Israelischer Rat warnt Regierung vor Krieg mit der Türkei: „Gefährlicher als iranische Bedrohung“
Die Türkei hat nach dem Sturz von Assad nun großen Einfluss in Damaskus und droht gleichzeitig Israel. Dort gibt es schon erste Kriegswarnungen.
Ankara/Tel Aviv – Der Sturz des Diktators Baschar al-Assad hat die Türkei in Syrien in eine neue Stellung katapultiert. Fachleute sind sich einig: Die Türkei, die seit Beginn des Bürgerkrieges die Rebellen militärisch, politisch und finanziell unterstützt hat und als Schirmherr der Opposition fungierte, hat nun mit Abstand den größten Einfluss über die neue Regierung in Damaskus. Schließlich waren der türkische Geheimdienstchef Ibrahim Kalın und Außenminister Hakan Fidan die ersten ausländischen Diplomaten, die Damaskus besuchten.
Für Israel ist das in jedem Fall eine besorgniserregende Entwicklung. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan nimmt das Land immerhin ständig scharf ins Visier. „Was wir in Karabach und Libyen gemacht haben, können wir auch in Israel machen“, hieß es etwa. Das wurde in Israel als Kriegsdrohung wahrgenommen. Tatsächlich hat ein von der israelischen Regierung beauftragter Rat nun vor einem potenziellen Krieg mit der Türkei gewarnt und Maßnahmen zur Vorbereitung angemahnt, wie die Jerusalem Post berichtet.
Krieg zwischen der Türkei und Israel? Kommission warnt vor Auseinandersetzung
Die Warnung kam von der sogenannten „Nagel-Kommission“, die im August 2024 von der israelischen Regierung gegründet wurde. Geleitet wird die Kommission, die Verteidigungsvorschläge an die Regierung macht, vom ehemaligen Chef des nationalen Sicherheitsrats und Ex-Brigadegeneral Jacob Nagel. Im jüngsten Bericht hieß es nun, die Türkei unter Erdogan versuche, den Einfluss aus der Zeit des Osmanischen Reiches wiederzuerlangen. Dies könne zu Spannungen mit Israel bis hin zum Krieg sorgen.
Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die pro-türkischen Gruppen in Syrien gelegt: „Die Bedrohung aus Syrien könnte sich in etwas viel Gefährlicheres als die iranische Bedrohung entwickeln.“ Dem Bericht zufolge könnten diese Gruppen eine neue und mächtige Bedrohung gegenüber der Sicherheit Israels darstellen, wie die Jerusalem Post aus dem Bericht zitierte.
Netanjahu sieht „neue Kräfte auf dem Feld“ im Nahen Osten: Warnung vor Krieg mit der Türkei
Der Bericht wurde demnach bereits dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu, dem Verteidigungsminister Israel Katz und dem Finanzminister Bezalel Smotrich vorgelegt. Von Netanjahu hieß es zum Bericht bereits, er werde ein „Leitfaden zur Sicherung von Israels Zukunft“ sein. Im Nahen Osten gebe es „fundamentale Änderungen“, sagte Netanjahu demnach und ergänzte: „Der Iran ist seit langer Zeit unsere größte Bedrohung, doch neue Kräfte treten in das Feld und mir müssen auf Unerwartetes bereit sein.“ Mit diesen „neuen Kräften“ dürfte Netanjahu die Türkei meinen.
Meine news
Sowohl in israelischen als auch hebräischen Medien hieß es nach dem Sturz von Assad, die Türkei und Israel seien nun gewissermaßen zu direkten Nachbarn geworden. In syrischen Medien wurde zuletzt behauptet, die türkische Armee wolle Stützpunkte im Süden des Landes wie etwa in Damaskus errichten, um einen möglichen Vormarsch israelischer Truppen zu stoppen. Es ist nur eine unbestätigte Behauptung, doch angesichts des türkischen Einflusses in Syrien scheint dies jedenfalls nicht unmöglich.
Der Bericht der Nagel-Kommission schlägt einige Maßnahmen vor, um sich auf den möglichen Krieg mit der Türkei vorzubereiten. Demnach müsse man mehr Waffen einkaufen, einschließlich F-15-Kampfjets, Tankflugzeuge, Drohnen und auch Satelliten, um Langstreckenangriffe zu ermöglichen. Ferner müsse man die Luftabwehrfähigkeiten stärken und auch um die Sicherheit der Grenzen sorgen. Dafür könne man etwa eine starke Grenzbarriere am Jordan-Tal aufbauen. (bb)