein, so der Anspruch von Kröll und seinen Kollegen, die schon frühmorgens viele Kilometer zurücklegen. Allein durch die Fahrten von Schongau nach Peiting und zurück, vielleicht sogar ins Forchet oder nach Schongau-West, wo man wiederum verschiedene Straßen abklappert, sammeln sich Strecken um die 30 Kilometer an, so Kröll. Deshalb beschränkt sich das Liefergebiet der Frühstücksboten aktuell auf die beiden Orte Peiting und Schongau. Für die Zukunft können sich die Jugendlichen aber eine Expansion vorstellen.
Zunächst hofft man aber, dass das aktuelle Angebot noch besser angenommen wird. „Wir freuen uns über jede Bestellung und haben auf jeden Fall noch Kapazitäten“, so Kröll.
So kann man bestellen
Auf der Webseite www.fruhstucksbote.de sind alle erhältlichen Produkte aufgelistet. Von Brezen über Semmeln bis hin zu Broten und süßem Gebäck. Gezahlt werden kann beispielsweise mit Paypal, Googlepay, Kreditkarte oder Rechnung. Wer mag, kann hier auch gleich ein Trinkgeld eingeben, worüber sich die Jugendlichen natürlich freuen würden. Alle Bestellungen, die spätestens am Donnerstag eingehen, werden berücksichtigt. Was ab Freitag bestellt wird, kann erst am darauffolgenden Wochenende geliefert werden.