„Deshalb müssen die Fichten raus“ – Besuch in einem Wald im Umbruch
Zu einer Waldbegehung in ein Gebiet am Kiniberg hatte die Waldbesitzer Vereinigung Weilheim kürzlich eine Gruppe ihrer Mitglieder eingeladen. Dabei gab es jede Menge hilfreiche Informationen von den Förstern Georg Goldhofer und Marc Euer.
Ein Waldstück am Kiniberg südlich von Dürnhausen war das Ziel einer Gruppe von Waldbesitzern. Eine breite Schneise tut sich auf, Baumfällungen haben dort die letzten Tage stattgefunden. Grund für die Rodung des Waldstücks ist der starke Hagel im August 2023, der die alten Fichten geschwächt hat. Den Rest erledigte der Borkenkäfer im vergangenen Jahr.
Die Waldbesitzer Vereinigung Weilheim e.V. (WBV) hatte zu dieser Waldbegehung eingeladen, um zu zeigen, wie wichtig eine schnelle Aufarbeitung und Abfuhr sowie die aufkommende Naturverjüngung für einen gesunden und gemischten Waldaufbau sind. Die Förster Georg Goldhofer und Marc Euer, beide stellvertretende Geschäftsführer der WBV, Georg Adlwart, Vereinsvorstand der WBV sowie der staatliche Revierförster Lucas Schöpf vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Weilheim begleiteten beziehungsweise moderierten die Waldbegehung.
„Der Borkenkäfer verbreitet sich rasend schnell, deshalb müssen die Fichten raus“, so Förster Lucas Schöpf. „Das Reisig bleibt allerdings liegen, das schützt den Boden. Aber die Naturverjüngung hat bereits stattgefunden,“ erklärte er weiter und zeigte auf die Eichen- und Buchensämlinge zwischen Rindenabfällen und Ästen.
Früher wurden fast nur Fichten gepflanzt
Dass in der Region rund um Habach damals fast nur Fichten gepflanzt worden seien, habe wohl zwei Gründe, mutmaßte Lucas Schöpf. Zum einen hatte das Bergwerk Bedarf an Stangen, zum anderen sei der Wildverbiss bei Fichten gering, weil sie wenig nahrhaft seien.
Bei der Rodung stehen bleiben sollen Buchen, die sich von Hagelschäden und Trockenheit besser erholen als die flachwurzelnden Fichten und zudem ideale Schattenspender seien. „Für eine Neubepflanzung ist Mischwald Pflicht,“ erklärte Luca Schöpf. Sowohl bei Laub- als auch bei Nadelhölzern sollte man sich aber auf zwei bis drei verschiedene – aber einheimische – Baumarten konzentrieren. Durch Naturverjüngung kämen meist ja sowieso noch andere Baumarten hinzu. Das Ziel sei es, einen stabilen Wald aufzubauen, der dem veränderten Klima angepasst sei. Zudem würde ein Mischwald auch das ökonomische Risiko für die Waldbesitzer minimieren, fügte er an.
Ein paar Schritte weiter führten die Förster den etwa 25 Waldbesitzern eine junge Pflanzung als gelungenes Beispiel vor. Hier sei darauf geachtet worden, dass Rückeweg und Zufahrt frei bleiben, betonte Georg Goldhofer. Das erleichtere die anschließende Pflege. „Es ist wichtig, immer wieder auszuschneiden“, appellierte Lucas Schöpf. „Nicht das Springkraut ist der Feind der Waldbesitzer, sondern die Brombeere, die schnell und wirkungsvoll alles überwuchert.“
Nachfrage nach Holz gestiegen
Ein guter Grund die Wälder jetzt zu verjüngen, sei auch die gestiegene Nachfrage nach Holz. „Die Sägewerke brauchen Holz und wir haben genügend Abnehmer zur Hand“, betonte Georg Goldhofer. Auf die Frage, wann gepflanzt werden soll, plädierte Lucas Schöpf für den Herbst. So könnten die neuen Bäumchen mit der Naturverjüngung Schritt halten.
Der Nachteil sei allerdings, dass die Pflanzen aus Baumschulen besonders nahrhaft seien und Wildverbiss provozierten. Der Förster riet zum Einstreichen mit Verbissmittel. Drahtgeflechte seien nicht erwünscht und dürften nur im Notfall eingesetzt werden. Um Wildverbiss zu minimieren, sei auch eine gute Zusammenarbeit mit den Jagdpächtern hilfreich. Die Grundbesitzer hätten es in der Hand, ihre Ansprüche gegenüber der Jagdgenossenschaft durchzusetzen.
Die Frage nach der Förderung durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus wurde mehr als einmal gestellt. Lucas Schöpf versprach tatkräftige Unterstützung bei der Antragstellung, die allerdings nur online erfolgen kann (www.stmelf.bayern.de/ibalis).
Anneliese Steibli