Die BSG Allgäu erzielte 2024 trotz schwieriger Rahmenbedingungen überzeugende Zahlen und sichert damit ihren Mitgliedern bezahlbaren Wohnraum.
Kempten– Auf ihrer jüngsten Vertreterversammlung legte die BSG Allgäu für das Geschäftsjahr 2024 trotz schwieriger Rahmenbedingungen erneut überzeugende Zahlen vor und sichert damit ihren Mitgliedern eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung. „Die BSG Allgäu hat wieder ein herausragendes Ergebnis erwirtschaften können“, verkündete Aufsichtsratsvorsitzender Thomas Fleschutz gleich zu Beginn, „und das, obwohl die Wirtschaft in der Bundesrepublik weiter lahmt.“ Dies treffe vor allem die Bauwirtschaft sehr stark. Die weltpolitische Lage sei durch die Kriege in der Ukraine und in Gaza angespannt. Mit erratischer Außenpolitik und wirtschaftlichen Alleingängen sorge der US-Präsident für zusätzliche Verunsicherung, nicht ohne Folgen für Energiepreise, Finanzen, Wirtschaft und Handelsbeziehungen. Auch in Deutschland bleibe die Lage herausfordernd. Insbesondere das Zinsniveau sorge immer noch für eine deutliche Investitionszurückhaltung, gerade im Wohnungsbau. Fleschutz lobte die Bemühungen der neuen Bundesregierung, Letzterem unter die Arme zu greifen: Schnellere und unkomplizierte Genehmigung von Bauvorhaben, deutlich vereinfachte Baustandards ohne Abstriche bei Sicherheit oder Funktionalität und eine digitale Bearbeitung von Bauanträgen. Dies seien wichtige Maßnahmen, welche die BSG Allgäu bei Planungssicherheit, Baukosten und „hoffentlich auch“ bei der Umsetzungsgeschwindigkeit von Projekten spüren werde.
Bericht von Vorstand und Aufsichtsrat
Vorständin Tanja Thalmeier erinnerte in ihrem Bericht an das große Mitgliederfest heuer im Mai zum 100-jährigen Bestehen der BSG-Siedlung in Kottern und verwies auf die hervorragenden Kennzahlen der BSG Allgäu: Egal ob Eigenkapitalrentabilität (5,0 %), -quote (41,7 %), Instandhaltungskosten pro m² (24,9 Euro), Erhaltungsinvestitionen pro m² (28,3 Euro), Zinsdeckung (5,1 %), Kapitaldienstdeckung (30,8 %), Leerstandsquote (0,9 %) oder Fluktuationsrate (5,1 %), alle „Ergebnisse liegen nicht annähernd an einem kritischen Wert“. Verantwortlich dafür seien die 122 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter acht Auszubildende, welche die BSG Allgäu beschäftige. Zum Jahreswechsel zählte sie 4.451 Mitglieder, das Geschäftsguthaben betrug 14,75 Mio. Euro. In die Instandhaltung und Modernisierung der Wohnungen investierte die BSG Allgäu 2024 4,22 Mio. Euro. Schwerpunkte waren energetische Maßnahmen, Wohnraumanpassungen (demografischer Wandel) und eine Verbesserung des Wohnumfelds.
Von den 2.150 Mietwohnungen im Bestand wurden 2024 109 gekündigt und wieder vermietet. Dieses „sehr niedrige Niveau an Wohnungswechseln spiegelt die angespannte Wohnungsmarktsituation in Kempten wider“, stellte Thalmeier fest. Im Moment seien über 2.000 Interessenten vorgemerkt. Viele Wohnungssuchende fragten vor allem nach bezahlbarem Wohnraum. Die durchschnittliche Kaltmiete je m² betrage bei der BSG Allgäu 5,79 Euro – und ist damit rund ein Drittel niedriger als bei vergleichbaren Wohnungen in Kempten. „Wir legen großen Wert auf eine moderate Mietenentwicklung und haben immer das Ziel, dass die Miete für unsere Mitglieder bezahlbar bleibt.“ Darüber hinaus bewirtschaftete die BSG Allgäu aber auch 44 eigene Gewerbeeinheiten, 1.282 Wohnungen/Gewerbeeinheiten für Dritte sowie 4.210 Wohnungen und 50 Gewerbeeinheiten für Wohnungseigentümer.
2024 wurden insgesamt 34 Bauobjekte fertiggestellt oder veräußert, darunter elf freifinanzierte, neun einkommensorientiert geförderte Mietwohnungen und acht Eigentumswohnungen in der Breslauer Straße sowie sechs Reihenhäuser im Neubaugebiet Halde. Der Umsatzerlös 2024 lag bei 9,6 Mio. (10-Jahres-Durchschnitt 14,1 Mio.). Diese Schwankung ergebe sich aus der Entwicklung des größten Projekts in der Breslauer Straße, erläuterte Thalmeier. Zum Jahresende werde der Erlös wieder ansteigen, wenn das Gros der Eigentumswohnungen fertig sei.
Den Bericht des Vorstandes nahmen die Genossenschaftsvertreter zustimmend zur Kenntnis. Vorsitzender Fleschutz attestierte dem Aufsichtsrat, dass dieser die ihm obliegenden Aufgaben im Geschäftsjahr 2024 wahrgenommen und die Arbeit des Vorstandes überwacht und begleitet habe. Sein Bericht wurde ebenfalls einstimmig gebilligt.
Prüfungsbericht des VdW Bayern
Hans Maier, Direktor des Verbandes bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern), stellte das Prüfungsergebnis vor und knüpfte dabei an das Motto des Internationalen Jahres der Genossenschaften 2025 an: „Genossenschaften bauen eine bessere Welt.“ Für die BSG Allgäu könne er dies bestätigen. Im Rahmen der Prüfung habe man festgestellt, dass die BSG Allgäu 2024 ihre Geschäftstätigkeit mit den satzungsmäßigen Förderzwecken ausgeübt habe. Buchführung und Jahresabschluss entsprächen den gesetzlichen Vorgaben. Bilanzierungs-, Bewertungs- und Gliederungsvorschriften wurden beachtet, der Lagebericht vermittele ein zutreffendes Bild von den Chancen und Risiken der Genossenschaften. Die Vermögens- und Finanzlage sei geordnet, die Zahlungsfähigkeit gesichert und die Geschäfte von Vorstand und Aufsichtsrat ordnungsgemäß geführt. Die Versammlung nahm seinen Bericht zustimmend zur Kenntnis.
Jahresergebnis und dessen Verwendung
Vorstand Ralf Kehrer stellte daran anschließend den Jahresabschluss 2024 vor. Die langfristigen Verbindlichkeiten stiegen im Vorjahresvergleich um rund 10 Mio. Euro auf 56,7 Mio. Euro. Dies sei insbesondere auf die aktive Bautätigkeit zurückzuführen. Das Eigenkapital wuchs um rund 2 Mio. Euro, auf insgesamt 61,7 Mio. Euro. Im 10-Jahres-Vergleich habe die BSG Allgäu 2024 mit rund 3,08 Mio. Euro ein sehr gutes Ergebnis vor Steuern erzielt, was einen Jahresüberschuss von 2,87 Mio. Euro ergibt. Dies ist noch einmal eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr (2,75 Mio. Euro). „Aufgrund der nicht einfachen Marktsituation sowie der erschwerten Rahmenbedingungen sind wir sehr zufrieden mit diesem Ergebnis“, resümierte Kehrer. Der Jahresabschlussbericht wurde durch die Vertreterversammlung einstimmig gebilligt, ebenso Kehrers Vorschlag, vom Jahresüberschuss eine Dividende in Höhe von 4 % (587.245,27 Euro) an die Genossenschaftsmitglieder auszuschütten. Die Vertreterversammlung entlastete zudem Vorstand und Aufsichtsrat.
BSG-Satzung wird modernisiert
Eine Novellierung im Genossenschaftsgesetz (2021), das Bürokratieentlastungsgesetz (2024) und Erfahrungen aus der Corona-Pandemie machten erstmals seit 15 Jahren eine Satzungsänderung der BSG Allgäu notwendig. Die neue Satzung soll den Mitgliedern im Internet zur Verfügung gestellt werden können (nicht mehr in Papierform), einer sogenannten Zweckentfremdung von Wohnungen vorbeugen (also verhindern, dass Wohnungen leer stehen oder als Zweitwohnsitz genutzt werden) und im Ausnahmefall digitale Kommunikation und Beschlussfassungen ermöglichen (etwa Vorstands- und Aufsichtsratssitzungen per Videokonferenz oder Versammlungsbeschlüsse im schriftlichen Umlaufverfahren). Sie sieht außerdem eine höhere Vergütung des Aufsichtsrates vor (maximal 100.000 Euro jährlich für alle sechs Mitglieder zusammen statt bisher 40.000 Euro). Die Satzungsänderungen wurden einstimmig beschlossen.
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