„Wir merken das jetzt schon“: Abi-Lücke bei den Freiwilligen
Als Fahrdienstleiterin beim BRK Miesbach ist Heidi Gut auch auf Freiwillige angewiesen, die die Arbeit unterstützen. Durch den fehlenden Abiturjahrgang gehen bei ihr weniger Bewerbungen für ein FSJ oder den BFD ein.
Landkreis – Ein kompletter Jahrgang fällt in diesem Jahr weg, zumindest teilweise. Durch die Umstellung auf das G9 gibt es keine Abiturprüfungen – außer am Gymnasium Miesbach, das zu einem Auffangnetz von 100 Schulen gehört. Das hat auch Auswirkungen auf den Freiwilligendienst. Denn viele Abiturienten entscheiden sich, nach der Schule ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den Bundesfreiwilligendienst (BFD) anzutreten, etwa an Schulen, Kindergärten oder beim Bayrischen Roten Kreuz (BRK). Heidi Gut ist Leiterin des Fahrdienstes beim BRK-Kreisverband Miesbach und arbeitet mit Freiwilligen zusammen. Im Interview erzählt sie, was der fehlende Abiturjahrgang für sie bedeutet.
Frau Gut, arbeiten Sie mit vielen Freiwilligen im FSJ oder BFD?
Ja. Den Freiwilligendienst kann man bei uns im Fahr- und im Rettungsdienst machen. Im Fahrdienst helfen die Freiwilligen bei der Beförderung von Schülern oder Patienten.
Freiwillige als Beifahrer
Welche Aufgaben haben sie?
Im Fahrdienst können Jugendliche schon ab 15 Jahren als Beifahrer mitfahren. Sie begleiten den Schülerbus, mit dem wir Kinder mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen befördern. Oft sind auch Autisten dabei, deshalb versuchen wir, das Auto immer mit denselben Fahrern und Beifahrern zu besetzen. Die Beifahrer passen auf die Kinder auf und unterstützen den Fahrer im Notfall, falls ein Kind zum Beispiel einen Krampfanfall hat. Das ist aber zum Glück noch nie passiert. Im Rettungsdienst können die Freiwilligen erst ab 18 fahren.
Wie viele Freiwillige stellen sie ein?
Wir haben 23 Fahrzeuge zur Schülerbeförderung. Ich brauche deshalb zwischen zehn und zwölf Freiwillige.
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Befürchten Sie, dass es heuer weniger werden könnten?
Wir merken das jetzt schon. Ich habe erst drei Anfragen für den Herbst bekommen, normalerweise habe ich im April schon acht. Es ist schade, wenn wir keine freiwilligen Dienstleistenden haben. Das ist ja auch für die Freiwilligen ein Einstieg ins Berufsleben. Wir müssen schauen, wie wir den Verlust jetzt kompensieren.
Interesse am Freiwilligendienst nimmt ab
Sind die meisten Freiwilligen denn Abiturienten?
Das ist ganz unterschiedlich. Es kommen auch Schüler von der Mittel- oder Realschule, die noch keine Lehrstelle gefunden haben. Die meisten sind aber Abiturienten, die das FSJ für ihr Studium brauchen, gerade im Rettungsdienst.
Wie entwickelt sich der Freiwilligendienst?
Die Zahl der Freiwilligen hat schon abgenommen. Das Interesse der Jugend ist weniger geworden. Ich wäre für ein verpflichtendes soziales Jahr, oder wie immer man es auch nennen mag. Wir würden davon profitieren.
sf