Wie viele U-Boote sind in der Ostsee? Schweden hat fast so viele wie Deutschland
Im Zuge des Ukraine-Kriegs droht ein neuer Konflikt zwischen Russland und den Nato-Staaten heraufzuziehen. Dabei könnte es auch um U-Boote gehen.
Berlin – Sie sind kaum zu sehen und zu hören, aber gerade deshalb zählen U-Boote zu den Prunkstücken jeder Marine. Dank ihrer besonderen Fähigkeiten stellen sie für den Gegner eine Gefahr aus der Tiefe dar. Größere Aufmerksamkeit gilt ihnen deshalb vor allem in Zeiten von Krisen, Konflikten oder Kriegen.
U-Boote in der Ostsee: Schweden nach eigenen Angaben „Experten“ für das Gewässer
Gerade wegen der befürchteten Bedrohung weiter Teile Europas durch Russland als Folge des seit zwei Jahren anhaltenden Ukraine-Kriegs rücken U-Boote wieder vermehrt in den Fokus. Denn sie können auch zu geheimen Missionen ausgesandt werden, um Informationen über andere Flotten zu gewinnen. So geht der Blick unweigerlich in Richtung Ostsee.
Im Zuge des nach langem Anlauf nun vor dem Abschluss stehenden Nato-Beitritts Schwedens betonte Paula Wallenburg, Chefin der U-Boot-Flottille des Landes: „In der Ostsee sind wir die Experten. Wir kennen die Region in- und auswendig, so wie kaum ein anderer.“ Folglich könnten sich die Kräfteverhältnisse in dem europäischen Binnenmeer verschieben.
Bundeswehr und U-Boote: Sechs Exemplare der Klasse 212A sind aktuell im Dienst
Nicht nur Fachleute fragen sich: Wie viele U-Boote sind in der Ostsee unterwegs? Seriös beantworten können diese Frage wohl allerhöchstens Militärstrategen oder Führungspersonen der Marine. Ansonsten bleibt die Option, sich der Zahl anzunähern.
Dabei helfen die Angaben von Jacob Westberg. Der Professor an der Schwedischen Universität für Verteidigung in Stockholm verweist laut Tagesschau darauf, dass abgesehen von seinem Heimatland aus Nato-Sicht „nur Deutschland und Polen U-Boote haben“. Die Bundeswehr verfügt nach eigenen Angaben aktuell über sechs Exemplare der Klasse 212A. Sie tragen die offiziellen Bezeichnungen U 31 bis U 36, in der Nato dagegen S 181 bis S 186.
Video: „Dynamic Manta“ - Nato-U-Boot-Übung beginnt im Mittelmeer
Meine news
Deutsche U-Boote in der Ostsee: Heimat in Eckernförde und konzipiert für weltweite Missionen
Das 1. Ubootgeschwader hat seinen Heimathafen in Eckernförde an der westlichen Ostsee, die tauchfähigen Schwimmfahrzeuge sollen vor allem über ihr weitreichendes Sonar Informationen sammeln und zudem Ziele über und unter Wasser bekämpfen, wofür unter anderem jeweils sechs Torpedorohre mit einer Reichweite von 50 Kilometern zur Verfügung stehen.
Konzipiert sind sie für weltweite Missionen, sie eignen sich aber besonders gut in Küstennähe und in geringer Wassertiefe. Die Crew besteht aus 28 Personen. Während die ersten vier der noch aktiven U-Boote in den Jahren 2005 bis 2007 in Dienst gestellt wurden, sind U 35 und U 36 deutlich neuer, jedoch auch schon seit 2015 respektive 2016 für die Marine im Einsatz.
Neue U-Boote für Bundeswehr: Deutschland und Norwegen bauen Modelle der Klasse 212CD
Am Zuwachs wird aber bereits gearbeitet. So gaben Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und sein norwegischer Kollege Björn Arild Gram im vergangenen September den Startschuss für den Bau eines U-Bootes der Klasse 212CD. Dieses Modell basiert auf der bewährten Klasse 212A, kommt aber mit verbesserter Sensortechnik, gesteigerter Reichweite und verringerter Schallsignatur daher, ist also schwieriger zu entdecken.
Zudem wird der Vorteil angepriesen, dass das Modell in Zusammenarbeit problemlos von Soldaten verschiedener Marinen genutzt werden kann. Zunächst ist die Herstellung von sechs U-Booten der Klasse 212CD geplant – zwei für Deutschland und vier für Norwegen, das zu den Nato-Gründungsmitgliedern zählt.
Übersicht über die aktiven U-Boote der Bundeswehr
Bezeichnung | Datum der Indienststellung |
---|---|
U 31 (S 181) | 19. Oktober 2005 |
U 32 (S 182) | 19. Oktober 2005 |
U 33 (S 183) | 13. Juni 2006 |
U 34 (S 184) | 3. Mai 2007 |
U 35 (S 185) | 23. März 2015 |
U 36 (S 186) | 10. Oktober 2016 |
U-Boote und die Ostsee: Schweden verfügt über fünf Exemplare und baut zwei neue
Doch bis diese neuen Modelle in der Ostsee abtauchen, fließt noch einiges Wasser in das Binnenmeer. Bereits mit dem eigenen Nato-Beitritt bringt Schweden fünf U-Boote der Gotland- und der Västergötland-Klasse in das Bündnis ein. Wobei die Marine der Skandinavier schon vorher sehr eng mit der Nato zusammenarbeitete.
Die bisherigen U-Boote haben schon rund drei Jahrzehnte auf dem Buckel, zwei neue Exemplare des Modells A26 – auch als Blekinge-Klasse bekannt – sind gerade in Planung. Diese sollen 2027 und 2028 in Dienst gestellt werden und an der östlichen Nato-Grenze patrouillieren.

Polens U-Boote: Besatzung soll über Zustand des letzten aktiven Exemplars geklagt haben
Polen soll derzeit nur ein im Dienst befindliches U-Boot besitzen. ORP Orzel stammt jedoch noch aus Zeiten der UdSSR. Allerdings sollen Besatzungsmitglieder bereits 2021 in einem anonymen offenen Brief gewarnt haben, das U-Boot sei „in einem beklagenswerten technischen Zustand, und jede Fahrt kann mit dem Sinken und mit unserem Tod enden“, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb.
In jenem Jahr waren die letzten beiden der vier aus dem norwegischen Bestand übernommenen U-Boote der Kobben-Klasse außer Dienst gestellt worden. 2023 kündigte der damalige Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak an, die Flotte mit von Partnern erworbenen U-Booten verstärken zu wollen.
Norwegen selbst verfügt über sechs U-Boote der Ula-Klasse. In Deutschland wurden diese unter dem Namen A210 hergestellt. Alle Exemplare stammen aus den Jahren 1989 bis 1992, sind also trotz Updates ebenfalls nicht mehr auf dem allerneuesten Stand.
U-Boot-Flotte von Russland: Putin hat Gewalt über mehrere Dutzend Exemplare
Wie viele U-Boote Russland den Nato-Staaten in der Ostsee entgegenstellen könnte, lässt sich kaum überblicken. Es scheint jedoch so, als würde sich Moskau für einen größeren Konflikt rüsten, die Wirtschaft soll längst auf Kriegsproduktion umgestellt haben.
Die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete im Dezember, dass die Marine laut Verteidigungsminister Sergei Schoigu „vier moderne Mehrzweck-U-Boote erhalten“ habe. Schon zuvor soll Kreml-Chef Wladimir Putin mehrere Dutzend U-Boote unter seinem Befehl gewusst haben. Einige davon können Nuklearwaffen abfeuern. Die Non-Profit-Organisation Nuclear Threat Initiative (NTI) schrieb Russland schon im März 2023 insgesamt 58 U-Boote zu.
Russland und die Nato: Moskau muss sich auch auf USA und Ukraine konzentrieren
Zahlenmäßig wäre Russland den zur Nato zählenden Anrainerstaaten der Ostsee also wahrscheinlich deutlich überlegen. Allerdings wird sich Moskau wegen seiner weltweiten Operationen kaum auf ein Gewässer konzentrieren können und wollen.
Aus Putins Sicht wird vor allem die Abschreckung in Richtung USA aufrechterhalten bleiben müssen. Der Gegner, dem aus Sicht des vor der Wiederwahl stehenden Präsidenten die meiste Aufmerksamkeit gebührt, ist und bleibt ohnehin die Ukraine. Und die liegt eben hunderte Kilometer vom Ostseeufer entfernt. (mg)