Den Abitur-Jahrgang 2025 gibt es doch
109 Schüler am Gymnasium Miesbach sind im Lernstress: Ende April schreiben sie ihr Abitur. Eine Pause zum Übergang ins G9 gibt es hier nicht, denn Miesbach ist eine von rund 100 Schulen im G8-Auffangnetz in ganz Bayern. Ein bunter Abitur-Jahrgang bereitet sich auf die Prüfungen vor.
Miesbach – Während die meisten Schüler kommende Woche ihre Ferien genießen, sitzen 109 Schüler des Gymnasiums Miesbach an ihren Schreibtischen und lernen. Am 29. April beginnen die Abiturprüfungen mit Deutsch. Eigentlich gibt es wegen der Wiedereinführung des G9 in diesem Jahr kein Abitur – eigentlich, denn Miesbach ist Schule im Auffangnetz.
Letzter offizieller G8-Jahrgang
Das Gymnasium ist eine von rund 100 Auffangschulen in Bayern und die einzige im Landkreis. In ganz Oberbayern gibt es – ohne das Stadtgebiet München – 25 Auffangschulen, unter anderem in Rosenheim, Geretsried und Ottobrunn. „Ziel war es, dass die Schulen wohnortnah erreichbar sind“, erklärt Miesbachs Schulleiterin Claudia Reiserer.
Als Schule mit „Mittelstufe Plus“ war Miesbach ohnehin als Auffangschule gesetzt. Seit dem Schuljahr 2015/16 können Schüler hier in der Mittelstufe ein zusätzliches Lernjahr (Klasse 9+) belegen und haben dafür weniger Nachmittagsunterricht. Der letzte offizielle Miesbacher G8-Jahrgang wird deshalb in diesem Jahr verabschiedet. „Das ist rund die Hälfte der Schüler im Abiturjahrgang“, sagt die Schulleiterin.
Der ausbleibende Abiturjahrgang hat auch Folgen für den Freiwilligendienst: Beim BRK Miesbach gehen weniger Bewerbungen für FSJ oder BFD ein. Der Kreisverband muss den Ausfall nun wohl kompensieren.
Bunt gemischter Jahrgang
Die zweite große Gruppe sind Schüler der Einführungsklasse. In der Einführungsklasse werden Absolventen der Real- oder Mittelschule auf die Oberstufe vorbereitet. Zu den kleineren Gruppen im aktuellen Abiturjahrgang gehören Schüler, die sich im neuen G9-Modell für die „Überholspur“ entschieden haben, also die 11. Klasse überspringen. Das seien aber nur sehr wenige Schüler, sagt Reiserer. Hinzu kommen Schüler, die das Abitur zum zweiten Mal versuchen, weil sie nicht bestanden haben oder nicht zugelassen wurden.

„Es ist eine bunte Mischung und ein sehr breites Spektrum“, sagt Reiserer. Die meisten Schüler kämen aus Miesbach, acht Schüler aus den Nachbarlandkreisen Rosenheim und Bad Tölz-Wolfratshausen. Entscheidend könnte dabei auch das Kursangebot der Schule sein. Im Gegensatz zu anderen Schulen in Oberbayern ist der Abiturjahrgang in Miesbach so groß wie andere Jahrgänge zuvor: In Tutzing schreiben beispielsweise nur rund 50 Schüler ihr Abitur, in Murnaus 26. Deshalb konnten am Miesbacher Gymnasium auch viele Fächer angeboten werden, auch W- und P-Seminare. „Wir haben die Vielfalt wie in einem normalen Jahrgang.“
Meine News
Mehr Schüler ab September
Schüler, die das Abitur im Sommer nicht schaffen, können es im Herbst nach den Regeln des G8 wiederholen. Wer nicht zum Abitur zugelassen wird, muss es im kommenden Jahr nochmal versuchen. „Schnittstellenjahrgänge sind schwierig. Die Lehrpläne wurden aber nicht so grundlegend verändert, dass die Schüler es im G9 überhaupt nicht schaffen könnten.“
Im kommenden Schuljahr geht am Miesbacher Gymnasium dann ein Jahrgang mehr zur Schule. Wobei die „Mittelstufe Plus“ bereits ein zusätzlicher Jahrgang gewesen sei, sagt Reiserer. Über die Logistik macht sie sich deshalb keine Sorgen.
Größere Auswirkungen werden die Gymnasien bei der Personalversorgung spüren, befürchtet die Schulleiterin. „Die Oberstufe ist oft sehr budgetintensiv, weil die Kurse kleiner sind.“ Laut Berechnungen des Ministeriums erhöht sich in ganz Bayern durch den sprunghaften Schülerzuwachs der Bedarf an Lehrkräften. Den rund 3000 benötigten Lehrern werden laut Bedarfsprognose nur rund 1770 Bewerber entgegenstehen.
sf