Ex-Mossad-Beamter warnt vor militärischer Konfrontation mit Erdogan: „Türkei ist ein Feind“
Ein ehemaliger israelischer Geheimdienstler sieht ein Kriegsrisiko mit der Türkei in Syrien. Er fordert die Unterstützung kurdischer Gruppen gegen Erdogan.
Ankara/Tel Aviv – Nach dem Sturz von Diktator Baschar al-Assad und dem Ende der blutigen Baath-Herrschaft ist es noch lange nicht ruhig um Syrien. Denn Analysten und Experten zufolge stehen sich dort nun vor allem zwei Kräfte gegenseitig im Weg: die Türkei und Israel. Beide Länder sehen das jeweils andere als Bedrohung, beide sind besorgt um ihre Grenzsicherheit, beide sind militärisch aktiv. Laut einem hochrangigen Ex-Beamten des israelischen Geheimdienstes Mossad muss Israel bereit für eine militärische Konfrontation sein.
Türkisch-israelischer Krieg in Syrien? Ex-Geheimdienstler mit Warnung
In einem Beitrag für die israelische Zeitung Yedionoth Ahronoth (Ynet) befasste sich der Ex-Geheimdienstbeamte Jair Ravid-Ravitz mit den „Feinden“ Israels in Syrien. Ravid-Ravitz war für Jahrzehnte Chef der Mossad-Abteilung in der libanesischen Hauptstadt Beirut und eine einflussreiche Figur im israelischen Geheimdienst. „Die Türkei ist eines unserer Feinde in Syrien“, schrieb er in seinem Artikel.
Zwar sei Israel aktuell nicht eines der Hauptziele vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Schließlich gehe es ihm derzeit in erster Linie um eine Machtbegrenzung kurdischer Gruppierungen in Syrien sowie die Verfestigung der Herrschaft des syrischen Übergangspräsidenten Ahmad al-Schaara, lange Zeit bekannt unter seinem Kampfnamen Al-Dschulani als Chef der in Idlib basierten Rebellentruppe HTS. In Zukunft jedoch, so Ravid-Ravitz, werde Erdogan Israel in seine Pläne aufnehmen.
„Türkei seit langem ein feindliches Land“: Ex-Geheimdienstler aus Israel warnt vor Krieg mit Türkei
Laut der Einschätzung des Geheimdienstlers werde der türkische Präsident Militäreinheiten im Süden von Syrien an der Grenze von Israel stationieren und so eine Bedrohung für das Land herbeiführen. In syrischen Medien ist immer wieder die Rede von mehreren Stützpunkten, die die Türkei in Syrien errichten will, etwa in Damaskus und Homs. Im Norden von Syrien hat unterdessen der Bau der ersten türkischen Luftbasis in Syrien begonnen, wie lokale Quellen berichten. Hierfür wird der einst russische Stützpunkt Menag in Tal Rifaat umtransformiert.
Weiter schreibt Ravid-Ravitz: „Die Türkei ist seit langem ein feindliches Land.“ Er verweist dabei auf die Unterstützung der Hamas oder ähnlichen islamistischen Organisationen mit „Waffen und Ausrüstung“. Die Schlussfolgerung des Geheimdienstlers: Israel muss im Gegenzug die Feinde der Türkei unterstützen. Ravid-Ravitz ruft in seinem Beitrag Israel dazu auf, der „kurdischen Bewegung“ in Syrien insgeheim unter anderem mit Waffenlieferungen zu helfen.
Damit nicht genug. „Es steht dem nichts im Weg, auch kurdische Untergrundorganisationen in der Türkei zu unterstützen“, heißt es weiter vom Geheimdienstler. Dazu zählt er auch die verbotene PKK, die auch in der EU und den USA als Terrororganisationen eingestuft ist. Gleichzeitig betonte Ravid-Ravitz auch, dass Israel die Alawiten – zu denen auch die Assad-Familie angehört – in Syrien unterstützen solle, um die sunnitischen Machthaber bekämpfen zu können. Die seien zwar einst die Feinde gewesen, nun habe sich die Lage aber geändert. Die Massaker an den Alawiten in Syrien hatte zuletzt für Entsetzen gesorgt. (bb)