Trumps Erfolg bei den US-Vorwahlen ist für Putin ein gefundenes Fressen
Donald Trumps Sieg in South Carolina macht die Nominierung zum republikanischen Kandidaten bei der US-Wahl zur Formsache. Putins Kalkül droht aufzugehen.
Columbia – Nach dem Triumph von Donald Trump bei der US-Vorwahl in South Carolina schreitet der Ex-Präsident mit großen Schritten auf eine Nominierung der Republikaner:innen bei der US-Wahl 2024 zu. Eine mögliche Wiederwahl von Donald Trump hätte wohl nicht nur Konsequenzen für die USA, die Nato und Europa, sondern womöglich auch auf die US-amerikanische Unterstützung im Ukraine-Krieg.
Trump-Erfolg bei US-Vorwahl in South Carolina: Ist Joe Biden wirklich Putins Favorit?
Ein Umstand, der auch Russland und vor allem Präsident Wladimir Putin in die Hände spielen könnte. Schließlich haben diverse Propagandist:innen des Kremls bereits vor Trumps Erfolg in South Carolina ihre Präferenz für die Rückkehr des Ex-Präsidenten ins Weiße Haus kundgetan. Ihrer Ansicht nach diene der Trump, dem bei seiner Siegesrede ein peinlicher Fehler unterlief, den Interessen Russlands besser.
Doch die Botschaften aus dem Kreml sind keineswegs eindeutig. Immerhin erklärte Putin in diesem Monat gegenüber russischen Staatsmedien, dass er es vorziehen würde, dass Joe Biden trotz schlechter Umfragen die US-Wahl im November gewinnt, weil er im Gegensatz zu Trump „berechenbar“ sei. Eigentlich unvorstellbar, da die USA infolge des Todes von Alexej Nawalny neue Sanktionen gegen Russland aussprach und Biden deutlich machte, wer seiner Ansicht nach die Verantwortung für den Tod des Kremlkritikers trage.
Nach Trumps-Erfolg in South Carolina: Präferiert Putin weiter Joe Biden als US-Präsident im Ukraine-Krieg?
Schon vor dem von Putin begonnenen Ukraine-Krieg hatte Biden den russischen Machthaber einen „Killer“ genannt. Könnte der russische Staatschef es also ernst meinen, wenn er sagt, er bevorzuge den „erfahreneren“ Biden? Oder ist alles nur ein Ablenkungsmanöver vonseiten Moskaus?
„Ich glaube nicht eine Sekunde lang, dass Putin wirklich Biden Trump vorziehen würde“, sagte Brian Taylor, Politikprofessor an der Syracuse University, New York, bei Newsweek. „Trumps und Bidens Ansichten über die Unterstützung der Ukraine und den Krieg gegen Russland sind so radikal verschieden, dass Putin es in seinem Interesse sehen würde, wenn Trump zurückkäme.“
Möglicher Erfolg von Trump bei der US-Wahl 2024: Hat Putin dann freie Hand im Ukraine-Krieg?
Nach der Aussage von Taylor, hoffe Putin, dass Trump die US-Wahl 2024 gewinnt. „Ich glaube, dass er glaubt, dass er, wenn Russland sich im nächsten Jahr behaupten kann und Trump dann zurückkehrt, im Grunde freie Hand in der Ukraine haben wird“, erklärt Taylor, der ebenfalls Autor von „The Code of Putinism“ ist. Dennoch relativiert der Experte seine Einschätzungen. „Das muss in der Realität nicht unbedingt der Fall sein, aber ich denke, dass er die Dinge so wahrnimmt.“
Meine news

Dennoch hatte Trump, der wohl mehr Vertrauen in Putin als in die US-Geheimdienste hat, in der Vergangenheit Russlands Machthaber als „klug“ bezeichnet und mit seinen guten Beziehungen zu dem russischen Staatschef geprahlt. Er behauptete sogar, ohne Einzelheiten zu nennen, dass er den von Putin begonnenen Krieg in der Ukraine innerhalb von „24 Stunden“ beenden könnte.
Putin gegen die Nato: Trump-Erfolg bei US-Wahl könnte fundamentale Auswirkungen auf Bündnis haben
Doch auch abseits des Ukraine-Kriegs könnte ein Erfolg von Trump bei der US-Wahl fundamentale Auswirkungen auf die geopolitische Landschaft haben. Schließlich dürfe Putin bei Trumps Aussagen zur Nato hellhörig geworden sein. Ein Thema, das der Republikaner am 10. Februar wieder aufgriff, als er auf einer Kundgebung in South Carolina sagte, Russland könne mit Nato-Mitgliedern, die die Mindestverpflichtung von zwei Prozent der Verteidigungsausgaben nicht einhielten, „machen, was es will“.
Nato-Äußerungen wie diese von Trump machen deutlich, wie unterschiedlich die Positionen von Joe Biden und ihm sind. „Es liegt im Interesse Russlands, dass in den transatlantischen Beziehungen Chaos herrscht und Unsicherheit darüber herrscht, ob das Bündnis zusammenhalten kann“, sagte Taylor, „genau das würde eine Figur wie Trump bringen“.
Selbst bei US-Wahl-Niederlage von Trump: Putin hat bereits größten „Einzelsieg“ gegen die Nato errungen
Aber selbst wenn Trump bei der US-Wahl im November eine Niederlage einstecken muss, kann Putin immer noch auf die Fragen über die Zukunft des Bündnisses als Teil des Gesprächs verweisen, sagte Ken Osgood, Geschichtsprofessor an der Colorado School of Mines ebenfalls bei Newsweek.
Für Putin sei dies bereits „der größte Einzelsieg, den ein russischer Führer seit 1949 errungen hat“, so Osgood weiter. „Die Solidarität mit der NATO zu brechen, war das Ziel jedes russischen Führers seit Joseph Stalin.“