Pionierprojekt steht vor dem Abschluss: SV Bad Heilbrunn bekommt „revolutionären“ Tennisplatz

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Der „heilige Rasen“ von Bad Heilbrunn: (v. li.) Kassier Daniel Schuster, Robert Rieker, Vorsitzender des Hauptvereins, und Uwe Mertens, Abteilungsleiter Tennis, sind voller Vorfreude auf den neuen Untergrund. © Arndt Pröhl

Der Heilbrunner SV will Vorreiter sein. Mit nagelneuen Tennisplätzen, die eine echte „Revolution“ sein sollen. Der Court bringt viele Vorteile mit sich. Für die Tennisabteilung ist es der vorläufige Höhepunkt einer Erfolgsgeschichte.

Bad Heilbrunn – Diese Pause haben sich die Arbeiter verdient. Schon seit einigen Tagen schuften die sechs Männer mit Baggern, Walzen, Schaufeln und Rechen auf dem Gelände des SV Bad Heilbrunn. Jetzt sitzen sie auf dem roten Kunstrasen und trinken Saftschorle. Die Arbeiter sind extra aus Weil am Rhein im baden-württembergischen Kreis Lörrach angereist. Rund fünf Autostunden sind es von dort bis nach Bad Heilbrunn. Nach wenigen Minuten machen die Männer weiter – schließlich muss bald alles fertig sein.

Alte Tennisplätze waren marode: SV Bad Heilbrunn baut neu – „Sind ziemlich stolz“

In Bad Heilbrunn entstehen vier neue Tennisplätze, die laut Abteilungsleiter Uwe Mertens eine echte „Revolution“ sein sollen. „Wir wollen ein Vorreiter sein“, sagt Mertens. „Im oberbayerischen Raum wurde so etwas noch nicht gebaut.“ Am 1. Mai will der Verein die Tennisplätze feierlich eröffnen. Moderiert wird die Veranstaltung von Fernsehmoderatorin Julia Scharf, deren Kinder selbst im Verein Tennis spielen. Erwartet werden Vertreter aus Politik und Sport sowie Sponsoren. Die Vorfreude ist spürbar. Mertens: „Wir sind ziemlich stolz.“

So sieht es unter dem Kunstrasen aus: Der Court wird auf einem Kiesbett einfach ausgerollt.
So sieht es unter dem Kunstrasen aus: Der Court wird auf einem Kiesbett einfach ausgerollt. © Arndt Pröhl

Beim SV Bad Heilbrunn war es Zeit für etwas Neues. Zum Teil waren die Sandplätze schon 50 Jahre alt, dementsprechend „ziemlich fertig und marode“, erinnert sich Mertens. Der Boden war extrem verdichtet, das Wasser lief nicht mehr richtig ab. Auch die Linien hielten nicht mehr, und selbst die Zäune drohten, umzukippen. All diese Probleme sind Geschichte, wenn die neuen Plätze fertig sind.

Optisch kaum zu unterscheiden: HSV spielt künftig Tennis auf Kunstrasen mit Quarzsand

Nachhaltig, pflegeleicht und ganzjährig bespielbar: So soll Tennis beim SV Bad Heilbrunn künftig sein. „Wir wollten beim Umbau unbedingt was für die Natur tun“, erklärt Mertens. „Die Bewässerung verbraucht hunderte Liter wertvolles Trinkwasser.“ Gerade in Zeiten einer drohenden Wasserknappheit sei das nicht mehr zeitgemäß. Künftig müssen die Plätze nicht mehr bewässert werden. Der Teppich für den Kunstrasen besteht aus recyceltem Material. Darunter befindet sich statt Beton nun Kies, Wasser kann über Drainagen einfach ablaufen.

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Tennis spielen könne man auf dem neuen Platz genauso gut wie auf dem alten, versichert Mertens. Das habe man bei Vereinen am Bodensee und in Würzburg getestet, die dasselbe Modell verbaut haben. Die Kunstrasenplätze werden mit rot eingefärbtem Quarzsand aufgefüllt. Optisch seien sie kaum von einem herkömmlichen Sandplatz zu unterscheiden. Zudem lasse sich der neue Platz einfach „flicken“: „Man kann die kaputten Stücke rausschneiden und neu einsetzen“, so der Abteilungsleiter.

Aufwendiger Umbau kostet viel Geld – und war ein Wagnis

Für den Verein war der Umbau trotz der vielen Vorteile ein Wagnis. „Der Zeitpunkt ist nicht optimal gewesen für so ein Projekt“, sagt Vereinsvorsitzender Robert Rieker. Angesichts der hohen Inflation habe er zunächst „schon Bauchweh gehabt. Das hat einfach nicht so in die Zeit gepasst“. Doch jetzt überwiegt der Stolz über das Projekt. Auch, weil der Verein viel in Eigenleistung gestemmt hat. „Das waren ziemlich schwere Abbrucharbeiten. Vor allem den Sand abzuziehen, war eine saumäßige Arbeit.“

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Der aufwendige Umbau kostet jedoch viel Geld. Kassier Daniel Schuster rechnet mit rund 335 000  Euro für den Bau der neuen Tennisplätze. Abzüglich der Zuschüsse von Gemeinde und dem Landes-Sportverband bleiben rund 47 000 Euro offen. Teurer als geplant wird das Fundament fürs Flutlicht, statt auf 30 000 Euro schätzt der Verein die Kosten nun auf 60 000 Euro. Der HSV setzt deshalb auf weitere Unterstützung von Unternehmen und Betrieben aus dem Dorf. „Ehrlich gesagt hatten wir uns bisher mehr Rückhalt erhofft“, gesteht Mertens.

Fleißig: Rund einen Monat sind die Arbeiter in Summe beschäftigt. Auch Ehrenamtler haben mitgeholfen.
Fleißig: Rund einen Monat sind die Arbeiter in Summe beschäftigt. Auch Ehrenamtler haben mitgeholfen. © Arndt Pröhl

Ein weiteres Projekt ist die Einführung einer neuen Plattform, auf der Mitglieder und Gäste die neuen Plätze reservieren können. „Die Nachbarvereine haben damit auch die Chance, früher zu spielen“, erklärt Schuster.

Für die Tennisabteilung ist es der Höhepunkt einer Erfolgsgeschichte

Für die Tennisabteilung ist es der vorläufige Höhepunkt einer Erfolgsgeschichte. 40 Jahre lang war sie ein eigener Verein. „Wir hatten immer weniger Mitglieder, und es wurde schwierig, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten“, erinnert sich Mertens. Deshalb habe man beschlossen, sie mit dem Hauptverein zusammenzulegen. „Bei der Auflösung waren wir nur 50 Mitglieder, und davon viele passiv. Jetzt sind es schon 120, und wir werden stetig mehr.“ Besonders bei Kindern boomt Tennis in Bad Heilbrunn.

„Wir haben einen sehr guten Zulauf beim Tennis“, weiß auch Robert Rieker, als Vorsitzender des Hauptvereins zuständig für rund 1130 Mitglieder. Geleistet werden kann das alles nur mit vielen Ehrenamtlern. Eine Besonderheit beim HSV: Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren müssen neben dem Beitrag für den Hauptverein keinen Abteilungsbeitrag zahlen. Rieker: „Das hebt uns von anderen Sportvereinen in der Region ab.“ (vfi)

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