Höhere Krankenkassenbeiträge: CSU giftet gegen Lauterbach – „Er täuscht die Öffentlichkeit“
Die Beiträge zur Krankenkasse steigen ab 2025. Die CSU ist empört – und wirft Karl Lauterbach ein falsches Spiel vor. Sollten Versicherte jetzt trotzdem wechseln?
Berlin/München – Wechseln oder bleiben? Bei den Krankenkassenbeiträgen rollt auf die Versicherten in Deutschland eine Kostenlawine zu. Nach der Ankündigung von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zum Anstieg des Zusatzbeitrages bleibt die Verunsicherung bei vielen Kassenpatienten groß. Zwar versprach der Sozialdemokrat nach der Erhöhung für die Zukunft eine Beitragsstabilität. Doch die Wogen konnte das bislang nicht glätten. Vor allem die CSU zeigt sich weiterhin empört.
Zoff um Krankenkassen: Bayern wirft Lauterbach Täuschung der Öffentlichkeit vor
„Lauterbach täuscht die Öffentlichkeit“, wetterte Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) angesichts der geplanten Beitragserhöhung bei den deutschen Krankenkassen. Der SPD-Politiker mache falsche Angaben, wenn er für 2026 höhere Beiträge ausschließe und den angekündigten Sprung der Zusatzbeiträge auf Kosten der Krankenhausreform zurückführe, ergänzte die CSU-Politikerin am Montag (21. Oktober) in der Augsburger Allgemeinen. „Denn ab dem Jahr 2026 kommen mit dem von ihm geplanten Transformationsfonds zusätzliche Kosten in Milliardenhöhe auf die Krankenkassen zu.“
Krankenkassenbeiträge ab 2025: Lohnt ein Wechsel für Versicherte?
Doch was bedeutet die Steigerung der Krankenkassenbeiträge für die Versicherten? Ein Vergleich für einen Wechsel der Krankenkasse könnte sich aus Sicht von Verbraucherschützern wahrscheinlich lohnen.
Höhe der Zusatzbeiträge: Lauterbach macht für Anstieg die Krankenhausreform verantwortlich
Hintergrund der Kritik ist die erwartete Kostenerhöhung bei den Krankenkassen. Grundsätzlich steht der Beitragssatz fest, aktuell bei 14,6 Prozent. Getragen wird er zur Hälfte von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Daran soll sich erst einmal auch nichts ändern. Doch die Krankenkassen können parallel dazu einen Zusatzbeitrag erheben, um auf die Entwicklung von Gesundheitskosten zu reagieren. Dies ist aber vor allem ein Richtwert.
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Aktuell steuern die Krankenkassen auf ein Milliardenloch zu. Kostentreiber sind vor allem gestiegene Ausgaben für die Krankenhausbehandlung, die laut focus.de im vergangenen Jahr 2023 allein elf Milliarden Euro verschlungen haben. Deswegen könnten nun bei vielen Versicherern die Zusatzbeiträge angehoben werden. Fachleute des Schätzerkreises hatten für 2025 eine rechnerisch nötige Erhöhung des Zusatzbeitrags um 0,8 Punkte auf 2,5 Prozent vom beitragspflichtigen Einkommen ermittelt. Die Steigerung gilt als historisch. Lauterbach selber machte für die Kostenexplosion die anstehende Krankenhausreform verantwortlich. Deshalb sei auch dann im Folgejahr ab 2026 nicht mit weiter steigenden Krankenkassenbeiträgen zu rechnen, stellte der Minister in der Bild am Sonntag klar.
Medienberichten zufolge müssen die Kassen von 2026 an bis 2035 laut dem von der Ampel-Koalition beschlossenen Gesetz zur Krankenhausreform bis zu 25 Milliarden an Kosten für den Umbau der Kliniklandschaft bezahlen. Doch aus Sicht hakt die Darstellung des Ministers. Denn die Kosten für Krankenhausreform fielen erst im übernächsten Jahr an und seien in die jüngste Prognose des Schätzerkreises für die Anhebung der Zusatzbeiträge gar nicht eingepreist, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Gerlach. „Die jetzt für 2025 prognostizierten Erhöhungen sind die Folge der bisherigen Politik der Bundesregierung und nicht der geplanten Krankenhausreform.“
Vergleichen und wechseln – wie sich die Zusatzbeiträge ab 2025 auswirken
Doch unabhängig vom politischen Streit – was bedeuten die höheren Krankenkassenbeiträge jetzt konkret für die einzelnen Versicherten? Eine Beispielrechnung von tagesschau.de zeigt: Rechnerisch bedeutet eine Erhöhung um 0,8 Prozentpunkte bei einem Durchschnittseinkommen von 3.000 Euro brutto im Monat zirka zwölf Euro weniger netto im Portemonnaie – die andere Hälfte zahlt der Arbeitgeber. Bezahlen muss man dies aber nur auf das Bruttogehalt bis zu einer Beitragsbemessungsgrenze von aktuell 5.175 Euro im Monat.
Erst vergleichen, dann kündigen – so gelingt der Wechsel in der Krankenkasse
In der Regel sind Versicherte zwölf Monate lang an ihren Versicherer gebunden. Im Fall einer Beitragserhöhung gilt aber ein Sonderkündigungsrecht. Gekündigt werden kann dann bis zum Ende des Monats, für den die Kasse erstmals den erhöhten Beitrag verlangt. Zuvor sollten sich die Versicherer aber ausreichend über Alternativen und deren Bedingungen informieren. Im Normalfall reicht es, sich an die neue Krankenkasse zu wenden. Diese teilt dann den Termin für den Wechsel mit. Hier sind auch Absprachen möglich. Laut Stiftung Warentest übernimmt dann die neue Krankenkasse dann auch die Kündigung.
Vergleich der Krankenkassen: Nicht alle Versicherten erhöhen die Beiträge gleichermaßen
Vor diesem Hintergrund raten Verbraucherschützer in mehreren Medienberichten übereinstimmend dazu, möglicherweise auf die Steigerung des Zusatzbeitrages zu reagieren und über einen Wechsel nachzudenken. Denn nicht alle Krankenkassen machen die Erhöhung gleich stark mit. Wie die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) schreibt, setzen die gesetzlichen Krankenkassen die Erhöhungen der Zusatzbeiträge in der Regel zum Jahreswechsel um. Von 73 Kassen hatten bereits 37 zu Beginn des laufenden Jahres an der Beitragsschraube gedreht. Unklar ist, ob wirklich alle anderen noch nachziehen. Ein Vergleich der Krankenkasse lohne deswegen immer, heißt es auf tagesschau.de. (jkf)