20-jähriger Corre - Deutscher Karate-Meister stirbt durch selbstgebaute Silvesterbombe

Der Unglücksort: ein Kohlrabifeld östlich des Oortkatenweges im Hamburger Stadtteil Ochsenwerder. Zum Jahreswechsel war Corre A. dort gemeinsam mit seinem gleichaltrigen Kumpel Kalle unterwegs, um Feuerwerk zu zünden. Zunächst verwendeten sie wohl handelsübliche Raketen. 

Irgendwann soll Corre A. seinem Begleiter dann aber gesagt haben, er habe noch etwas ganz Besonderes dabei: eine selbst gebaute Kugelbombe.

Ein Freund warnte Corre noch vor selbstgebauten Bombe

Dem Freund war die Sache nicht geheuer. Bevor er das Feld verließ und auf Abstand ging, soll er Corre A. noch eindringlich davor gewarnt haben, die Bombe zu zünden. Hätte Corre A. nur auf seinen Freund gehört.

Im selben Moment, in dem Corre A. die Lunte in Brand setzte, kam es auch schon zur Detonation. Da er dabei direkt in die Abfeuervorrichtung schaute – ein Abflussrohr aus Plastik – erlitt Corre A. erhebliche Gesichts- und Kopfverletzungen. 

Rettungskräfte der Freiwilligen Feuerwehr Hohendeich versuchten, den jungen Mann zu reanimieren – doch es war schon zu spät. Corre A. starb noch vor Ort.

Wer war Corre A.? In einem Interview mit dem "SHZ" aus dem Jahr 2021 erzählte Vater Michael, sein Sohn sei ein kränkliches Kind gewesen, habe nach der Geburt zwischen Leben und Tod geschwebt und auch noch als Erwachsener unter ADHS gelitten, einer Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung.

Corre A. kam zu Karate, um Energie abzubauen

„Der Kleine biss sich durch, war ein richtiges Energiebündel“, erzählte Vater Michael. Gezielt habe er deshalb für seinen Sohn eine Sportart gesucht, bei der er überschüssige Energie abbauen konnte. So kam der Junge zu Karate – und war schnell erfolgreich.

Corre A. liebte den Nervenkitzel

Corre A. galt als „Reinbeks Karate-Kid“, denn obwohl er am Ochsenwerder Elbdeich zuhause war, trainierte er bei der Turn- und Sportvereinigung TSV Reinbek östlich von Hamburg. 

In den vergangenen Jahren siegte Corre A. bei etlichen internationalen Topturnieren, zeichnete sich auf höchster Ebene aus. 

Vor vier Jahren wurde er Deutscher Junioren-Meister im Karate

Nach fünf deutschen Vize-Meisterschaften gelang ihm 2021 mit dem Gewinn der deutschen Junioren-Meisterschaft der große Wurf. 

Im selben Jahr gab Corre A. in Finnland sein Debüt bei einer Europameisterschaft und zählte fortan zur nationalen Elite. Sein Coach Timo Stieger-Fleischer nannte ihn einmal ein „Ausnahmetalent“.

Corre sagte mal: „Es ist ähnlich wie beim Karate, ich mag das Adrenalin“

Die Schattenseite: Corre A. hatte offenbar die Neigung, bis an die Grenzen des Machbaren zu gehen, suchte den Nervenkitzel. Vor einem Jahr fing er beispielsweise mit dem Motorradfahren an und sagte darüber in einem Zeitungsinterview: „Es ist ähnlich wie beim Karate, ich mag das Adrenalin, bin fokussiert und fühle mich sehr lebendig.“

In der Silvesternacht hat Corre A. einmal zu viel sein Glück herausgefordert.

Von Olaf Wunder

Das Original zu diesem Beitrag "Sie nannten ihn „Karate-Kid“: Der 20-Jährige, der Silvester beim Böllern starb" stammt von Hamburger Morgenpost.